Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Von den Berliner Ausstellungen
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0238

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
465

Kunstliteratur. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

466

voll und glücklich auftretenden Dame der Spiritus aus-
gegangen zu sein scheint, das zeigt sich auch hier wieder.
Die Geschichte sieht so langweilig ernsthaft aus, daß man
gar nicht ahnt, worauf es der Künstleriu eigentlich ange-
kommen ist.

August Heyn in München malt kartenspielende
Kinder, die sich bei dem Vergnügen ernsthaft raufen.
Den Gegenstand angenehm zu machen, müßte er mit
frischem Humor aufgefaßt sein; nichts fehlt aber dem
Bilde mehr als gerade der Humor, und so kann man
nicht recht warm dabei werden. L. U.

(Schluß folgt.)

Knnstlitrratur.

L. Blätter für Kunstgewerbe. Von der schönen Zeit-
schrift des Professors Valentin Teirich in Wien, „Blätter
für Kunstgewerbe", welche unter den Auspizien des k. k.
Wiener Museums erscheint, liegt der erste Band vollendet
vor. Jn demselben ist uicht nur alles das, was Redakteur
und Verlegcr im Prospekt versprochcn haben, gehalten, sondern
noch mehr geleistet worden. Jn Folge dessen hat dieses
Journal unerwartet schnell in den weitesten Kreisen Freunde
stch erworben und wird auch von Jndustriellen vielfach benntzl.
Und es verdient es diese Gunst in hohem Grade, denn es
entspricht wohl allen billigen Anforderungen, welche man
an ein derartiges Unternehmen zu slellen berechtigt ist. Das
Buch selbst ist seiner ganzen Ausstattung nach, in Druck,
Jnitialen, Vignetten, Abbildungen rc. ein mustergiltiges Er-
zeugnitz der Kunst - Jndustrie, und sein Jnhalt läßt die Hände
von Künstlern anf jeder Seite erkennen. Dieser erste Band
enthält mehrere sehr werthvolle Abhandlungen über Geschichte
und Theorie der Kunstgewerbe und eine große Anzahl Ab-
brldungen von alten und neuen mustergiltigcn kunstgewerblichen
Gegenständen. Jn Betreff der Stilrichtung sind, ohne andere
ganz auszuschließen, besonders die italienische Renaissance und
die moderne auf dem Studium der hellenischen Kunstformen
beruhende Renaissance, und wvhl mit Recht, vornehmlich be-
gllnstigt. Der zweite Jahrgang dieses verdienstvollen Unter-
nehmens verspricht wegen der zu erwartenden eingehenden
Berichte über die Wiener Weltausstellung besonders wichtig
und interessant zu werden.

LuIIslin iiiarininimtal. Die nnter diescm Titel von
de Caumont begründele Zeitschrift ist, wie fast alle archäolo-
gischen Blätter, die in Frankreich erfchienen, in den letzten
Jahren dem Schicksal erlegen, indem der seitherige Heraus-
geber die Redaktion niedergelegt. Das Unternebmen ist jedoch
neuerdings von G. de Cougny mit Unterstützung der 8ooietö
lransMse ä'LrobeolvAie wieder aufgenommen und erscheint seit
Februar dieses Jahres alle sechs Wochen besser und reicher
mit Jllustrationen bedacht in Heften von sechs bis sieben Bogen
gr. 8. bei Baur L Detaille in Paris. Der Subscriptionspreis
für einen Jahrgang belrägt außerhalb Frankreichs 18 Franken.

Nrkrologe.

8. Haßler -s. Am 14. April starb zu Ulm in hohem
Alter der Oberstudicnralh Professor vr. Haßler, Konservator
der Kunstdenkmale im Königreich Württemberg. Haßler war
der bedeutendste Alterthumsforscher Württembergs, hat sich
um die Erforschung der Kunst- und Kulturgeschichte von
Würtlemberg und spcziell um die <stadt Ulm die größten
Verdienste erworben. Daß Lie Restauration des Münsters
zu Stande gekommen, ist wesentlich sein Werk. — Seine nicht
unbedeutende Sammlung ältester Erzeugnisse der Druckerlunst
ist unlängst in den Besttz des Germanischen Museums in
Nürnberg übergegangen.

^ Carlo Arieriti, einer der ersten Maler der modernen
italienischen Schule, starb in Bologna nach langer Krankheit
am 3. April. Er war in Mailand gebürtig, verlebte aber
seine schönsten Jahre in Turin, das er als seine zweite
Heimath zu betrachten gewohnt war. Arienti war als Profefsor
an der Knnstakademie zu Mailand thätig, alS ihn König Carl
Albert, der die Nothwendigkeit fühlte, irgend einen Äkt der

Feindseligkeit gegen Oesterreich zu unternehmen und so den
Bruch niit den mächtigen Nachbarstaate herbeizuführen, auf
den er mit fieberhafter Aufregung harrte, uach Turin berief
und ihm die Aufgabe stellte, in einem umfangreichen Bilde
eine Episode aus der italienischen Geschichte, und zwar eine
siegreiche Schlacht gegen Oesterreich zu behandeln. Das Ge-
mälde fand seinen Platz im Treppenhause des kgl. Palastes
in Tnrin, Arienti aber konnte nicht mehr nach Mailand zu-
rückkehren, so lange es in der Hand Oesterreichs war. Carl
Albert. der den Künstler hoch schätzte, entschädigte ihn dafllr
durch seine Ernennung zum Präsidenten der Äccademia Alber-
tina in Turin, in welcher Stellung er mehrere Jahre blieb
und zahlreiche Schüler heranbildete. Erst in den letzten Jahren
siedelte er nach Bologna über, um dort als Direktor der
Akademie zu wirken.

Prrsonlllnachrichten.

Profcffor Ilr. Alfred Woltmann in Karlsruhe hat
einen an ihn ergangenen Ruf als Professor der Kunstgeschichte
an der Universität Prag angenommen.

Hofrath lli . W. Roßmariit, Sekretär der Großherzog-
lichen Kunstschule in Weimar, ist zum Lehrer der Kunstge-
schichte an der Königlichen Kunstakademie nach Düsseldorf
berufen und ihm gleichzeitig der Professortitel verliehen worden.

Zammlungcn und Äusstrllnngtn.

/X Münchener Kunstverein. Unlänqst waren wieder
zwei neuc Bilder von Defregger und Kurzbauer aus-
gestellt, von denen jedoch keines gegenüber den letztvoraus-
gegangenen als ein Fortschritt zu betrachten ist. Defregger
entnabm seinen Stoff dem bayerischen Oberlande. Ein Land-
wirth kehrt mit seinem „Preispferde" vom landwirthschaftlichen
Vereinsfeste znrück, und die Nachbarn beschauen dasselbe gleich
einem Wunderthiere, obschon sie es schon hundertmal gesehen
haben. Durch die Prämiirung hat es für die guten Leute
einen ganz neuen Werth erhalten, und sie sind zum Theil
wohl auch ein wenig stolz darauf, daß es gerade ihr Dorf
ist, aus dem es hervorgegangen. Der Künstler verstand es
trefflich, zu zeigen, wie das allgemeine Jnteresse der Dorf-
bewohner auf diesen einen Gegenstand sich koncentrirt, und es
ward ihm bei seiner außerordentlichen Begabung für die
Auffassung individueller Eigenthümlichkeiten nicht schwer, dieses
Jnteresse in den einzelnen Persönlichkeiten zum lebhaftesten
Ausdruck zn bringen. Aber es läßt sich nicht leugnen, daß
eben darin auch die Schwäche der Komposttion, eine gewisse
Monotonie, liegt; denn wie wichtig das Preispferd und sein
glücklicher Besitzer für die guten Leute auch sein mögen, der
Beschauer, der nicht demselben Kreise augehört, wird immer
etwas kühl bleiben und selbst durch die Theilnahme der
einzelnen Persönlichkeiten auf dem Bilde nicht entschädigt
werden, um so weniger als dieselbe der Natur der Sache
nach denn doch einen ziemlich gleichmäßigen Ausdruck findet.
Wenn das Bild entschieden weniger packt als desselben Künst-
lers so berühmt gewordener „Ball auf der Alm", so muß
man den nächsten und eigentlichen Hauptgrund in der weniger
glücklichen Wahl des Stoffes suchen. Auch in Bezug auf
Zeichnung und Furbe ist nicht Alles, wie es sein sollte: das
„Preispferd" ist in bedenklicher Weise verzeichnet, und Licht
und Farbe weist, obwobl die Scene unter sreiem Himmel
spielt, auf die im geschlossenen Raume gestellten Modelle hin.
— Kurzbauer brachte ein „Ländliches Fest in Württemberg",
ein sehr figurenreiches Bild von trefflicher Gesammtwirkung,
das nur den einen Fehler hat, daß es eigentlich aus drei
selbständigen Bildern besteht, welche durch kein geistigcs Band
unter sich in Verbindung gebracht sind. Fassen wir dasfelbe
von der linken Seite her in's Auge, so rundet sich hier die
Bauernfamilie aus den Alten und einem hübschen Töchterchen
bestehend, auf welche der stattliche Gutsbesitzer aus der Um-
gebung, der ihm eben die Hand reicht, ernstliche Absichten
zu haben scheint, zum ersten Bilde ab. Das zweite besteht
aus dem behäbigen katholischen Pfarrer, der einem lieblichen
Kinde das Glas Wein reicht, aus der nicht minder hübschen
Begleiterin der Dame und aus den jungen Burschen, welche
in bescheidener Ferne die Rückkehr ihrer Mädchen abwarten.
Und rechts im Bilde finden wir das dritte: eine Städter-
Familie hat sich an einem gesonderten Tische niedergelassen,
an dem noch Platz für Mehrere wäre. Die gute Frau
 
Annotationen