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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Meyer, Bruno: Der Berliner Gypspapst, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0391

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771 Der Berliner Gypspapst. — Kunstunterricht und Kunstpflege. — Personal-Nachrichten- Vermischte Nachrichten. 772

sammten gelehrten Archäologie erhaben hinstellt, und will
im Weiteren ihm vollständig Recht gebcn, wenn er cinen
eminenten Unterschied zwischcn den beiden Kvpsen
findet. Aber welchen Unterschied? Eben dcnjenigen,
welchen Stcinhäüser, Otto Jahn, Fricderichs 6 tntti
c^nnnti bezeichnet haben: Der ncn anfgefundcne Kopf
hat eincn großartigeren Ausdrnck, cinen edleren Stil,
als der vatikanische.

Mit welchcr Stirn nbrigens Jemand künstlerischc
Untersuchnngen über Znsammengehörizkeit nnd Gleick-
artigkeit von Kunstwerken anstellt, dcr nicht im Stande
ist, die Uebereinstimmnng zweier Köpfe zn erkennen,
wenn der eine vollständig und von dcm andercn die ganze
Augenpartie bis zu drci Vierteln dcr Nase hcruntcr,
die ganzen Wangcn nnd der hicr gerade sehr charakteristi-
sche Haaransatz an dcn Schläfen, der Mund mit Aus-
nahme der Spitzen der Lippen und fast das ganzc Kinn
vorhanden sind, darauf ist die Antwort nnr dnrch Hin-
weis auf die Thatsache der Existenz des dickleibigcn
Bötticher'schen Kataloges nnd anf seine Qualität zu gcben.

(Schluß folgt.)

Kniistniiterlicht imd Luiistpsirge.

Die Königl. llngiirische Lnndes-Zeichcnschule nnd Zei-

chenlehrer-Präparandie in Pcst, am 14. Mai 1871 gegriindet
und vorläufig in provisorischcn Ränmeu im Novemder dessel-
ben JahreS eröfsnet, veröffentlichte aus Anlaß der Weltaus-
stellung ein Schnlprogramm, welches als erfrenliches Zeugniß
einer bahnbrechenden ernsteren Richtung deS Zeichenunterrich-
tes in Ungarn allgemeiue Beachtnng verdient. Wir entnehmen
den Statuten dcr Anstalt Folgendcs: Zwcck nnd Anfgabe diescr
Lehranstalt ist: Zcichenlchrer ;n bildcn, welchc den Forderun-
gen der Gegenwart und den gesteigerten Bediirfnissen des i
Landes genngen; ferner, anf die Entwickelung der heimischcn
Jndustrie dnrch kunstgcwerblichen llnterricht fördernd nnd ver-
edelnd ein;uwirken; cndlich begabtere Schnlcr für den künst-
lerischen Berus gründlich vorznbereiten. Diese vorqesteckten
Ziele sucht die Anstalt theilS durch praktische Anweisung in
allen drei Fachern der bildenden Kllnste, theils dnrch einschlägige
wissenschastliche Lehrkurse zu erreichen. Die Anstalt besteht
somit: 1. Aus einer gemcinschaftlichcn Vorbereitnngszeichcn-
klasse. 2. Aus einer höheren Zeichenschule, welche wieder in
drei Fachklassen zersällt; nämlich: n) fllr figurales Zeichnen
nnd Malen, b) fllr architektonisches und ornamentales Zeichnen,
o) sllr fignrale und ornamentale Plastik. Hiezu kommt die
Abtheilung für Xylographie. Als Ergänzung des praktischen
Unterrichtes dienen die Vorträge über: Anatomie, deskriptive
Gcometrie, Perspektive, Schattenlehre, Kunstgeschichte nnd an-
dere FLcher. Zur Fortbilduiig im Zeichnew fllr Gewerbetrei-
bende, welche tagsüber durch ihren Bcrnf in Anspruch genvm-
meli werden, dient der regelmäßige Abciidkurs. Jn die Vor-
bereitungsklasse werden nur solche Schiiler aufgenommen, welche
die Unterreatschnle, das Uiitergymiiasinm, eine Biirgerschule
odcr eine höhere Bolksfchule rnit genngendem Ersolg besncht
haben. Zur Aufnahme in eine der Fachklassen ist erforderlich,
daß der Schüler entweder die Borbereitungsklasse der Anstalt,
oder die Volkslehrerpräparandie oder eine der obigcn Staats-
anstalteu mit gutcm Erfolge besucht, außerdem aber i»i Frci-
handzeichnen bereits eine entsprechende Fertigkeit erlangt habe.
Jn der Rcgel ist siir die Aufnahme in die Borbereitnngsklasse
und im Abendkurs das zurllckgelegte 14. Lebensjahr, sür die
Fachklassen das 16. erforderlich.*) An dem Unterricht iu den

*) Diese Aufiiahmebedingungen kounten bis jetzt nicht in
voller Strenge eingehalten werden; daher ist in den meisten
FäUen die Illckeuhafte Vorbilduug der anszunehinendcii Schlller
in ihrer hemmenden Einwirkung auf die Stufdnsolge des Un-
terrichtes fühlbar.

Fachklassen können, insosern die provisorischen Räume ausreichen
und die betrefsenden Zöglinge einc entsprechende Befähigung be-
kiiudeu, anch Hospitanten urrd cbenso Frauen theilnehmen.
Die au dieser Anstalt vom Staate stipendirten Zeichenlehr-
amtskandidaten (zur Zeit 13, mit jährlichen 300 Gulden) haben
anßcr der Boibcreituugsklasse einen dreijährigen Lehrkurs mit
vorgeschriebencm Stiidieuplan zn absolviren, woraus dieselben
einer Lehrerprllfiing unterzogen werden, und je nach dem Er-
fokge der Prüsung ein Befähigungszeugniß erhalten. Die Ber-
pflichtung der absolvirtcn Zcicheulehrer, im Staatsdienste ein
öffentliches Zeichen - Lehramt zu bekleiden, erlischt nach Ablanf
von 3 Jahr'eu. Für alle anderen Zöglinge ist der Beruf dcr
Anstalt an keine Zeitdauer gebnnden, nud der Austritt kanu
wann immer stattfmden; nur haben diejenigen, welche blos
ein Semester hiudurch die Anstalt besucht haben, auf ein
Zengniß keineu Anspruch zn erheben. Mit Ausnahme der
Hospitanten hat jeder eintretende Schlller die Jnskriptionsge-
bühr von 2 Gnlden zu erlegen, deren Summe der Lehrmittel-
Sammliing zn gnte kommt. Der llnterricht in der Vorberei-
tnngsklasse, wie im Abendkurs ist unentgeltlich. Schnlgeld ist
nur iu den Fachklassen und zwar von dern ordentlichen Schüler
4 Gnlden, vou den Hospitanten 10 Gnlden pro Halbjahr zu
entrichten. Das Schnlgeld fließt in die Staatskasse, doch wer-
den nnbemittelte, fleißige Schüler von dieser Berpflichtnng auf
Autrag des Lehrkörpcrs befreit. Der gegenwärtige Stand des
Lehrerpersonales ist folgender: Direktor: Gustav Keleti, Mit-
glied des k. ung. Landesralhes fiir bildende Künste. Ord.
Professoren: 1. Bartholomcus v. Szekely, Historienmaler,
für fignrales Malen nnd Zcichnen nach der Antike und dem
lebenden Modell. 2. Nikolaus Jzso, akad. Bildhauer, für
ornamcntales nnd figurales Modelliren. 3. Friedrich Schulek,
Architekt, Mitglied der nng. Laudeskommission zur Eihallung
der öffentl. BandeiikmLler, firr architektonisches und ornamen-
tales Zcichncn. Hilfslehrer: 4. Johanu Greguß, akad. Maler,
fiir fignrales Malen nud Zeichnen. 5. Joseph Pörszäsz, Ar-
chitckt, Jngenienr, Piofessor der königl. Oberrealschule zn Pest,
für technisches Zeichnen und die mathematischen Hülssfacher.
Gustav Ntorelli, iylograph, sür Holzschneidekunst. Demnächst
steht für das Fach der Ornamentik und des gewerblichen Zeich-
nens die Bestellung einer befonderen Professtir(Lndwig Ranscher,
Architekt) iu Aussicht, anch sind die Verhandlungen fllr dic
Errichtung eines dcn Lehrerfordernissen der Anstalt entsprechen-
den Schulgebäudes im Znge.

Dcr Konservator Ver Kunstdenkmöler in Preutzen,
Geh. Regierungsrath von Quast, hat das Gesuch gestellt,
daß die bei Staatsbauten aufgefundenen Alterthümer an
öffentliche Sammlungen und uamentlich an die Museen in
Berlin abgeliefert werden mögen. Von Seiten der Staats-
behörden ist diesem Gesuche die gebührende Berücksichtigung
gewährt worden, nnd namentlich sind von Seiten des Han-
delsmiuisters Berfügungeu ergangen, um die bei Aussührung
von Eisenbahnanlagen, sowie von Chausseebauten aufgefnndenen
Alterthümer für den gedachten Zweck zu gewinnen.

(Voss. Ztg.)

persoillünachrichteil.

Dem Bildhauer Kietz in Dresden wnrde aus Anlaß
der Enthllllung des von-ihm geschaffenen Uhlanddenkmals von
der philosophischeu Fakultät der Universität Tübingen der
Doktorgrad liouoris oausa verliehen.

Vermischte Nachrichtril.

Aus Franksurt wird berichtet: Der mit der Herstellung
des Ehrendenkmals siir die in dem Kriege 1870/71 gefallenen
Sohiie Frankfnrts betrante Bildhaucr Rudolph Eckhardt hat
! kllrzlich die erste der dazu gehörigen vier Nischen-Figuren,
eine trauernde Francofurtia, im Thoumodell vollendet. Das
Komitö zollte dem Werke Beifall. Das Werk wird nunmehr
iu Gyps umgeformt, um sodann unverzüglich in dem Atelier
des Bildhauers Gustav v. Kreß Sohn auf galvanoplastischeni
Wege dauernde Gestalt in Kupser zu erhalten.

(Voss. Ztg.)

* Der erste kunstwissenschaftlichc Kongretz in Wicn

wnrde dem Programme gemäß am 1. September uuter einer
Theilnabme von etwa 70 Bertretern der Kunstwissenschaft er-
öffnet. Außer Oesterreich und Deutschland sind Ungaru, Jta-
 
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