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Teichlein, A.: Aus der Schleißheimer Galerie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0183
n Jahrgang.
Nr. 23.
Leitrngc
M>da»vr.C.V.LÜ>,0w
(ttlicn, Thcresianmu^
-»lod.midikBerlansn.
>Eki>>>lg, KöniMr. N)
ju richten.
20. Mjjr).
Znscrate
n 21/2 Sgr. sür die drei
Mal gespaltene Petitzeilc
werden von jeder ^uch-
und Kunsthandlnng an-
genommen.
1874.
Bcililatt zur Zcitschrist siir bildeude Kuust.
Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalien die Nbonnenren oer „Zeitschrift für bildende Knnst" xral-lu; für sich allein bezoaen
kostct der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.
»haltl Alls d-r Sch,°ibh°il»-r Gal-li-. - Fr. R-l'-r'S G°s^ch>° d» B°M»!?'ÄadÄ
Wis.i-->>us. - Al,sDu..i,.
Äus der Schleißheimer Galerie.
Die kgl. Gemäldcgalcric in Schleißhcim bei Mün-
ch?n, welche vernwge der Menge und Mamügsaltigkeit
der daselbst vertrctenen Mcistcr, sowie nm ihrer crhcb-
Ochen Anzahl von Pcrlen dcr altdeutschen nnd nament-
lich dcr nicderländischcn Schnlen willcn in der Knnstwelt
>n verdientcm Anschcn steht, hat in ncncster Zeit manchcn
nitercssanten Zuwachs nnd beträchtliche Erwcilerungen er-
fahren. Von besonderem Jnteresse ist der neugebotcne
innniitelbare Vergleich einer früher in Angsbnrg befind-
lichcn, von eminent malerischer Empfindnng inspirirten
lleinen Skizze unsercs kolossalen Altargcmäldcs —
Ereuzignng von Tintoretto — wclche jctzt hieher
derbracht, diesem gcgenübcr in der Schloßkapelle aufge-
stellt wurde. Als cine wirkliche Bereicherung der
Galerie wird von knnstwisscnschaftlichen Autoritäten auch
ri»e große Schlacht von Pcter Snayers bczeichnet,
welche dessen Schlacht am wcißen Berg in jcder Hinsicht
übertrifft. Untcr den neuzugegangencn niederländischen
Meistern zeichnet sich cin klcincs aber vorzügliches Strand-
bildchen von Petcr Wonwerman, in seinem vor-
»chni graucn Ton, vor allen aus. Nicht unwürdig
^iht sich ihm ein gleich großes Stilllcben von Hnls-
donck an. — Allerdings begreift das ncue Gemälde-
lbntingent auch zahlreichc Altarbilder, vormalige Decken-
gemälde nnd sonstige mchr dckorative Wcrkc spätercr
Mcistcr in sich, wclchc für die Kunstforschung von ge-
singercm Bclang sind. Dic Künstlcr dagcgcn dürften
stlbst gewisse Werke deS Lnca Giordano, Pclle-
Srini, Bellucci nicht blos mit Achtnng, sondern in
»lanchem Sinn sclbst mit Nntzcn betrachten. Denn
freics phautasievolles Vcrfügen über einen sehr respck-
tablcn Schatz von Formenkennlniß, sehr positivcS Bc-
wußtsein von dcn Bedingnngen der Malerci sind Eigen-
schaften, welchc trotz der viclgerühmtcn Höhe der hentigcn
Technik nnserer modell- nnd photographiesüchtigen Kunsl
sclbst an jenen Mcistern des Verfalls noch imponiren
und bencidenswerlh crscheinen mvchten. — Für kunst-
sinnige Geschichtsfreunde bietet ferner cin neu crvffneter
Dnrchgang verschiedene Kuriosa, worunter insbesonderc
ein Chklus von 13 Bildern bemerkenswcrth ist, welchcr
aus dem von Kurfürst Nkaximitian I. gestifteten Car-
meliterkloster in Straubing stammt und die Geschichte
des Pater Dominicus darstellt, welcher dem Kurfürsten,
gleichsam als ein geistlicher Generalstabschcf, seine böh-
mischen Schlachten mit gewinnen half. — Jm Ganzen
bcläuft sich die Zahl der neuanfgestelltcn Gemälde auf
nahezu 200. Zwei ganz ncuen Sälen wird sich im
kommenden Frühjahr noch cin drittcr anreihcn. Haupt-
quelle der Neichthümer, welche dicse Ränmc füllen, ist
bie von der kgl. Central-Gemälde-Galcrie-Direktivn im
verwichenen Sommcr angcordnete Dcpot-Centralisation,
wodurch dem alten, dnrch dic Gcmäldeabgabcn an die
Städte Speher und Bamberg geschwächten Schleißheimcr
Dcpot von Angsburg nnd Nürnberg her beträchtlichcs
neucs Matcrial zugeführt wnrde.
Jn Folge so namhaftcr Bercicherungen, sowie durch-
grcifendcr Acnderungen in Ler Anordnnng der Galerie,
wclchc theils schon durchgeführt, thcils noch im Werden
sind, erwcist sich dcr bisherige, ohnehin zur Zeit ver-
griffene Katalog begreiflicherwcise alS so unhaltbar, daß
nicht an cinc neue Auflage dcssclben, sondcrn an einen
ganz neucn Katalog gcdacht werden miiß. Da jedoch
Nr. 23.
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Mal gespaltene Petitzeilc
werden von jeder ^uch-
und Kunsthandlnng an-
genommen.
1874.
Bcililatt zur Zcitschrist siir bildeude Kuust.
Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalien die Nbonnenren oer „Zeitschrift für bildende Knnst" xral-lu; für sich allein bezoaen
kostct der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.
»haltl Alls d-r Sch,°ibh°il»-r Gal-li-. - Fr. R-l'-r'S G°s^ch>° d» B°M»!?'ÄadÄ
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Äus der Schleißheimer Galerie.
Die kgl. Gemäldcgalcric in Schleißhcim bei Mün-
ch?n, welche vernwge der Menge und Mamügsaltigkeit
der daselbst vertrctenen Mcistcr, sowie nm ihrer crhcb-
Ochen Anzahl von Pcrlen dcr altdeutschen nnd nament-
lich dcr nicderländischcn Schnlen willcn in der Knnstwelt
>n verdientcm Anschcn steht, hat in ncncster Zeit manchcn
nitercssanten Zuwachs nnd beträchtliche Erwcilerungen er-
fahren. Von besonderem Jnteresse ist der neugebotcne
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lichcn, von eminent malerischer Empfindnng inspirirten
lleinen Skizze unsercs kolossalen Altargcmäldcs —
Ereuzignng von Tintoretto — wclche jctzt hieher
derbracht, diesem gcgenübcr in der Schloßkapelle aufge-
stellt wurde. Als cine wirkliche Bereicherung der
Galerie wird von knnstwisscnschaftlichen Autoritäten auch
ri»e große Schlacht von Pcter Snayers bczeichnet,
welche dessen Schlacht am wcißen Berg in jcder Hinsicht
übertrifft. Untcr den neuzugegangencn niederländischen
Meistern zeichnet sich cin klcincs aber vorzügliches Strand-
bildchen von Petcr Wonwerman, in seinem vor-
»chni graucn Ton, vor allen aus. Nicht unwürdig
^iht sich ihm ein gleich großes Stilllcben von Hnls-
donck an. — Allerdings begreift das ncue Gemälde-
lbntingent auch zahlreichc Altarbilder, vormalige Decken-
gemälde nnd sonstige mchr dckorative Wcrkc spätercr
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singercm Bclang sind. Dic Künstlcr dagcgcn dürften
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Srini, Bellucci nicht blos mit Achtnng, sondern in
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freics phautasievolles Vcrfügen über einen sehr respck-
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sinnige Geschichtsfreunde bietet ferner cin neu crvffneter
Dnrchgang verschiedene Kuriosa, worunter insbesonderc
ein Chklus von 13 Bildern bemerkenswcrth ist, welchcr
aus dem von Kurfürst Nkaximitian I. gestifteten Car-
meliterkloster in Straubing stammt und die Geschichte
des Pater Dominicus darstellt, welcher dem Kurfürsten,
gleichsam als ein geistlicher Generalstabschcf, seine böh-
mischen Schlachten mit gewinnen half. — Jm Ganzen
bcläuft sich die Zahl der neuanfgestelltcn Gemälde auf
nahezu 200. Zwei ganz ncuen Sälen wird sich im
kommenden Frühjahr noch cin drittcr anreihcn. Haupt-
quelle der Neichthümer, welche dicse Ränmc füllen, ist
bie von der kgl. Central-Gemälde-Galcrie-Direktivn im
verwichenen Sommcr angcordnete Dcpot-Centralisation,
wodurch dem alten, dnrch dic Gcmäldeabgabcn an die
Städte Speher und Bamberg geschwächten Schleißheimcr
Dcpot von Angsburg nnd Nürnberg her beträchtlichcs
neucs Matcrial zugeführt wnrde.
Jn Folge so namhaftcr Bercicherungen, sowie durch-
grcifendcr Acnderungen in Ler Anordnnng der Galerie,
wclchc theils schon durchgeführt, thcils noch im Werden
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nicht an cinc neue Auflage dcssclben, sondcrn an einen
ganz neucn Katalog gcdacht werden miiß. Da jedoch