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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Mißstände an der Düsseldorfer Akademie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0031

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Mißstände an der Dnsieldorfer Akademie. — Kunstliteratur.

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älassen „itt provisorischen Rämnen begnngen miissen,
d>r aus die Daner kauin genügcn könncn. So ist bie
-st n p fer stecherklass e cinstweilen ganz eingegangen,
da inan von einer Neubcsetzung der durch dcu Tod vcs
Professors Keller crlebigteu slehrerslelle für's Erste Ab-
stand genominen hat, bis passenbe Atelicrs für bie Schüler
beschafft werden können. Das Bedürfniß hierzu ist al-
lerdings auch nwnienlaii nichl vorhandcn, weil dic Zahl
der inngen Kupferstecher sich iu ben letzleu Jahren ininier
mehr vcrriugerte, so das; schließlich uur nvch eiu Eleve
Keller's Unterweisuug empfing. Das lauge Kränkelu
des Meisters mag zu dieser Abuahme seiuer eiust so
l'lühendcn Schulc wescntlich bcigetragcu habeu, unb sv
zwcifeln wir nicht, daß einc jugendliche Kraft an seiuer
'Ltelle dicselbcn glänzcnbiu Erfolgc crzielen könntc, bie
ihui eiust uach deui Abgaug des grciseu Thelott beschieden
waren. Man hat ja vft crfahren, daß cin neucr Lehrcr
schnell ucuc Schüler sindel. Deßhalb siub die llmstände
iuinierhin zu beklagen, welche die Anstclluug ciues solcheu
verzögern. Noch nichr aber ist es zn bcklagen, daß
die verheißungsvvllen Schriite, die vor einiger Zeil zur
Hebung dcr Akademie geschehen und die so höchst erfreu-
lichc Ergebnisse zu licfern schicnen, nicht uiit gleicheui
Eifer forlgcsetzt wordeu siud. Kauni war der vielscitig
gebildcte, begabte W. Roßmaun zuui Lehrer der Kunst-
gcschichte an der Akadeniie crnannt, so ward bcrselbe
nach viernionatlicher Wirksaiukcit seincr hicsigcn Stellung
durch cine vortheilhafterc Berufung nach DrcSdcn bereits
wieder entzogeii, ohue daß, so viel wir wissen, crustlichc
Schritte gcschchen wärcn, dcn allgenicin beliebtcn Lchrer
aus irgend welche Weisc der Anstalt dauerud oder doch
für längere Zeit zu erhaltcn. Und nachdein wir unS
über seiu schnelles Ausscheidcn kaum zu bcruhigen au-
fangcn, so hören wir von eincm ueuen Berlust, der einen
der blühcndsten Zwcige der Akademie schwcr zu schädigen
droht. Der Maler Eugcu Dücker hatte bckanntlich
nach bem Austritt Oswald Acheubach's die Leitung der
Landschafterklasse provisorisch bis zu den Hcrbstfericn
übernommen, und da cr sich als Lehrer ebenso bcfähigt
erwies, wie als Künstler, so zweifelte man keinen Augen-
blick an seiner cndgültigen Anstellung. Dicse ist aber
leider nvch nicht crfolgt, und weil von maßgcbender
Seitc verabsäumt wordcn ist, auf dic von Dückcr ge-
stellten, sehr gerechlfcrtigtcn Bcdingungcn rechtzeitig zu
antwortcn, so hat dcrselbe im ncuen Semester dcn Un-
terricht nicht wicdcr aufgenomnicn, so daß also die Laud-
schafterklasse einstwcilcn thatsächlich ohne Lehrer ist, was
im Jntcressc der Schüler, dcren Zahl sich in crfreulichcm
Maße stcigcrtc, sowie der Anstalt überhaupt uicht genug
beklagt werden kann. Wir hoffen nun zwar, daß Dückcr,
dcr sich eiustweilcn wiedcr auf Reisen bcgeben hat, boch
noch fest als Lehrer angestellt wird; wir können aber
nicht umhin, auch hierbci unscr Bcdaucrn darübcr auszu-

sprechen, daß bie Angelegcnheiten der Akademie nichl mit
lebhafterem Jnteresse behandelt und rascher zuni Abschluß
gebrachl werdcn, ba jebc Verzögernng und Stockung nicht
ohne schärliche Wirkung bleibt.

Dilsseldors, Miltc Oktober. LI. H.

kimstlitckatiir.

Der Kllllsthaildwerkcr. Monalsschrift des Vereines
für Förderung dcr Kiliistindustrie in tliiederbayeru.
Landshut 1873.

Diese klei-ie, ganz bescheideu auftretende Zcilschrift
hat sich die Aufgabe gestellt, svlchcn Handwerkern und
Fabritäulen, welchc Lust uud Liebe zur Wiederbclebung
! der Kunst im Handwerk haben, die nöthige technische
i uiid küustlerische Anleitung zur geschmackvollcn Orna-
mentirung ihrcr Erzeugnisse zu geben. Die uns vor-
liegcndcn drci Nummern bchandeln, nebcn inncren An-
gclcgenheiten bes Vereins, in sehr ausführlicher uud
Zedem vcrständlicher Weise das Actzen in Metall, El-
feubein, Horn, Bein, Pcrlmuttcr rc., das Abgießcu kleiner
Thiere uub Pflanzeu iu Metall, dic Jmitation von
Jutarsicu u. A., und zwar geben sie Rezcpte, welchc
aus ältercn. zuui Theil vergcsscneu Werken enlnommen
siud, jeooch sämmtlich praktisch versuchl und zum
Theil verbessert worden sind. Die iu Auiographie aus-
geführteu Beilagen cnthaltcn zugleich einige für die be-
schricbenc Technik geeignetc Muster.

Diesc bcsonders auf strebsame Handwerker berechnctc
Publitätion ist ein Wcrk dcs I)r. Gchring, Bürger-
mcisters von Landshut, eines übcraus thätigen, cncr-
gischen Mannes, welcher trotz vielfacher Anfeindungen
in Landshut einc klcinc, mit uur geringen Mittclu, aber
vielcnt Verständniß und giitem Geschmack gewählte
Mustersammlung angclegt uub auf bie Gewerbetreibcnden
iu Landshut und auch soust schou iu vielfachcr Beziehuug
scgcusrcich eiugewirki hat. Sciue bisher uur auf kleiuc
Vcrhältuisse beschräukle Thätigkcit ist der Aiiftuerksamkcit
und Untersllltzuug in jeber Beziehung werth. li. kk.

^ Bon Iulius Mcycr s Allgcmcincui .Uünsrlcr - Lcxikon
sind jetzr im Ganze» lö Lieferungcn erschicncn. Die letzien
drei wurden von Wilhelm Lchmidt rcdigirt. Es sind dics
zuglcich die einzigen, welche das Datuni 1873 tragen.
Sollte es nicht im Hinblick ans dieses langsame Erschcincn —
der Buchstabe A ist im Vorliegendcn noch uicht einmal ganz
vollendet — gcrathen scin, cinen andcren Modus dei Bear-
beitnng und des Erscheincns (elwa in Scklionen, wclche von
selbstandigeii Unterredaktcnren in die Hand zu nchuien wärcn)
einzuführen, damit wir nicht iiber die Gcbühr iange ivarten
müssen, bis das vortreffliche, für jeden Fachmann unenlbehr-
lichc Wcrk ;u Ende kommt? Der Gcfahr einer gcwissen Un-
gleichheit der Arbeit, wclche durch Theilung derselbcn cintrctcn
könntc, ist nnseres Erachtenö dnrch dcn als Muster voiliegendcn
crsten Baud bcreits entgegengewiikt. Aber gcrade wcnn das
Wcrk, was wir lebhasl wünschen, in gleich iiiustergültigcr
Weise fortgeführt und vollendet werden soll, scheint nns cinc
Entlastung der leitcndcn Persönlichkeit nnbedingt crsordcrlich.
Wir gebcu uiis der Hoffnnng hin, daß man sich rccht bald zu
eincr solchen Maßregel cntschlicßen werde.
 
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