Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Meyer, Bruno: Eduard Magnus und die Magnus-Ausstellung in Berlin, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0274

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

VIII. Jahrgang.

g.

18

)v

;r

or-

t'8

U8-

ll6U

8.

!l

lnsr,

:tke,

LUS-

ocd-

rtev

vi

:r il

Gritrügc

stnd an vr, C.». Lützow
<Wieu, Theresianumg.
2S) od. an die Bcrlagstz.
(L-iMg, KönigSstr. S)
zu richten.

6. Iuni

Nr. 34.
Inftratc

ä 2>/2 Sgr. für die drei
Mal gcspaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand
lung angenommen.

1873.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" xratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: Eduard Maqnus und die Magnuß-Ausstellung in Berlin. — Aus dem Oefterreichischen Kunstverein. — I. Andrews-s. — Münchener Kunst-
verein; Kopienmuseum in Paris; Gemälde-Äusstellung der Londoner Kunstakademie. — Aus Tirol; Marmorstatue Friedrich Wilhelm's IV.
von Bläser; Archäoloqische Untersuchungsreise nach Samothrake; Cavour-Statue von Duprö. — Berichtigungen. — Zeitschriften. —- Berichte
vom Kunstmarkt: Pariser Kunstauktion. — Neuigkeiten des Buchhandels. — Inserate.

Eduard Magnus und die Magnus-Äusstellung
in Äerlin.

Von Bruno Meyer.

(Fortsetzung.)

Jch komme nun zu den Gemälden, welche anderen
Genres als dem Porträt angehören. Unter ihnen war
wohl das intereffanteste jenes Genrebild vom Jahre 1830,
welches zwei Mädchen und einen jungen Mann in italiä-
nischer Tracht unter einem Fruchtbaume in Untcrhaltung
darstellt. Das eine der Mädchen steht erhöht auf einer
an den Baum gesetzten Leiter, das andere neben der
letzteren, und von ihr empfängt der rechts sitzende junge
Mann mit schwärmerisch aufgeschlagenem Blicke eine
südliche Frncht. Das ist die allerreinste Romantik, die
sich irgend denken läßt, jene Gewaltsamkeit in der Hypo-
stasirung der Empfindung, jene Verkünstelung der Natur
und naturwüchsiger Menschen und jene Geist- und Leb-
losigkeit in Bewegungen, Mienen und Gruppirung, wie
sie der chemisch reinen Romantik zukommt. Es ist ein
Schablonenbild aus jener Zeit, an dem man die ganze
Verirrung der Richtung und, einige Spitzen von dauern-
der Bedeutung ausgenommen, die Höhe bessen, was sie
zu erreichen vermochte, erkennen kann. — Ganz ähnlicher
Richtung gehören noch einige andere Studien einzelner
Figuren an: so eine Jtaliänerin, lebensgroßes Knsestück,
kocken und grell in der Farbe, ohne rechte Vertiefung des
Bildes, unlebendig im Kopfe. — Geradezu unheimlich
sind dann jene beiden wohl auch italiänischen — vielleicht
uuch spanischen? — Mädchen, von denen namentlich das
eine, zumal in den Augen, auf das Entsetzlichste verzeich-

netsst.

Bessere Tonarten schlägt Magnus dann in späteren
Bildern an. So hat er z. B. eine kecke Bäuerin mit
aufgestütztein linkem Arm und großem Strohhute ge-
malt, bei der es zwar nicht schöu ist, daß der vorspringende
Ellenbogen einem die ganze Vorderlinie des Körpers ver-
hüllt, und deren Profil auch nicht so schön ist, daß man
den Kopf expreß hätte in dieser Ansicht zu malen brauchen;
aber das Bild ist lebendig, frisch und gut in der Farbe.—
Nicht so viel Lob läßt sich einer Frucht- und Blumen-
händlerin spendcn, gleichfalls in lebensgroßem Hüftbilde.
Die gewaltsam nach außen gedrehten Augen sind schrecklich
sorcirt und in ähnlicher Weise wie bei jenen italiänischen
Mädchen falsch gezeichnet. Es fehlt hier auch an einer
rechten Geschloffenheit bes Kolorites, und die Gestalt im
Ganzen ist auch nicht aus einem Guffe. — Ansprechend
ist die nicht vollständig durchgearbeitete Studie eines
Savoyardenknaben.

Mit ganz eigenthümlichem Jnteresse aber sieht man
heute jenen bekannten Fischerknaben von Nizza mit dem
aufgestützten Arme, welcher einst — es war anfangs der
40er Jahre — auf der Berliner Ausstellung Furore
machte und Alles in Entzücken versetzte. Es war die Zeit,
als man hier anfing, realistisch zu malen; und da kann man
es sich erklären, wie die flotte, freic Manier, eine nicht
romantisch zugestutzte, sondern naturwüchsige Persönlichkeit
in einer nichts weniger als etiquettemäßigen Haltung, in
ihrer wirklichen, wahren, durchaus nicht eleganten Tracht,
mit einer nur das Wesentliche des Ausdruckes mit Be-
wußtsein markirenden Technik darzustellen, zunächst gegen
das Gewohnte einen befremdlichcn und durch die schlagende
Wahrheit und die einleuchtendeBerechtigung desneuenWe-
ges in der Kunst einen bannenden und erfreuenden Eindruck
 
Annotationen