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Die Konkurrenz für den Bau des Schlesischeu Proviuzial-Museums iu Breslau. — Nekrolog.
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prägt ebeufalls, und zwar in treffendcr Weise, den Gc-
dankcn eincs Muscunis aus. Auch hier ist, wie bci dem
uüt dem erstcn Preise bedachten Projckte, sowohl für den
Grundrißgedanken wic für dcn Aufbau cine große SLu-
lenhalle an der Südseite maßgebend gewcsen; dagegcn
hat die Treppe nicht dic eentrale Lage, wie in jenem
Entwurf, auch bleibt dicselbe in ihrcn Diinensiouen,
bcsonders in Rücksicht auf den niächtigen Säulenpor-
tikus, welchen der Eintretcnde cben verlassen hat, hinter
einein nionunicntalen Maßstabe zurück. Der sür die
hciduischen Alterthümer bcstiiuiute Raum ist wegen seincr
mangelhaftcn Beleuchtung für den beabsichtigtcn Zweck
nicht geeignet. An dem Projekte ist schlicßlich noch be-
svnders hervorzuhebcn, daß der Verfasser, wie kein an-
derer, für gute Lichtverhältnisse der Ateliers gesorgt hat.
Der Entwurf No. 4 mit dem Motto „1763"
zeigt in seincr Grundrißdisposition sämmtliche Räume
nm eincn einzigen großcn Hcf klar gruppirt. Die Aus-
bildung der Faa.ade abcr cntbehrt — ganz abgeschcn
davon, daß dcr übergroße Ncichthum der angcwendeten
Formen und dcr opulentcn, bei dcr gcwählten Architektur
allcrdings nnentbehrliche statuarische Schmuck die vor-
handencn Mittel weit übcrsteigcn würde — jencr ein-
fachcn Monumcntalität, wclchc von eincm derartigen
Gebäude nntcr allen Umständcn verlangt wcrden muß.
— Das große Talcnt, welches sich in dcm Entwurfe
allcrwärts ausspricht, insbesvndere die durchdachte An-
ordnnng dcs Grnndrisses und die sorgfältige Ausführung
der vorgclegtcn Zcichnungen ,fandcn seitens der Preis-
richter einmüthige Anerkennnng.
Jn dem Entwnrfe No. 19 mit dcm Motto
„Zobten" bildet ein in der Hauptaxe des Gebäudcs
gelegcner bedeckter Säulenhof augenscheinlich den Aus-
gangspunkt für die übrigen Grundrißdisposilionen. Es
muß anerkannt werden, daß dieser Raum mit der daran
stoßcndcn Haupttrcppe in seiner architektonischcn unv
malerischen Gesainnitwirknng dcn Eintretenden so an-
inuthcnd empfängt, wie es in keinein der anderen Pro-
jekte gcschieht; der Opnlenz aber, mit wclcher hier Lbcr
den Raum dispvnirt worden ist, entspricht die bcinahe
bis an die Pforten des Gebändcs vorgeschobene, ziemlich
steile Freitrcppe im Vestibül in keiner Weise. Wenn
diescm Uebelstande durch ein Znrückschieben dcr Treppe
auch leicht abznhelscn sein würde, so würde es dagegen
dvch bci dcr nnverhältnißmäßig großen Grundfläche,
welche dcm Sänlcnhof gcopfcrt ist, nie zu ermöglichen
sein, den Räumen, welche die Sammlungen aufnehmcn
sollen, die im Progrannn geforderte Größe und eine
solche Ticfe zu geben, die sie für ihre Zwccke brauchbar
machcn würde. Anch sind die Höfc in der Anordnung,
wie sic der Entwnrf zeigt, nicht groß gcnng, um den
von ihncn beleuchteten Räumen die nöthige Menge Licht
zuznführen.
Der künstlerische Werth des in Rede stehendcn
Entwurfs ist seitens der Prcisrichter nicht unterschätzt
worden; es mußte indcß davon Abstand genoinmen wer-
den, einen Preis für dcnselben zu bcantragcn, da der
Verfasscr sich bei der räumlichcn Bemessung der Wanv-
flächen sür vie Gemälde - Galerie von den Vorschriften
dcs Programms allzuweit entfernt hatte."
n e k r o l o g.
u. Bcrnhard Hauszmmm ü- Dieses Jahr
hat der Kunstwissenschaft in Albert von Zahn cinen
ihrer eifrigsten und ehrlichsten Jünger noch im jugend-
lichcn Alter vurch ven Tod entrisscn; kurze Zeit vor
ihm, am 13. Mai, entschlicf, fast 89 Jahre alt, der
älteste untcr den Kunstsammlern und wahrcn Kunst-
freunden Dentschlands, Oberbaurath Bernhard Hauß-
mann zu Hannovcr. Anfgewachsen zu einer Zeit, da
die Kunstwissenschaft eben in ihrcn Begründern zu werdcn
und sich als solche zu fühlen begann, hat er im Verkehr
mit diesen Männern ölcigung und Gelegenheit zum
Sammeln nnr als Mittel zu crnsthaften Studien be-
trachten gelernt. Daher waren seine Sammlungen stets
dcm Kunstfreunve, dem Forscher wie dem 5künstler gleich
zugänglich. Von scincn wissenschaftlichen Freunden
hatte er Methove im Sammeln gelernt, und dafür gab
er ihnen wicder mannigfache Belehrnng dnrch praktische
Erfahrungen, welche ein verständiges, wisscnschaftlichcS
Sammeln so zahlreich mit sich bringt. Existirt cin sol-
ches Verhältniß wohl heute noch zwischen den Kunstfor-
schern unv dcn Liebhabern? Wir haben wahrlich viel-
fachcn Grund, an jenen Männern, welchc die Kunstwis-
senschaft begründen halfen, hinaufzuschen, das ehrliche
Strelben, dcn eisernen Flciß, die ihrc Begeisterung nie
erkalten licßen, nns zum Borbilde zu nehmen.
Bernhard Haußmann, gcb. zu Hannover am
15. Mai 1784, erhiclt gemeinsam mit scinem Bruder,
dem bekannten Göttingcr Geologcn, cine sorgfältige
wissenschaftliche Ausbildung. Die frühzeitig erwachende
Liebe znr Knnst, anfangs namentlich zur Binsik, welche
lctztere er in vielseitiger und kiinstlcrischer Vollendung
ausüben lernte, fand vie reichste Nahrung ini Hause des
großcn Tuchfabrikanten Iacobi zu Aachen, eines eifrigen
Kunstliebhabers, bei welchem er mehrere Jahre sich auf-
hielt, um sich — wie seine Vorfahrcn — für den Kauf-
mannsstand vorzubereiten. Schon mit einundzwanzig
Jahrcn, im Jahre 1805, machte er cine Ncise nach
Jtalien. Jn Rom traf er mit Rumohr zusammcn,
wclcher ihn hicr in den berühmten Kreis auSgezeichneter
Künstler einführte. Den Rückweg nach Dentschland
nahm Hanßmann über PariS, wo cr die Kunstschätze
aller Ländcr im Lonvrc vercingt sah,
Nach seiner Nückkehr übcrnahm er die vätcrliche
Fabrik, deren eifriger Betrieb ihm allmählich die Mittel
zum umfangreicheren Sammeln von Kunstwerken in die
Hanv gab. Dazu boten sich in den ersten Jahrzehntcn
dieses Zahrhnnderts auch in Dcutschland nvch mannich-
fache Gelegenhciten, so daß u. A gerade die Haußmann'-
sche Geniäldcgalerie fast ausschtießlich durch Erwcrbungen
im Königrcich Hannovcr oder in der Nachbarschaft ent-
standen ist. Schon 1806 in Paris hatte HanßmaiM
Die Konkurrenz für den Bau des Schlesischeu Proviuzial-Museums iu Breslau. — Nekrolog.
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prägt ebeufalls, und zwar in treffendcr Weise, den Gc-
dankcn eincs Muscunis aus. Auch hier ist, wie bci dem
uüt dem erstcn Preise bedachten Projckte, sowohl für den
Grundrißgedanken wic für dcn Aufbau cine große SLu-
lenhalle an der Südseite maßgebend gewcsen; dagegcn
hat die Treppe nicht dic eentrale Lage, wie in jenem
Entwurf, auch bleibt dicselbe in ihrcn Diinensiouen,
bcsonders in Rücksicht auf den niächtigen Säulenpor-
tikus, welchen der Eintretcnde cben verlassen hat, hinter
einein nionunicntalen Maßstabe zurück. Der sür die
hciduischen Alterthümer bcstiiuiute Raum ist wegen seincr
mangelhaftcn Beleuchtung für den beabsichtigtcn Zweck
nicht geeignet. An dem Projekte ist schlicßlich noch be-
svnders hervorzuhebcn, daß der Verfasser, wie kein an-
derer, für gute Lichtverhältnisse der Ateliers gesorgt hat.
Der Entwurf No. 4 mit dem Motto „1763"
zeigt in seincr Grundrißdisposition sämmtliche Räume
nm eincn einzigen großcn Hcf klar gruppirt. Die Aus-
bildung der Faa.ade abcr cntbehrt — ganz abgeschcn
davon, daß dcr übergroße Ncichthum der angcwendeten
Formen und dcr opulentcn, bei dcr gcwählten Architektur
allcrdings nnentbehrliche statuarische Schmuck die vor-
handencn Mittel weit übcrsteigcn würde — jencr ein-
fachcn Monumcntalität, wclchc von eincm derartigen
Gebäude nntcr allen Umständcn verlangt wcrden muß.
— Das große Talcnt, welches sich in dcm Entwurfe
allcrwärts ausspricht, insbesvndere die durchdachte An-
ordnnng dcs Grnndrisses und die sorgfältige Ausführung
der vorgclegtcn Zcichnungen ,fandcn seitens der Preis-
richter einmüthige Anerkennnng.
Jn dem Entwnrfe No. 19 mit dcm Motto
„Zobten" bildet ein in der Hauptaxe des Gebäudcs
gelegcner bedeckter Säulenhof augenscheinlich den Aus-
gangspunkt für die übrigen Grundrißdisposilionen. Es
muß anerkannt werden, daß dieser Raum mit der daran
stoßcndcn Haupttrcppe in seiner architektonischcn unv
malerischen Gesainnitwirknng dcn Eintretenden so an-
inuthcnd empfängt, wie es in keinein der anderen Pro-
jekte gcschieht; der Opnlenz aber, mit wclcher hier Lbcr
den Raum dispvnirt worden ist, entspricht die bcinahe
bis an die Pforten des Gebändcs vorgeschobene, ziemlich
steile Freitrcppe im Vestibül in keiner Weise. Wenn
diescm Uebelstande durch ein Znrückschieben dcr Treppe
auch leicht abznhelscn sein würde, so würde es dagegen
dvch bci dcr nnverhältnißmäßig großen Grundfläche,
welche dcm Sänlcnhof gcopfcrt ist, nie zu ermöglichen
sein, den Räumen, welche die Sammlungen aufnehmcn
sollen, die im Progrannn geforderte Größe und eine
solche Ticfe zu geben, die sie für ihre Zwccke brauchbar
machcn würde. Anch sind die Höfc in der Anordnung,
wie sic der Entwnrf zeigt, nicht groß gcnng, um den
von ihncn beleuchteten Räumen die nöthige Menge Licht
zuznführen.
Der künstlerische Werth des in Rede stehendcn
Entwurfs ist seitens der Prcisrichter nicht unterschätzt
worden; es mußte indcß davon Abstand genoinmen wer-
den, einen Preis für dcnselben zu bcantragcn, da der
Verfasscr sich bei der räumlichcn Bemessung der Wanv-
flächen sür vie Gemälde - Galerie von den Vorschriften
dcs Programms allzuweit entfernt hatte."
n e k r o l o g.
u. Bcrnhard Hauszmmm ü- Dieses Jahr
hat der Kunstwissenschaft in Albert von Zahn cinen
ihrer eifrigsten und ehrlichsten Jünger noch im jugend-
lichcn Alter vurch ven Tod entrisscn; kurze Zeit vor
ihm, am 13. Mai, entschlicf, fast 89 Jahre alt, der
älteste untcr den Kunstsammlern und wahrcn Kunst-
freunden Dentschlands, Oberbaurath Bernhard Hauß-
mann zu Hannovcr. Anfgewachsen zu einer Zeit, da
die Kunstwissenschaft eben in ihrcn Begründern zu werdcn
und sich als solche zu fühlen begann, hat er im Verkehr
mit diesen Männern ölcigung und Gelegenheit zum
Sammeln nnr als Mittel zu crnsthaften Studien be-
trachten gelernt. Daher waren seine Sammlungen stets
dcm Kunstfreunve, dem Forscher wie dem 5künstler gleich
zugänglich. Von scincn wissenschaftlichen Freunden
hatte er Methove im Sammeln gelernt, und dafür gab
er ihnen wicder mannigfache Belehrnng dnrch praktische
Erfahrungen, welche ein verständiges, wisscnschaftlichcS
Sammeln so zahlreich mit sich bringt. Existirt cin sol-
ches Verhältniß wohl heute noch zwischen den Kunstfor-
schern unv dcn Liebhabern? Wir haben wahrlich viel-
fachcn Grund, an jenen Männern, welchc die Kunstwis-
senschaft begründen halfen, hinaufzuschen, das ehrliche
Strelben, dcn eisernen Flciß, die ihrc Begeisterung nie
erkalten licßen, nns zum Borbilde zu nehmen.
Bernhard Haußmann, gcb. zu Hannover am
15. Mai 1784, erhiclt gemeinsam mit scinem Bruder,
dem bekannten Göttingcr Geologcn, cine sorgfältige
wissenschaftliche Ausbildung. Die frühzeitig erwachende
Liebe znr Knnst, anfangs namentlich zur Binsik, welche
lctztere er in vielseitiger und kiinstlcrischer Vollendung
ausüben lernte, fand vie reichste Nahrung ini Hause des
großcn Tuchfabrikanten Iacobi zu Aachen, eines eifrigen
Kunstliebhabers, bei welchem er mehrere Jahre sich auf-
hielt, um sich — wie seine Vorfahrcn — für den Kauf-
mannsstand vorzubereiten. Schon mit einundzwanzig
Jahrcn, im Jahre 1805, machte er cine Ncise nach
Jtalien. Jn Rom traf er mit Rumohr zusammcn,
wclcher ihn hicr in den berühmten Kreis auSgezeichneter
Künstler einführte. Den Rückweg nach Dentschland
nahm Hanßmann über PariS, wo cr die Kunstschätze
aller Ländcr im Lonvrc vercingt sah,
Nach seiner Nückkehr übcrnahm er die vätcrliche
Fabrik, deren eifriger Betrieb ihm allmählich die Mittel
zum umfangreicheren Sammeln von Kunstwerken in die
Hanv gab. Dazu boten sich in den ersten Jahrzehntcn
dieses Zahrhnnderts auch in Dcutschland nvch mannich-
fache Gelegenhciten, so daß u. A gerade die Haußmann'-
sche Geniäldcgalerie fast ausschtießlich durch Erwcrbungen
im Königrcich Hannovcr oder in der Nachbarschaft ent-
standen ist. Schon 1806 in Paris hatte HanßmaiM