Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Das Siegesdenkmal zu Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0410

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 51.


VIII. Jahrgang.
Seiträgc

sind an vr. C. v. Lüizow
(Wicn, Therestanumg.
25) od. andie Verlagsl).
(Leipsig, Königsstr. 3)
zu richten.

3. Octobcr

Inseratc

L 21/2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genonunen.

1873.

Beiblatt zur Zcitschrift sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten dic Abonnenten ver „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Das Siegesdenkmal zu Berlin. — Overbeck's letzte Komposttionen. — Nekrologe: Hcnry Schefser; Eduard Tschaggeny. — Leih-Ausstellung alter
Gemälde in Wien. — Jnserate.

Das Siegesdenkmal zu Gcrlm.

Von Adolf Roicilbcrg.

Der Königsplatz an der Nordseite des Thiergartens
bietet einen ungcmein günstigen Ort für die Errich-
tung eines Denkmals, dessen außergewöhnliche Größe
durch außergcwöhnliche Thatcn gcrechtfertigt werdcn sollte.
Auf zwei Seiten von schatligen Baumalleen uingcbcn,
weist er nur auf seinen Schmalseiten vereinzelte Bauten
auf, die wcder durch allzugroße Nähe, noch durch ihre
architektonische Bedeutung im Stande sind, einen impo-
santen Eindruck des Denkmals nach allen Seiten zu
hindern. Der Front des Dcnkmals gegenüber hat man
durch den Thiergarten einen breiten Weg gebahnt, ,der
letzteren in seiner ganzen Breite durchschneidet. Es bie-
tet sich also von dem Endpunkte dieses Weges, der Süd-
seite des Thiergartens, eine mächtige Perspcctive, deren
Abschluß das Siegcsdenkmal selbst bildct. Es kann stch
kaum eine günstigcre Räumlichkeit für cin dcrartiges
Monument sindcn lassen, und so warcn sogar nach die-
ser Seitc hin dic Erwartungen keincswcgs bcschränkt.

Wenn die Kolossalität eincs Dcnkmals, die Kost-
barkeit des Materials und die Höhc der aufgcwandtcn
Kosten allein über scinen künstlerischcn Werth zu cnt-
scheiden hätten, so wärc das kritische Gcschäft bald er-
ledigt. Das Wort „klein, aber niedlich", welches bei
den Berliner Banten jüngster Zeit leider so häufig eine
berechtigte Auwendung findet, ist hier cntfernt nicht am
Orte. Wir stehen eincm Denkmal gegenüber von fast
200 Fuß Höhe und einem Durchmesscr von 16 Fuß.
Es übertrifft die Trajanssäulc um die Hälfte nach bei-
den Dimensionen, und selbst die Bendomesänlc in Paris

war 60 Fuß niedriger und zählte 4 Fuß weniger im
Durchmesser als das Berliner Monument. Auf einer
runden Terrasse von vier Fuß Höhe, zu der acht Slufen
aus grauem, schlesischem Granit hinaufführen, erhebt sich
der Unterbau der Säulc, 62 Fuß in's Geviert, 28 Fuß
hoch, aus dunkelrothcm schwedischem Granit, an dcn vicr
Ecken durch einfache Pilaster gegliedert, die natürlich
keine statische Bestimmung haben, sondern nur zur Ein-
fassnng der zwischen ihnen eingelassenen Bronzereliefs
dienen. Auf diesem durch ein schmuckloses Gesims ge-
krönten Sockel licgt eine zweite gleichfalls runde drei-
stufige Terrasse, welche als Untcrbau für eine runde von
16 Säulcn gctragene Halle dicnt. Die Höhe dcrselbcn
beträgt 28 Fnß, die jeder SLule 16 Fuß bei drci Fuß
Durchmesscr. Jede Säule ist aus einem Stückc schwe-
Vischen Granits mit vorzüglicher Meisterschaft geschliffen
und zu spiegelnder Glätte polirt. Jhr Gewicht beträgt
180 Centner. Die Säulenkapitäle, dorischer Ordnung
nach römischen Vorbildern, sind aus Bronze gegossen.
Das Epistylion und das Kranzgesims mit bronzenen
Löwenköpfen, zum Wasserausguß bestimmt, sind wiederum
aus Granit gearbeitet. Die Träger des inneren Hallen-
daches und die Rosetten auf blauem Grunde, welche die
marmornen Kassetten zieren, sind aus vergoldeter Bronze.
Der Kern der Halle ist zur Aufnahme des Werner'schen
Gemäldes bcstimmt nnd zu diesem Behufe oben und
unten mit farbigen Marmorstreifen eingefaßt.

Soweit läßt sich gcgen den Aufbau nichts Erheb-
liches einwcuden. Wir wendcn uns nun zum Haupttheil
des Monuments, zur eigentlichcn Siegessäule. Der
oben erwähnte Kern wächst mehrere Fuß ohne Vermitt-
lung in schroffcr Blöße aus dem Hallendach heraus, um
 
Annotationen