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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Dietrichson, C.: Die Ausstellung der Gemälde alter Meister aus dem Privatbesitze zu Brüssel
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0423

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Die Ausstcllnng der Gemälde alter Meister auS dem Privatbesitze zu Brüssel. — Nekrologe.

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znsprcchen, daß man in diesem belgischen Kataloge noch
Albert Everdingen statt Alaert (S.31 und 101), Ostade,
Adrian van, Lübeck 1010 (als Geburtsort, anstatt
Haarlcm — S. 20), Theodor de Kehser (anstatt
Thomas, S. 29) lesen kann.

Anfang September. C. Dictrichson.

Nekrologe.

* Franz Ztaver Winttrhaller, der berühmte
Porträtmaler, der am 8. Juli d. I. zu Frankfurt a. M.
einem typhösen Fieber erlag, war am 20. April 1806
in dem Dorfe Mengenschwand bei S. Blasien im badi-
schen Schtparzwalde als'Sohn des Besitzcrs einer Dorf-
schenke geboren. Alljährlich während seines langen Auf-
enthaltes in Paris pflegte der Verstorbene sich für einige
Zeit hierher zurückzuziehen, wo iüzwischen aus der ein-
fachen Schenke ein stattliches Gasthaus geworden war,
welches eine Nichte von des zu beträchtlichem Wohl-
stande gelangten Künstlcrs Gelde gebant hatte. Nach-
dem Winterhalter in Karlsruhe den ersten Schulunter-
richt emvfangen, und dann eine Zeir lang in dem Her-
der'schen Kunstinstitute zu Freiburg im Breisgau sich
dem Erlernen der Kupferstichkunst gewidmet hatte, bezog er
1823 die damals unter Langer's Leitung stehende Mün-
chener Akademie. Den Unterhalt mußte er stch dabei
durch Lithographiren in der Piloty'schen Anstalt verdie-
nen. Mehrere der Steinzeichnungen, welche der Dom-
herr Speth damals nach Gemälden seiner Sammlung
anfertigen ließ, rühren von des jnngen Künstlers Hand
her. Derselbe war bald auch in der Malerei so weit
vorgeschritten, um selbstständig auftreten zu können.
Schon 1828 finden wir ihn von München nach Karls-
ruhe übergesiedelt und dort mit Erfolg als Porträtmaler
tbätig. Die Bildnisse des Großherzogs Leopold von
Baden und seiner Gemahlin Sophie, das des Mark-
grafen Wilhelm u. a. machten solches Glück, daß
Winterhalter zuin badischen Hofmaler ernannt wurde.
Damit war seine Laufbahn als Maler der Höfe xnr
exoolisnos eröffnet. Die folgenden Jahre brachte Win-
terhalter anf Reisen in Jtalien, Belgien, England nnd
Spanien zu; dann aber fand er seine zweite Heimath in
der Weltstadt Paris, die seinem Talente die glänzend-
sten Ansstchten bot nnd in deren erste Gesellschafts-
kreise er sich frühe scbon durch ein vorzügliches Por-
trät der Gräfin von Langenstein Eingang verschafst
hatte. Durch inehr als drei Dezennien hindnrch hat er
sich in ver Hauptstadt Frankreichs unter dem Wcchsel
der Dynastien und der Knnstrichtungen als Bildnißmaler,
besonders als Darsteller vornehmer weiblicher Schönheit
und Eleganz, seinen gefeierten Namen zu bewahren ge-
wußt, und von zahlrcichen Berufungen an die auswär-
tigen Höfe Lorbern anf Lorbern heimgetragen. Aus
der zweiten Hälfte der Dreißiger Jahre, Winterhalter's
bester Zeit, stammen die Porträts der Fräuleins Tascher
de la Pagerie und Planat, dann die Louis Philipp's,
der Königin, sowie der Prinzcn nnd Prinzcssinnen des
Hauses Orleans, die des Grafen Duchatcl und seiner
Gemahlin. Der Besuch am Brüsseler Hofe, der den
Porträts des Königs Leopold und seiner Gemahlin galt,
führte zu einer Berufung nach England, als deren
Frucht hauptsächlich das berühmte Gruppenbild der kö-

niglichen Familie anf der Terrasse zu Windsor, cine
der glücklichsten Schöpfungen des Meisters, zu nennen
ist. Es folgte nun die lange Reihe von Porträts ge-
krönter Häupter, meist in ganzen Figuren, wie die Ver
Königin Jsabella von Spanien, der Kaiserin von Ruß-
land, des Königs und der Königin von Preußen, des
Kaisers und der Kaiserin von Mexiko, des Kaisers und
der Kaiserin von Oesterreich, des Königs und der Köni-
gin von Württemberg u. s. w., meistens aus den fünf-
ziger und sechziger Iahren. In dieselbe Zeit fallen
auch die bedeutenden Aufträge, welche ver Hof des zwei-
ten französischcn Kaiserreiches dem Künstler zuwies und
von denen wir, außer deni lebeusgroßen Porträt Napo-
leon's III. und der Kaiserin Eugenie, besonders das fi-
gurenreiche Bild, Eugenie mit ihren Ehrcndamen in
einem Parke sitzend, hervorheben wollen. Das Bild hat
viel Verwandtschaft mit einer Anzahl von Kompositionen
idealen Genres, welche die zweite Seite von Winterhal-
ter's Thätigkeit ansmachcn, und unter dcnen sich na-
mcntlich sein „Decameron" nnd die „Florinde" gerechter
Berühmtheit zu erfreuen habcn. Die Erfindung des
„Decameron" brachte Winterhalter schon von seinem
ersten Römerzuge nach Paris mit und erzielte damit
1836 einen enormen Erfolg/ Der bekannte Sammler
Paturle erwarb das Bild zu dcm Preise von 10,000
Frcs. Jn die gleiche Kategorie von Darstellungen,
welche stets in der Verherrlichuug zarter Frauenschön-
heit gipfeln und von großem Geschmack im Ärrangement
und feiner malerischer Begabung zeugen, gehören noch
die Schlafende Albaneserin, die Neapolitanische Fischer-
familie, die Tambourinspielerin in Äriccia, die Neapo-
litanerin in der Weinlaube u. a. ^ Trotz der Erfolge,
welche der Künstler besonders in früheren Jahren, ge-
tragen von der damaligen Zeitströmung, mit diesen
Bildern erzielte, bleibt das Porträt doch das eigentliche
Feld von Winterhalter's künstlerischer Bedeutung. Ein
Bildnißmaler großen Styles ist derselbe allerdings nicht;
aber ein Künstler, der nicht etwa nur durch seine her-
vorstechenden menschlichen Eigenschaften, durch wcltmän-
nische Feinheit und Gewandtheit, sondern auch durch die
scklichte Natürlichkeit seiner Äuffassung, durch Geschmack
und virtuose Beherrschung der in seinen Bercich fallen-
den Darstellnngsmittel den Ruf rechtfertigt, desscn er sich
crfreute. Wenn ihm das Gescbick versagte, ein Tizian
oder Rembrandt zu werden, so wollte er auch nicht de-
ren manieristischer Nachahmer sein. Er blieb, was er
war, ein Kind seiner Zeit, so sehr er auch die Meister
der Vergangenheit sckätzte und so tief er, als der lang-
jährige Freund und Gcnossc eines O. Mündler, in ihr
Verständniß eingedrungen war. An Lithographien hat
Winterhalter, außer den oben erwähnten Blättern der
Speth'schen Sammlnng, noch mehrere Porträts, nament-
lich nach Stieler ausgeführt. Seine eigenen Werke wur-
den meisterhaft von Noäl litographirt, und zahlreiche
Bilder auch von Forster, Lefevre, Girard, Cousins und
Jacoby in Kupfer gestochen.

Louis Charlcs Augustc Condcr. einer der Vcteranen
der franiösischen Schule, Mitglied der Akademie und Osficier
der Ehreulegion, der am 23. Juli in Paris rerstarb, war 1789
geboren. Schüler von David und I. Bapt. Regnautt. Jm
Jahre 1817 gewann er mit seinem Gemälde „Der Levite von
Ephraim", welches in das Musenm des Luxembourg ausge-
nommen wurde, den ersten Preis. Er war in seiner Iugcnd
ganz dem theatralischen Klasficismus der David'schcn Schule
zugethan, wußte stch aber doch einen freieren Btick für die Na-
 
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