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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Henri Regnault's Salome
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0250

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VIII. Jahrgang.

Nr. 31.

Äeiträge

sind an l)r. C. v. Lützow
(Wien, Theresianumg.
25) od. an dieBerlagsh.
(Leipsig, Königsftr. 3)
zu richten.

16. Mai

Inscratc

L 2>/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Knnschand
lnng angeNLmoien.

1873.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildcnde Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der ,,Zeitschrift für bildende Kunst" xratjs; für sich allein bezogen
kostet der Iahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: Henri Regnault's Salome. — Der neue Katalog der Darmstädter Galerie. — Nottmann's Arkadenfresken.,— De Caumontf — Oester-
reichisches Museum in Wien. — Aus der Marienkiiche zu Danzig; Correggio; Entdeckungen in Assyrien. — Berlin: Karfunkel's Gemälde-
salon; Gemälde-Ausstellung in Conftantinopel. — Plaftischer Schmuck des Orangeriehauses bei Sanssouci: Braunschweiger Museum. —
Anfrage und Bitte. — Erwiederung. — Zeitschriften. — Berichte vom Kunstmarkt: Ansichten der Nürnberger Stadtniauer; Giacomo
Rossetti; C. G- Boerner's Kunst-Auktionen; Preisliste. — Neuigkeiten des Buch- unb Kunsthandels. — Inserate.

Hcnri Ncgnault's Zalome.

Jn dem neu erösfneten GemLldesalon von A. Kar-
funkel in Berlin ist seit einiger Zeit ein zweites Ex-
emplar von Henri Regnault's „Salome", aus dessen
Nachlaffe stammend, zu sehen. Es ist bekannt, daß dieses
Bild des jungen, damals noch als Pensionair zu Rom
weilenden Künstlers auf dem Pariser Salon von 1870
Furore machte. Als sein Urheber in der letzten unnützen
Schlächterei des deutsch-französischen Krieges, bei Bougival,
fiel, wurde er und sein Werk mit dem Heiligenscheine des
Märtyrerthums umgeben. Der Erfolg, welchen er mit
dieser Schöpfung gehabt hat, scheint die Veranlaffung ge-
wesen zu sein, daß er die Wiederholung mit nur wenigen,
ganz unwesentlichen Veränderungen gemalt hat, soweit
sich wenigstens mit Hilfe der in der Ourkttv äss Uvuux-
^rts publizirten Radirung ohne genauere Kenntniß nament-
lich von den Farben des Originales konstatiren läßt. Jch
habe wenigstens nichts weiter bemerkt, als das Fehlen
der Franzen an dem Gewandstücke, auf welchem sie sitzt,
eine verbesserte Zeichnung des linken Fersengelenkes uud
eine kleine Beränderung an der Schlangenspange um
den rechken Arm.

Nachdem über das Bild bereits so viel geschrieben
ist, möchte ich nicht genauer auf dasselbe eingehen. Es ist
unbedingt eine höchst interessante Erscheinung; es verräth
sich in demselben ein koloristisches Geschick, welches geradezu
mit den Schwierigkeiten und Wagnissen sein Spiel treibt.
Ein solches Zusammenstellen der unversöhnlichsten hellen
Töne in nächster Nähe nebeneinander auf einem kanarien
gelben Hintergrunde und trotzdem mit harmonischer Wir-
kung und einem beinahe warmen Totalesfekt ist ein Kunst-

stück ersten Ranges. Außerdem sind namentlich einzelne
Theile mit einer bewundernswerlhen Bravour gemalt,
so beispielsweise das durchsichtige goldglitzernde Gewand,
welches den Unterkörper verhüllt und doch seine Formen
durchschcinen läßt, und dessen Wirkung auf der ange-
führten Radirung auch nicht einmal andeutungsweise hat
wiedergegeben werden können. Aber etwas Patholo--
gisches, etwas Krankhaftes und Ueberreiztes hat das Bild
unter allen Umständen. Dieses Rafsiniren auf Zerle-
gung eines Tones und Zusammenfassung von einigen
anderen, um so durch mehrere nebeneiuander gcstellte
Farben eine Einheillichkeit, die Wirkuug einer einzigen
Farbe gewissermaßen, in Satz, Gegensatz und Vermitte-
lung aufgelöst, zu erreichen, wie das namentlich neben
dem Fleischtone des Busens in dem links hellgelben uud
rechts hellrosa Gewande gemacht ist, hat als Kunststück
einen gewissen Werth, aber die Wirkuug ist doch zu wenig
unmittelbar, kommt zu sehr nur durch eine klügelnde
Neflexion — beim Maler uud beim Beschauer — zu
Stande, als daß dergleichen als eine glückliche Errungen-
schaft der Kunst angesehen werden könnte.

Bon dem Gegeustande uud seiner Behandlung selber
läßt sich kaum sprechen. Die Tochter der Herodias zu
einer wilden, vor Wollust blutdürstigen Bestie zu machen,
die mit vom Tanze noch fliegendem Busen und schnanben-
den Nüstern auf das in Empfang zu nehmende Haupt
Johannis des Täufers „lungert", das ist eine so eigen-
lhümliche Enldeckung des jungen französischen Meisters,
daß man darüber gar nicht rechten kann, sondern sich's eben
wohl oder übel gefallen lassen muß. Uebrigens ist der dämo-
nische Ausdruck des Kopfes in den jugendlicheren Zügen des
hier ausgestellten Exemplares nicht so kräftig, aber auch
 
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