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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Düsseldorfer Kunst-Ausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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Düsseldorfer Kunst-Ausstellung. — Aus dem Oesterreichischen Kunstverein.

604

hat viel Schönes; auch das weit farbigere Bild
„Das schmeckt einmal" von Auguste Ludwig wirkt
Lußerst ausprechend. Jn dem „Knaben mit Hund" von
Fritz Sonderland erfreut wieder der gesunde Humor,
den wir in Carl Wagener's „Puppenspieler" vergebens
suchen. Auch desselben K'nnstlers „Lautenspielerin" läßt
uns kalt, obgleich das erfolgreiche Studium italienischer
Meisterwerke darin nicht zu verkennen ist. Von den
beiden Bildern von F. Reinke möchten wir dem „Schaf-
stall" den Vorzug geben, da uns das „Kölner Hännschen-
Theater" etwas zu groß für den Gegenstand erscheint.
„Die polnischen Bettelkinder" von Frl. Ernestine
Friedrich sen, sowie die beiden Genrebilder von Frl.
Engelhart nnd die Stndienköpfe von Frau Marie
Wiegmann und Frl. Helene Richter legen wieder
rühmliches Zeugniß ab für die hohe Begabung dieser
Künstlerinnen, denen sich noch Frau Elwin, Frl.
Cuno u. A. anschließen. Reizcnd im Ausdruck und
vortrefflich gemalt ist ein Blumenmädchen von Albert
Raudnitz, einem talentvollen Schüler von Hoff. „Die
Lautenspielerin" von L. v. Rößler ist sehr brillant in
der Farbe, sonst aber wenig interessant., und von den
sonstigen Genrebildern wären noch Werke von Werner,
M. Todt, Leineweber, Hartmann, Schade,
Gehrich, C- v. Haase, Lork und Andern anzuführen,
wenn es nicht den uns zugemessenen Raum überschreiten
würde.

Carl Schlesinger's „Heimgang aus der Kirche",
ein großes, schön kvmponirtes Bild, vermittelt am besten
den Uebergang zur Landschaft, die sehr gediegene nnd
schätzbare Werke aufweist. Vor Allem sind es da F.
Ebel, C. Fahrbach, C. Jrmer unv Jos. Will-
roider, beren Leistungen a»f allseitige Anerkennnng
rechnen dürfen. Auch Arnold Schulten, einer der
ältesten Düsseldorfer Landschaftsmaler, hat ein vorzüg-
liches Bild geliefert, dem sich die Gemälde von W.
Klein, A. Keßler, H. Krüger, C. Hilgers, E.
A. Jreland, H. Deiters u. A. würdig anschließen.
Felix Kreutzer beweist in seinem „Mondaufgang" sein
schönes Talent, verfehlt aber die Wahrheit der Beleuch-
tnng, und Paul Hoffmann's „Waldlandschaft" ist bei
aller Frische des Tons doch allzn dekorativ. Höchst
poetisch wirkt die „Abendlandschaft" von I. Jansen;
Jacobsen und A. Thiele glänzen mit Schneeland-
schaftcn. „Der Brocken" von A. Metzener, „Mo-
tive von der Ostsee" von F. Hoppe, I. Sie-
mering und Frl. v. Perbandt und „Wald- und
Gebirgsbilder"vonBernardi, vonBernut, Frische,
Genschow, Schreiner nnd vielen Andern liefern den
erfrenlichen Beweis, daß auf diesem Gebiete hier noch
inimer Tüchtiges geleistet wird.

Jm Architekturbild haben Pulian, Odelmark,
Lerche, Stegmann, C. Weysser und H. Heger

recht Erfreuliches zu Tage gefördert, und von Thier-
stücken sind die Bilder von Seibels mit besonderer
Anerkennung hervorzuheben.

Unter den Kupferstichen befinden sich vier treffliche
Blätter von C. E. Forberg, von denen „Die frucht-
lose Strafpredigt" nach Bautier als Nietenblatt des
Vereins in diesem Jahr ausgegeben wird. H. Steifen-
sand's „Anbetung der h. drei Könige" nach Veronese
ist für nächstes Jahr als Nietenblatt bestimmt. Wir
haben diese ausgezeichnete Arbeit bereits mehrfach ge-
würdigt, und ebenso ehrenvoll bekannt ist schon der jüngst
vollendete Stich von Rudolf Stang nach Raffael's
„Sposalizio", der zu den besten Werken der neueren
Kupfcrstecherkunst gehört. Die Statue der „Hofsnung"
von C. Hilgers zeugt von einem hübschen Talent, dem
aber noch die tiefere Durchbildung abgeht.

Äus dem Oesterreichischen Kmckverein.

(Schluß.)

Wir haben uns noch zu Courbet's Bildern
zu wenden, die im Laufe der Saison (leider wegen Mangels
an Raum abwechselnd) zur Ausstellung gelangen. Es
wäre sür Wien, wo der Künstler zum ersten Male mit
einer größeren Zahl von Werken auftrat, wichtig ge-
wesen, eine Reihe von Arbeiten verschiedenen Genre's
aus verschiedenen Zeiten nebeneinander vorzusühren, um
dem Urtheile des Publikums über den Werth Courbet's
als Maler eine breilere Basis zu geben; so aber wurbe
mit dem Grassesten begonnen, um vielleicht mit dem
Besseren und Guten in echt kaufmännischer Weise erst
später hervorzurücken. Courbet dürfte es daher mit
seinen Verehrern in Wien nicht besser ergehen, wie zur
Zeit iu Frankfurt, wo ihm auch seine böse Seite von
vorneweg Mes verschenchte. Kopfschüttelnd stehen Künstler
und Laien vor diesen Figurenbildern, rathlos darüber,
wie denn solche Malereieu mit dem Renomms des Na-
mens in Einklang zu bringen seien. Die Einen lächeln
nnd gehen gleichgiltig weiter; die Andern brechen un-
willig über die „Entwürdigung der Kunst" den Stab
und vernrtheilen den Helden der Bendome - Säule in
Bausch und Bogen; wieder Andere suchen zu deuten,
wenn auch, wie die Zigeuner, aus den Linien einer
Hand, nnd glanben die Ursachen solcher Kunst in tief-
verborgener Symbolik zu finden, die eben nur so und
nicht anders dargestellt werben müsse: darüber sind aber
die Meisten einig, daß der Kunstverein und Courbet uns
diesen zweifelhaften Kunstgenuß hätten ersparen können;
diese Bilder waren es am Wenigsten, die ihn zu dem
berühmten Conrbet machten; wir erkennen in ihnen
ebenso, wie seine Landsleute, zur Zeit ihres Erscheinens
(1851—55) nur die Verirrung eines wohl bedeutenden,
 
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