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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Rosenberg, Adolf: Die Baugeschichte Berlins von Alfred Woltmann, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0212

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413

Kunstliteratur.

414

sischen Rococo vollkommen ebenbürtig zur Seite steht. sie
steigerten sich bei dem Bau von Sanssouci und später bis
zu völligem Zerwürfniß, das erst nach Knobelsdorff's Tode
einer völligen Versöhnung im Herzen Friedrich's Platz
machte. — Knobelsdorff's Erfindung ist auch die von
dem nüchternen Boumann ausgeführte jetzige Universität.
Letzterer baute nach des Königs Zeichnungen die noch be-
stehende, mit dem stolzen Namen „Dom" behaftete Kirche
und die katholische Hedwigskirche nach dem Muster des
Pantheon. Aus der späteren Zeit Friedrich's ist besonders
erwähnenswerth Carl von Gontard, der neben Büring
und Manger bei dem großartigen Bau des neuen Palais
bei Potsdam beschäftigt war und später allein die beiden
Thürme anf dem Gensdarmenmarkt erbaute. Eine
Schöpfungseines Schülers, Christian Unger's, ist die königl.
Bibliothek, freilich auch nach den Jdeen des Königs, der
nichtblosdie berühmteJnschrift „nntrimkntum sxiritns"
verfaßte. Die Nachtheile, die sich aus diesem Eingreifen
des Königs trotz seines Mäcenatenthums ergaben, liegen
auf der Haud, und nicht blos für die Künstler selbst, welche
er gelegentlich „impertinent und gottlos" nannte, „Erz-
canailleu, die man zum Teufel jagen müfse", sondern auch
für die gesammte Entwicklung der Kunst, welche durch die
fürstlichen Launen eher gehemmt als gefördert wurde.
Selbst bei Errichtung von Privathäusern war es mehr
auf äußere Pracht als auf innere Brauchbarkeit abge-
sehen. Zuweilen litt auch die Solidität der Gcbäude unter
der übertriebenen Sparsamkeit des großen Königs. —
Unter seiuem Nachfolger herrschte wieder Trockenheit und
Nüchternheit, die besonders in Langhans, dem Erbauer
des Brandenburgers Thors (1783) ihren Bertreter fand.
Doch bezeichnet dieses bereits den Markstein einer neuen
Epoche. Jn dem lebenden Geschlecht war durch Lessing
und Winckelmaun, durch Stuart und Revett's „Alter-
thümer von Athen" der Sinn für die Antike wiedererweckt
worden. Friedrich Gilly, der alte Schadow, Heinrich
Gentz, Hans Christian Genelli lehnten sich zuerst wieder
an die Vorbilder des Alterthums an. Zu gleicher Zeit
wirkte in Berlin der große Carstens, welcher „die edle
Einfalt und die stille Größe" der Griechen von neuem
enldeckte. Jen? Männer (Gilly, Gentz, Genelli) ver-
dienen unserLobvornehmlich durch ihr Streben; Werke
von Bedeutung zu schafsen, war ihnen versagt. Aber
aus ihrem Kreise ging ein Größerer hervor, der alle vor
und nach ihm überragte, der ebenso wie Schlüter seiner
Zeit seinen Charakter gab — Schinkel.

Adolf Rosenbcrg.

Llmstliteratur.

Ä. Franks, Oataloxus c>k tlls oollsetion ok
Alass, kormoä l>)> Ikklix Llucks. (Douckon 1871.)


j

Jm März des Jahres 1868 starb zu London, 78
^ahre alt, ein reicherenglischer Privatmann, Felix Slade,

welcher während seines langen Lebens auf Reisen und zu
Hause, unterBeihülfe von Freunden und Agenten, Kunst-
gegenstände verschiedener Art, zuerst Kupferstiche und
Bücher über Kunst, dann erste Ausgaben älterer Werke
und kunstvolle Bucheinbände, zuletzt Gläser, Gemälde
und Handzeichnungen mit Eifer gesammelt hatte.

Die Venetianischen Gläser, mit welchen er
seine Glas-Sammlung beganu, zogen ihn, wie er selbst
erzählt, zuerst wegen der Schönheit ihres Materials und
der Eleganz ihrer Formen an. Dann interessirte ihn,
sie nach den verschiedenen Arten der Fabrikation und der
Ornamentation zu erweitern, und endlich war er mit Erfolg
bestrebt sie auch nach Alter und Herkuuft zu vervoll-
ständigen. Auf dicse Weise entstand im Verlanfe der
Jahre eine vielleicht einzig in ihrer Art dastehende Samm-
luug von 955 Nummern, welche die Dokumente für eine
vollständige Geschichte der Glasfabrikation von der ältesten
Zeit bis in's siebenzehnte Jahrhundert und bei allen
Kulturvölkern, bei deu Aegyptern, Phöniziern, Römeru,
Byzantinern. Arabern, Persern, Chinesen, Japanesen, in
Venedig, Frankreich, Spanien, Deutschland, England rc.
enthält und wegen ihrer seltenen Vollständigkeit von dem
höchsten Werthe für die Zwecke der Wissenschaft, der Kunst
und der Jndustrie ist.

Um eiue spätere Zersplitterung seiner mit großer
Mühe und vielen Opfern zusammengebrachten Samm-
lung zu verhindern, hat Slade sie, nebst seiuer werthvollen
Sammlung anderer Gegenstände, dem British Museum
zu Loudon vermacht, in welchem sie nun eine gesonderte
Ablheilung bildet, und hat auch ein Kapital zu ent-
sprechender Vermehrung derselben gestiftet.

Der Besitzer hatte, im Verein mit einigen Freunden,
einen Katalog seiner Sammlung angelegt, welcher im
Jahre 1871, also erst nach seinem Tode, durch Augustus
Franks, Konservator am BritishMuseum, vollendet, im
Druck erschien, jedoch leider in nur wenigen Exemplareu
gedruckt wurde und sich nicht im Handel befindet.

Wir haben uns unter diesem Buche, welches den
oben angegebenen Titel trägt, nicht einen gewöhnlichen
Kätalog nach deutscher Art zu denken, d. h. ein wenige
Bogeu starkes Oktavheftchen, sondern er ist eiu stattlicher
Folioband von 243 Seiten mit 22 Tafeln in Farben-
druck und 259 Holzschnitten, welcher mit der bekannten
englischen Solidität uud Eleganz ausgestattet ist und zu
den vvrzüglichsten Prachtwerken gehört, welche wir besitzen.
Abbildungen, Papier, Druck und Einband gehören zum
Besten, das man sehen kann. Die Abbildungen, sämmtlich
in unübertrefflicher Vollendung ausgeführt, geben, so weit
solches überhaupt möglich, ein vollkommen getreues Bild
der dargestellten Gegeustände, und überraschen nicht selten
durch ihre hohe künstlerische und technische Vollendung.

Der eigentliche Katalog der Glas-Sammlung, wel-'
cher den Haupttheil des Buches, Seite 1 —164 bildet,
enthält eine genaueBeschreibung und Erklärung und, wo es
besonders erwünscht schien, Abbildung der einzelnen
Stücke. Und zwar stnd diese Abbildungen so zahlreich,
daß sie schon bei flüchtigem Durchblättern des Buches
eine klare Borstellung von dem Jnhalte desselben, eine sehr
lehrreiche Uebersicht über die Geschichte und die Leistungen
der Glasfabrikation der verschiedenen Völker geben.

Wesentlich erhöht wird der Werth dieser Publikation
noch durch eine Einleitung von Alexander Nesbitt,
welche unter dem bescheidenen Titel: „blotss on tlik
 
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