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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Meyer, Bruno: Der Berliner Gypspapst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0370

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VIII. JahriMg.
üciUagc

smd an vr. C. V. LÜIzvW
<WitN, Theresianmng.
25)od.andieVerlagssi.
(Lcip)ig, Königsftr. 3)
zu richten.

21). ^ugust

Nr. 46.
Inscratc

u 21/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommeu.

1873.

Beiblatt zur Zeitschrist für bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten oer „Zeitschrift für bildende Kunst" xraH«; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: Der Berliner Gypspapst. (Fortsetznng.) — Berlin: Korrespondenz. — Rasfael's elfte Tapete. — Jan Matejko; Reinh. Kekuls; Oswald Ufer. —
Gewerbeverein zu Mainz. — Düsseldorf: Ausstellung. — Knpferstecher Etlers.

Der Serliner Gypspapst.

Von Bcuno Mcycc.

(Fortsetzung.)

Dic historische Änordnung ist für Kunstsummlungen
die beste, aus demselben einfachen Grunde, aus dem sie
von Herrn Bötticher nicht beliebt wird; sie ist nämlich
die einzige, in welcher die Kunstwerke unter dem Ge-
sichtspunkte der Knnst betrachtet zu ihrem Rechte
kommen. Man kann Kunstwerke, wie alle anderen Ge-
genstände wissenschaftlicher Bctrachtung, für die wis-
senschaftliche Betrachtung unter sehr verschiedenen
Gesichtspunkten zusammenstellen. Für jede Art von
wissenschaftlichen Objekten aber ist ein Gesichtspunkt der
haupksächlichstc und wichtigste, und vas ist für Kunst-
gegenstände ohne Zweisel der künstlerische. Das gegen-
ständliche Jnteresse, welches durch die Erklärungen prä-
judicirt wird, nnd welches man meinethalbcn als das
specifisch archäologische bezeichnen mag, obgleich das
streng genommcn nicht ganz richtig ist, steht weitaus
in zweiter Linic.

Die Absicht einer gut geordneten Knnstsammlung
kann nur die sein, das Publikum, wie gemischt es auch
sein mag, mit guten und erkennenswerthen künstlerischen
Arbeiten bekannt zu machen, und das so gut wie immer
Möglich zu thun; das heißt: es muß jedes Kunstwerk
unter den ihm möglichst günstigen Bedingungen vorge-
führt werden. Diese möglichst günstigen Bedingungen
werven aber nur bei der historischen Zusammenstellung
gewährt, wo eines das andere erklärt und in seiner
Z Wirkung unterstützt, nicht aber bei der gegenständlichen
Zusammcnstellung, wo sämmtliche als Konkurrenten für

die Darstellung eines bestimmten Gegenstandes oder Ge-
dankens auftreten, und eines das andere todt macht.

Wenn wir dem Publikum überhaupt Kunstwerke
aus anderen Zeiten als denen der hvchsten Kunstblüthe
vorführen, so machen wir uns selber lächerlich, wenn
wir das untcr Umständcn thun, die es dem Laien ge-
^ radezn nnmöglich machen, die ihn gerades Weges mit
dem Geiste der Widersetzlichkeit dagegen erfüllen, sich
unserer Belehrung anznvertraucn und sich auch für die
Produkte der verschiedenen Entwickelungs- und Verfalls-
stufen der Kunst zu interesstren. Das Publikum ist,
oank unserer mangelhaften ästhetischen Erziehung, schon
^ unwillig und unfähig genug, sich zu einer Hingabe an
vie Charaktere verschiedener Stilepochen bewegen zu lassen.
Wenn man es in der Träghcit in dieser Richtung noch
bestärkt, so hat es vvllends gar keinen Nutzen mehr von
! den vielgestaltigen Gegenständen, die wir in Kunstsamm-
lungen zusammenhäufen, und wird gar schnell fertig mit
dem Urtheile; und wie bekanntlich Alles, was seine Träg-
heit unterstützt und in dem Dünkel, es in der Erkennt-
niß herrlich weit gebracht zn haben, bestärkt, vom Pu-
! blikum stets gern gesehen und mit Beifallklatschen em-
! pfangen wird, so ist es ganz begreiflich, daß auch die
Bötticher'sche Aufstellung der Kunstwerke im neuen Mn-
seum bei einem großen Theile des Pnblikums, wie Böt-
ticher's Anhänger sicherlich der Wahrheit gemäß mit
stolzem Nachdrnck behaupten, Beifall und Anerkennung
gefunden hat; denn allerdings hat die Bötticher'sche
Aufstellung für das Publikum Luft gemacht.

Einmal war iin Laufe der Zeit die Gypssamnilung
durch die neuen Ankäufe und deren gerade nicht geschickte
Einordnung wie durch offenbare Gedankenlosigkeit in der
 
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