Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Meyer, Bruno: Der Berliner Gypspapst, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0346

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bcililatt zur Zeitschrift sür bildendc Kunst.

VIII. Jahrgang.
Sciträge

stnd an vr.C.V.Liitzow
Theicstanumg.
2a)od.andieBcrIN»Stz.
(Lkip)ig, KSnigssti. S)

Nr. 43.
Inscrnic

ü. 21/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Bnch-
und Kunsthandlung an-
genonunen.

8. Äugust

t873.

Dies Blatt, jede Woche aur Freitag erscheinend, erhalren die Abonnenren oer „Zeitschrift für bildende Kunst" xrnlis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl inr Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnbalt: Der berliner Gypspapft. — Unrgestaltung der Wiener Centralcommissson. — M. Thansing. — Wiener Leihausstellung alter Gemälde. —
Hamburg: E. v. Gebhardt. — Grunbsteinlegung der neuen Börse in Wien; Aus Rotenbnrg; Ans Tirol; Aus dem Atelier des Bildhauers Schies.
— Neuigkeiten des Buchhandels. — Zeitschriften. — Jnserate.

Der bertiner Gypspapst.

Po» Bruno Mcycr.

Sie haben Recht, die Zeitschrift darf zu dem Böt-
ticher'schen Skandal im Berliner neuen Museum nicht
länger schweigen, und sie hätte längst in ausführlicher
Weise das Wort ergreifen müssen, wenn sie nicht das
beruhigende Bewußtsein hätte, vor allen öffentlichen Or-
ganen in Deutschlanv, wenn auch nur voriibergehend
und mit wenigen Worten, ihre Berurtheilung des neuen
Bötticher'schen Anfstellungsprineips ausgesprochen zu
haben.

Was ich damals hier nur kurz angedeutet habe,
das ist von mir, lange bevor der allgemeine Sturm
ausbrach, an zwei anderen Stellen etwas ausdrücklicher
und nachdrücklicher wiederholt worden: in der „Deutschen
Warte" und in der „Gegenwart". Jch bin aber für
diese mehrfachen Beanstandnngen seines eigensten Werkes
von Herrn Professor Bötticher mit einem mitleidsvollen
Schweigen geschont worden, wahrscheinlich weil er mir
eine viel zu geringe Autorität zugestcht, als daß er es
der Mühe werth halten sollte, mir die seinige oder ir-
gend etwas cntgegenzusetzen. Jn jenem Urtheile nun
stimme ich ihm bei: auch ich kann in meincn Worten
nichts Autoritatives erblicken, sondern da ich überhaupt
keine Unfehlbarkeiten ancrkenne und am allerwenigsten
mich selber, wie Herr Bölticher thut, für nnfehlbar halte,
so muß ich dem, was ich sage und schreibe, Gewicht
und Werth durch die innere Wahrheit und die Wucht
der Argumente zu geben suchen, und ich freue mich, im
vorliegenden Falle, auch ohne die Aufmerksamkeit Böt-
kicker's erregt zu haben, durch die allgemeine und unter

den Competenten einmüthige Verurtheilung des Böt-
ticher'schen Werkes im Berliner Mnseum gerechtfertigt
worden zu sein.

Jn weiteren Kreisen wurde die Aufmerksamkeit erst
aus diese Angelegenheit gelenkt, als Professor Conze in
den „Preußischen Jahrbüchern" unv Professor Lübke
in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" die Sache
zur Sprache brachten, worauf Herr Professor Bötticher,
wie bekannt, in einer kleinen Brochüre antworkete, die
denselben Titel wie die Conze'sche Studie trägt: „Von
den Berliner Museen", mit dem zur Charakteristik ihres
Jnhaltes dienenden Beisatze: „Eine Berichtigung an
(!) A. Conze in Wien". Zu diesem glänzenden Deutsch
auf der ersten Seite bildet die wunderbar glänzende
Logik auf der letzten Seite, mit welcher Conze's Vor-
wurf wegen Bötticher's überwendlichen und unlesbaren
Stiles parirt werden soll, ein trefsliches Pendant.

Dieses Opus, welches, wenn man ihm die Ehre
anthut, es ernsthaft zu nehmen, eine Tonart in die wis-
senschaftliche Streitangelegcnheit hineinträgl, wie sie in
den Blüthezeiten theologischer und philologischer rabiatcr
Händel täum erhört war, hat eine Anzahl von andecen
Forschern veranlaßt, gleichfalls ihre Stimme in dem
Streite erschallen zu lassen. So hat Reinhold Kekuls
in der Zeitschrist: „Jm neuen Reich" sich ganz im
Sinne Conze's erklärt, ebenso nach ihm in der „Gegen-
wart" Adolph Rosenberg, und sehr treffend Alfred
Woltmann. Lübke hat die täktlosen und fast gemeinen
Schmähungen, welche das Pamphlet Bötticher's ohne
jede Veranlassung gegen ihn pcrsönlich geschleudert hat,
bereits in dcr „Augsburger Allgcmeinen Zeitung" mit
einer ungewöhnlich scharfen, aber wohlverdientcn öffent-
 
Annotationen