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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Münchener Lokal-Kunstausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0381

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751

Münchencr Lokal-KunstauSstellung. — Kunstliteratur.

752

Bord, auch hier in dem geliebten Gatten eine Stütze suchend.
Das Ganze ist gut angeordnet, trefflich gezeichnet und
mit Energie gemalt. Eug. Neureuther griff noch
einmal in die Zeit zurück, in welcher er die Welt mit
seinen trefflichcn cyklischen Kompositionen entzückte, die
kein anderer so geschmackvoll mit Laub- und Strauchwerk
zu oerbinden weiß, wie er. Seine „Pfarrerstochter von
Taubenhain" (1000 fl.) besitzt alle Vorzüge dieser
poetischen Anschauungsweise, verbundcn mit anmuthiger
Farbc uud solidester Durchbildung. Auch Ludw. Hof-
uiann's (von Zeitz) „Uoberraschung" (1000 fl.) zählt
zu den alten Bekannten und erfreut durch die Frische
und Originalität bes Gedankens: an einen im Schatten
einer mächtigen Buche ruhenoen Mönch tritt ein koscndes
Liebespaar heran, ohne desselben gewahr zu werden.
W. Trübner glaubte in seinem „Mohren" ohne Zweifel
einen großen koloristischcn Gedanken auszusprechen; man
kennt ja die Bescheidenheit der Herren, reizt aber damit
uur die Lachlust aller Unbefangenen. Und das mit Recht,
denn sein aschgrauer Mohrenkopf mit einem Büudel
purpurrother Päonien zur Seite hat etwas unwiderstehlich
Komisches. Mit allzugroßer Prätension giebt sich G.
Lawerenz's umfang- uud figurenreiches Bilv „Aus
dem Touristenleben" (3000 fl.), bei dem man vielleicht
von mancherlei Unwahrschcinlichkeiten, nicht wohl aber
von den groben Zeichnuugsvcrstoßen absehen mag, so
trefflich die Farbe ist. H. Stelzn c r brachte eine „Ver-
steigerung" (3000 fl.), welche trotz mancher guten Eiu-
zelheiten doch an das gleichbenannte Bild des trefslichen
H. Kauffmann weitaus nicht hinanreicht, am wenigsten
in Bezug auf Jndividualisirung und auf Fcinheit der
Farbe.

Unter den zahlreichen Landschaften steht die groß
gcdachte „Schlucht von Delphi" (2500 fl.) von Aug.
Lvffler uuv desscn „Athen" (2000 fl.), was Bedeut-
samkcit der Konzeption betrifft, cntschieden obenan.
Freilich fiudet iu unseren Tagen dic historische Land-
schaft bei der Menge keinen Anklang, und so bestcht für
die Wittwe des Künstlers wohl wenig Aussicht auf Ab-
satz. Auch Meister Heinlein ist, wenn auch nur mit
einer kleincn „Partie aus dem Zillergrundc" (220 fl.)
verlreten, welche den bekannten röthlichen Ton zeigt, den
der Künstler seinen Werken zu geben gewöhnt ist. Alb.
Keller, dcr Genremaler, versuchte sich nun auch im
Landschaftsfache und verleugnete auch hier seine Absichten
nichl. Seine Skizze zeigt dieselbe schmutzige Farbe, die-
selbe Unklarheit der Form, denselben an den Spatel
erinnernden Vortrag, kurz alles das, was in gewissen
Kreisen als geistreich gilt und den außerhalb derselben ste-
henden als Solches oktrvyirt werden mvchte. Um so er-
quickender wirkt auf dcn Beschauer Karl Ebert's far-
ben- und formenprächtige „Landschaft bei Rotterdam"
(700 st.), welche allein genügte, dem Küustler emen hoch-

geachteten Namen zu verschaffen. Daran reiht sich ein
trcfflicher „Gossausce" (1200 fl.) von Iul. Lange von
cntschieden ernster, kräftiger Wirkung, und cin nicht minder
trefflicher „Holländischer Kanal" (300 fl.) des wackeren
Langko. Künstler ihrer Art bedürfen nicht des bedenk-
lichen Experimentirens, das jetzt so vielfach Mode ge-
worden und nur die Unsicherheit über das anzustre-
bende Ziel zcigt. Auch P. Wcber's „Sturm am
Chiemsce" (650 fl.) und „Heimkehrende Heerde"
(2500 fl.) müssen genannt werden, da sie von einem
crnsten Strcben Zeugniß geben. L. Willroider zeigte
in seiner „Lanvschaft in Kärnthen" (1200 fl.), wie viel
sich mit wenigem landschaftlichem Apparate erreichen
läßt, während Otto Sommer dic ganze mächkige Ge-
birgswelt der „Zugspitze und des Eissees" (1200 fl.)
mit Geschick und feinem Gefühl in den engen Rahmen
bannte.

Das Thiergenre ist durch eine mit viel Humor
gemalte „Spatzen-Werbung" (350 fl.) von C. Rohde
vertreten, der diesen unverschämten Proletariern der Luft
all ihr Charakteristisches glücklich abzulauschen versteht.

Von dcn Architekturmalern von Namen haben sich
nur Mecklenburg mit einer „Otiivsa clsi 6rsvi in
Venedig" (220 fl.) und Fried. Eibner mit einer An-
sicht von „Sla Anastasia mit den Gräbern der Scaliger
in Verona" (875 fl.) auf der Lokalausstellung einge-
funden uud damit ihren alten Ruf neuerlich bcwährt.

So viel für hcute. Da die Ausstellung demnächst
wieder mehrercs Neue aufzuweisen habcn wird, werde
ich noch einmal auf sie zurückzukommen Gelegenheit haben,
und schließe niit der Bemerkung, daß der Gesammtein-
druck derselben im Allgcmeincn als ein durchweg gün-
stiger bezeichnet wcrdcn dars.

LuilMrratiir.

DcsbassaynsdcMchemont, Die neuestenStudien
über dierömischenKatakomben. Mit eineni
Briefe des Cav. G. B. de Rossi. Autorisirte
Uebersetzung. Mainz, 1872, Kirchheim. XXII
u. 496 S.

Die glänzenden Entdeckungen und die aus ihnen
gezogenen Resultate, durch welche Herr de Rossi der
christlichen Archäologie einen ebenbürtigcn Platz unter
den übrigen Wissenschaften des Alterthums angcwiesen
hat, sind in den letzten Iahren mehrfach Gegenstand
zusammenfassender populärer Bearbeituug geworden
Das englische Werk vvn Northcote und Browulow hat
in der Roma Sotterranea des Prof. Vr. Kraus und
in dem vorliegenden sranzösischen Werke, das uuter der
Aegide des großen italienischen Forschers in die Welt
tritt, hald und mit Recht Nachfolger gefunden.
 
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