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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Meyer, Bruno: Eduard Magnus und die Magnus-Ausstellung in Berlin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0266

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VIII.Jahrgang.

Nr. 33.

Gcitrügc

sindanvr. C.X.Lützow
<Wien, Theresiannmg.
2S) od. an die Verlagsli.
tL-Ipiig, KönigSstr. g>
zu richten.

30. Mai

Inftratc

L 2>>2 Sgr. fllr die dre
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Bnch- und Kunsthand
lnng angenommen.

1873.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

DieS Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Adonnenten der „Zeitschrift fllr bildende Knnst" gratis; fllr stch allein bezogen
lostet der Jahrgang S Thlr. fowohl im Buchhandel wie auch be! den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Eduard MagnnS nnd die MagnuS-AuSstellung in Berlin. — Nekrologe: Tolstoh; Oechslin. — Eröffnung einer weiblichen Gewerbe-
Zeichenschule in DreSden. — Kunstverein in Altenbnrg. — A. v. Zahn. — Dllsseldorf: Ausstellungcn. — Külner Kunstauktion. — Jnserate.

Eduard Magnus und dic Magnus-Äusstellung
in Äerlin.

Von Bruno Meyer.

Am 8. August vorigen Jahres, nur wenige Tage
vor dem Abscheiden von Friedrich Eggers, starb in Berlin
Profefsor Eduard Magnus, der in dem Kunstleben
daselbst in vielfacher Beziehung eine hervorragende, zum
Theil maßgebende Rolle gespielt hat.

Eduard Magnus war zu Berlin am 7. Januar 1799
als Sproß einer reichen Familie geboren und der Bruder
des vor kurzer Zeit verstorbenenPhysikers Gustav Magnus
und des noch lebenden Banguiers von Magnns. Nach
Absolvirung seiner Schuljahre widmete er sich nach einan-
der dem Studium der Medizin, der Architektur und der
Philosophie, ohne eins von diesen bis zu Ende durchzu-
machen. Er besuchte darauf das Atelier Schlesinger's
und trat seit der Ausstellung vom Iahre 1826mit eigenen
Gemälden hervor. Daranf machte er — 1826 bis
1829— eine Reise durch Frankreich und Jtalien, hielt sich
später noch längere Zeit in Paris auf, wurde im Jahre
1837 Mitglied der Berliner Kunstakademie, und im Jahre
1844 mit dem Professortitel geehrt. tDem Senate der
Akademie hat er nicht angehört.)

Jn seinen letzten Lebensjahren hatte er das Unglück,
durch eine schnell zunehmende und einen hohen Grad er-
reichende Schwäche des Gesichtssinnes, durch eine ganz
abnorme Steigerung der Weitsichtigkeit in seiner künst-
lerischen Thätigkeit empfindlich gehemmt zu werden. Er
konnte schließlich nur noch mit zwei sehr scharfen Brillen
übereinander und mit der größten Anstrengung arbeiten,
und es ist zu bewundern, daß bei dieser äußeren Hemmung

seine letzten Werke kaum eine Spur davon tragen, unter
welchen Bedingnngen sie zu Tage getreten sind: weder
eine peinliche Detaillirung, noch eine flüchtige, dekorative
Behandlung, zu welchen beiden Extremen jene Schwäche
leicht hätte führen können, ist irgendwo zu bemerken, viel-
mehr hat er in den letzten Jahren nieist besser als früher auf
die Gesammthaltung seiner Bilder hinzuarbeiten vermocht.
— Sein Gesundheitszustand erforderte mehrfach den Auf-
enthalt im Süden; so besuchte er auch zweimal Spanien.

Durch seine immerhin den meisten seiner Kollegen
in der Kunst überlegene Bildung und die Schärfe seines
Verstandes gelang es ihm, sich in den Künstlerkreisen über-
haupt und namentlich in der akademischen Körperschaft
eine gewisse Führerschaft zu erwerben und einen sehr
merklichen Einfluß auf die Meinungen und Unternehmun-
gen derselben auszuüben, sodaß namentlich in den letzten
Jahren sein Name fast mit allen bedeutenden Streit- und
Thatsachen auf künstlerischem Gebiete in Verbindung ge-
nannt werden mußte. Freilich nicht immer in einer Weise,
welche sich derBilligung von Seiten einer strengen und sach-
gemäßen Kritik erfreuen konnte; denn wie schon aus seinem
Studiengange hervorgeht, fehlte es ihm an einer gewissen
Stetigkeit; er hatte etwas von Allem, so daß er leicht zu er-
regen war und vielseitig anregend wirken konnte; aber wenn
er zur eigentlichen selbständigen Wirksamkeit kam, so fehlte
es ihm überall an der letzten Vollendung, die das Gelingen
verbürgt. Mit den fest gefügten Systemen mehrerer Wissen-
schaften in Berührung gekommen, hatte er den Vortheil
einer systematischen Einsicht in die Dinge zu sehr schätzen
gelernt, um sich für den Kreis seines eigenen Erkennens
dieses Vortheiles zu begeben, und so hatte er sich ein aus-
gebautes System des Kunsterkennens und Kunsterfassens
 
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