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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Riegel, Herman: Zum Cornelius-Denkmal
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Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum des Künstler-Vereins Malkasten in Düsseldorf
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651 Zum Conielius-Deiikmal — Das süufuudzwanzigjährige Jubiläum des Künstlervereins Malkasten in Dirsseldorf. 652

Er nieiut, der Kranz, wenn er verdient ist, gehört auf's !
Haupt.

4. Ein heikler Punkt ist die Proportion. Cornelins
sagte, Jhr Figürchen ware, wenn auch alle Maße mit
seinem Kvrper genau stinimtcn, dvch im Berhältniß zum
Kopf insofern zn klein, als in der Knnst unter Umständen !
erst gewisse Modifikationen der Wirklichkeit denselben ^
Eindruck der Proportionalität hervorbringen, wie die j
lebende Statue."

Man enlnimmt aus diesen Ansichten des Meisters,
daß eine Statue desselben nur dann wahrhaft in seinem !
Sinne und Geiste gehalten sein würde, wenn sic bei
rein klassischer Formgebung aus einer Auffassung, wie I
die eigentlich historische Kunst sie an die Hand giebl,
hervorgegangen wäre, daß aber cine allzu starke Betonung
der realen Erscheinung, wie sie wirklich im Leben sich
zeigte, ihn nicht wohl hätte befricdigen können. Die
Meinung, daß öffentliche Denkmäler verdienter Männer
diese in möglichst trener Wiedergabe ihrer ganzen äußeren
Erscheinung veranschaulichen sollen, wird zwar allerdings
von Tag zu Tage estne immer mehr ansschließliche. Jch ^
bin weit entfernt, die Berechtigung derselben im Allge- >
meinen anzugreifen; aber wenn irgendwo die ansschließ-
liche Geltung derselben bekämpft werden kann, so ist es
in diesem Falle. Denn eine realistisch behandelte Statue
von Cornelius würde niemals die geistige und geschicht-
liche Bedeutnng dieses Mannes wahrhaft aussprechen
können, da Cornelius bekanntlich klein von Gestalt war,
von jeher einen unsicheren Gang und meist eine etwas
vernachlässigte Haltung hatte. Nehme man dazu einen
weiten, etwas über die Knie herabreichenden Rock, weite
Hosen nnd Weste, ein starkes Halstuch und hohe spitze
Vatermörder, in denen der Kopf steckt, so wird man
gewiß zugeben, daß.diese Gegcnstände nicht nothwendig
zum Wesen und zu der Vorstellung von dem Maler der
Offenbariing des Johannes gehören. Die Erhebung
einer solchen, für alle Zeiten lebenden Persönlichkeit aus
dem Banne zufälliger Kleidermoden in die Sphäre rei-
nerer, für alle Zeiten gültiger Formen dürfte hiernach
in dieseni Falle wohl außer Frage stehen. Eine solche
Erhebung würde nichts Anderes sein und bedeuten, als
die Erlösung des geschichtlichen Jndividuums, der histo-
rischen Gestalt von den Zufälligkeiten des wechselvollen
und mühseligen Lebens, ihre Bersetzung in das Reich
der Freiheit, wo eine höhere Gesetzmäßigkeit nnd stetige
Dauer herrschen. Jch füge schließlich zur Vermeidung
von Jrrthümern nur noch hinzu, daß ich mit diesen
Aeußerungen Nichts von allgemein prinzipiellem Werthe
habe aussprechen wollen, svndcrn daß ich lediglich den
besonderen hier vorliegenden Fall im Auge habe.

Braunschweig. Hcrinan Riegel.

Dns fünfundManzigjälirige Zuliiliium
des Künliler-Vereins Malkalien in Düjseldvrf.

11. Am Morgen des 9. Juli vereinigten sich zahl-
reiche Festgenvssen in den Laubgängen des schöncn Ja-
cvbi'schen Gartcns, iim das silberne Inbiläum des
„Malkasten" feierlich zu begehen. Um 1 Uhr berief cin
Trompciensignal dieselben in den geschmückten Saal des
malerischen Winterlokals, und nachdem die Jubclouverture
von Weber das Fest eingeleitet hatte, bestieg Professor
W. Camphausen die Rednerbühne, um dem denkwürdigen
Tage in schwungvollen Worten die Weihe zu geben.
Unter lebhaften Hochrufen verkündigte er zunächst die
Ernennnng des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, des
genialen Staatsmannes, der sich um die Einigung
Deutschlands unvergängliche Berdienste erworben, und
des Altmeisters der Düsseldorfer Malerschule, des Galerie-
Direktors C. F. Lessing in Carlsruhe, zu Ehrenmit-
gliedern des Vereins und entrollte dann in markigen
Zügen ein Bild der ereignißreichen Geschichte des „Mal-
kasten" von der Entstehung bis heute, wobei er der
großen Berdienste vieler Mitglieder, von denen schon
manche der Hervorragendsten, wie Leutze, Hasenclever,
MicheliS, Map Heß n. A., allzufriih entschlafcn sind,
in dankbarer Anerkennung gedachte. Mit dem Ausdruck
zuversichtlicher Hoffnung auf die fernere Blüthe des
Vereins schloß die in jeder Beziehung vortreffliche Rede
unter dem rauschenden Beifalle der Versammelten- Der
Gesang von Biendelssohn's Ode „An die Künstler" bil-
dete den Uebergang zum Festmahl, welches in einer schön
geschmückten Halle im Garten stattfand. Der Ober-
Präsident der Rheinprovinz, Frhr. von Bardeleben, er-
öffnete die Reihe der Trinksprüche unter Hinweis auf
die naiionalen Aufgaben der Kunst mit einem Hoch auf
den deutschen Kaiser. Professor Christian Bötlcher brachte
dann als einer der Stifter des Vereins den Toast auf
den „Malkasten", worin er besonders dessen Berdienste
un> die Einigung aller deutschen Küustler durch die erste
Anregung zur Gründung der „Allgemeinen deutschen
Kunstgenvsscnschaft" gebührend hervorhob. Der Regie-
rungSpräsident Frhr. von Ende sprach darauf als Vor-
sitzender des Kuratoriums der königl. Kunst-Akademie und
als Chef des Regierungsbezirks in herzgewinnender Weise,
und der Oberbürgermeister Hammers dankre im Namen
der Stadt dem „Malkasten" für vie vielen Bemühungen
des Vereins znr Linderung der Noth durch Beranstal-
tung von Festen, Berloosungen u. dergl. und wünschte
ihm ein fröhliches Gedeihen. Auf beide höchst beifällig
aufgenomniene Reden erwiedcrte Maler Carl Hoff ebenso
witzig wie geistreich und brachte dann den auswärtigen
Ehreugästen ein bewillkouimnendes Hvch. Bon den letz-
teren drückten hierauf die Bertreter Berlius, Wiens
und Münchens, die Herren Burger und Brausewetter,
 
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