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Ails dcr Schleißheimer Galerie. — Fr. Reber's Geschichte der neueren deutschen Knnst,
die Ausarbcituiig eincs authcntischen, aus kritische Sich-
tung dcs gcsauuutcn Matcrials basirtcn Kataloges, von
alleu Schwicrigkcitcn abgeschen, jedenfalls Zeit, viclleicht
mehrcre Jahrc in Anspruch nehmen würde, während für
jctzt das dringcnde Bedürfniß vorlicgt, dafür zu sorgcn,
daß^beim Beginne der dießjährigen Souunersaison das
Publiküm nicht jcglichen Führcrs dnrch unserc Samni-
lung cntbehre, hat die kgl. Central-G.-G,-Direktion
sich cutschlossen, den Unterzcichneten — bis anf Weiteres
— znr Herstellung eines Jnterimskatalogcs zu crmäch-
ligcn und ihm die Herausgabe dcsselben als Privat-
unternehmen zu übcrlasscn. Bci dcn bescheidenen An-
sprücheu, welchc schon uni der kurz zugemessenen Zeit
willen cin solches Unternehmen zu machen hat, wird es
sich mit dem Titel cines Gcmäldeverzeichnisses der kgl.
Galcric in Schlcißheim bcgnügen und sich dem Jnhalte
nach im Ganzen an die inventariellen Angaben halten
müssen, für dcren verjährte Mängel selbstverständlich
keine Verantwortung übernommen wird. Jndeß hofft
vcr Verfasser doch seiner Arbeit eine den Lokalverhält-
nissen angemessene rationelle Gcstalt zu geben und kunst-
wissenschastlichcn Anforderungen wenigstens insowcit Rech-
nnng zn tragen, daß er es sich angelegen sein läßt, in
dcnjcnigen Fällen, wo bereits bestimmte Aufstellungen
nenerer Kunstforscher vorliegen, von dcnselben Notiz zu
nchmcn nnd zwar ganz objcktiv, mit Namens- und
Qucllenangabe. Jn crstcr Rcihe sollcn dic in der Zeit-
schrifl für bildendc Kunst publicirtcn Forschungen der
Herren vr. Wilhelm Schmidt uud Or. Bodc Be-
rücksichtigung finden. Eine Anzahl weiterer üiotizen ver-
danken wir bereits der Güte dcs Herrn 1>r. W. Schmidl
und geben uns dcr Hoffnnug hiu, daß die Fachgeuossen
es nicht verschmähen werden, seinem Beispiele zu folgen.
Jn der Voraussetzung, daß der Gedanke, in der ange-
deuteten Weise öffentlich Buch zu führcn über den Stand
der unsere Sammlungen betreffenden Forschungen, als
ein dankenswerther freundlich ausgenommen werde, er-
laubt sich somit der Unterzeichnete, die geschätzten Herren
Kunstforscher zu ersuchen, ihm ihre etwaigen, Schleiß-
heim betreffcndcn, gedruckten oder ungedruckten Notizcn
bis läugstcns 1. Mai uuter seincr nachstehcnden Adrcsse
gcfälligst mittheilen zu wollen.
A. Teichlcin, kgl. Konseivator in Schleißheim bei Müiicheu.
Fr. Ueber's Geschichte der neueren deutschen
Kunst. *)
Wer die Geschichte der ncueren Kuust selbst in
Borträgen zu bchandeln hat, wird die großen Schwie-
*) Geschichlc der iieuercn deutschen Kunst vom Ende des
vorigeu Jahrhuiiderts bis znr Wiener Weirausstellnng 1873,
init Beriicksichtignng der gleichzeitigen Kunstenlwicklung in Frank-
reich, Bclgicn, Holland, England, Jtalicn und Nußtand, von
Prof. Dr. Fra„z Rcber. Stnttgart 1874. I. Liesg.
rigkeiten solcher Aufgabe zu würdigcn ini Stande scin.
Nicht bloß für Anordnung und Einlhcilung bictet der
überaus rciche Stoff auf alleu Punktcn schwcr zu über-
windende Hemmnisse dar, sondern noch größer ist seine
Sprödigkeit im Hinblick anf dic kritische Behandlung
des massenhaften Materials. Dazu koniMt, daß es
kanm möglich ist, den objektiven Ton des Historikcrs z»
tresfen, wo cs gilt, cine Entwickelung zu schilderu, m
deren gewaltigem Strome wir unter getheilten Em-
pfindungen von Hoffnung und Fnrcht, von Billigung
und Ablehnnng mit dahin schwimmcn. Es ist unser
eigenstes Geistesleben, unsere eigenste Gefühlswclt, die
in den modernen Schöpfungen zum Ansdruck konimt und
uns gar zu leicht eher zu sympathischen oder antipathi-
schen Kundgebungen, als zu ruhig abwägender Bctrach-
tung gelangen läßt. Nicht miuder wahr ist es, daß
erst eiue gewissc Zcitferne uns den weit überschaucuden
Standpunkt gcstattet, von welchem wir, wie von hcrvor-
ragender Bergkuppe aus die Konfiguration einer wcit-
gestrcckten Landschaft, das Bilb eines komplicirten Enl-
wicklungsganges zu überschauen vermögen.
Dennoch dürfen wir uns der Aufgabe nicht ent-
ziehen, gleich der politischen und Literaturgeschichtc
auch die künstlerischcn Zustände der ncuestcn Zeit vor
das Fornüi historischer Betrachtung zu bringen.
Das Bedürfniß ist schon oft gefühlt worden, ohnc
daß bis jetzt dcmsclben volle Befriedigung zu Theil gc-
worden wärc. So hatte zuerst der hochverdientc Hagen
seine fleißigc Arbeit über die ncuere Kunst veröffentlicht
und damit ein Werk geschaffcu, das imnier noch als
werthvolle Matcrialsammlung zu bezeichuen ist, weun
ihm auch die durchgreifend organisircnden Gcsichtspunkte
fehlen, abgcsehcn davon, daß die geschichtliche Entwicklnng
jene Aufzeichnungen aus den funfziger Jahrcn bereits
weit überholt hat. Ein zwanzigjähriger Zeitrauiu
wiegt schwcr im Leben dcr modcrncn Völker, vvllends
die lctzten zwauzig Jahre in bem des deutschen Volkes.
Werthvolle Bciträge zur Geschichte dieser Epochc hat
der ilnermüdliche Ernst Förstcr im vierten und fünften
Bande seiner Geschichte der deutschcn Kunst niedergelegt,
cine Arbeit, die um so dankenswerther ist, da der Vcr-
fasser einen großcn und wichtigen Theil dicscr Entwick-
lung selbstthätig mitcrlebt hat, und seine Aufzeichnungen
dadurch die Bcdeutung von Mitthcilungcn eines Augen-
zeugen gewinneu. Andcrcrseits ist dadurch aber ein start
subjcktives Elcmcnt in die Darstellung gekommcn, wclchcm
der Leser nicht sclten Rcchnung tragen muß. Einc
Fülle geistvoller Bcmerkungcn bietet dagegen Springer
in seinem ursprünglich für die „Gegeuwart" von Brock-
haus geschriebencn umfangrcichcn Aufsatz über dic bil-
denden Künste in der Gegenwart, der in scincr freilich
mehr raisonnirenden als darstcllcndcn Weise überaus
anregend ist.
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Ails dcr Schleißheimer Galerie. — Fr. Reber's Geschichte der neueren deutschen Knnst,
die Ausarbcituiig eincs authcntischen, aus kritische Sich-
tung dcs gcsauuutcn Matcrials basirtcn Kataloges, von
alleu Schwicrigkcitcn abgeschen, jedenfalls Zeit, viclleicht
mehrcre Jahrc in Anspruch nehmen würde, während für
jctzt das dringcnde Bedürfniß vorlicgt, dafür zu sorgcn,
daß^beim Beginne der dießjährigen Souunersaison das
Publiküm nicht jcglichen Führcrs dnrch unserc Samni-
lung cntbehre, hat die kgl. Central-G.-G,-Direktion
sich cutschlossen, den Unterzcichneten — bis anf Weiteres
— znr Herstellung eines Jnterimskatalogcs zu crmäch-
ligcn und ihm die Herausgabe dcsselben als Privat-
unternehmen zu übcrlasscn. Bci dcn bescheidenen An-
sprücheu, welchc schon uni der kurz zugemessenen Zeit
willen cin solches Unternehmen zu machen hat, wird es
sich mit dem Titel cines Gcmäldeverzeichnisses der kgl.
Galcric in Schlcißheim bcgnügen und sich dem Jnhalte
nach im Ganzen an die inventariellen Angaben halten
müssen, für dcren verjährte Mängel selbstverständlich
keine Verantwortung übernommen wird. Jndeß hofft
vcr Verfasser doch seiner Arbeit eine den Lokalverhält-
nissen angemessene rationelle Gcstalt zu geben und kunst-
wissenschastlichcn Anforderungen wenigstens insowcit Rech-
nnng zn tragen, daß er es sich angelegen sein läßt, in
dcnjcnigen Fällen, wo bereits bestimmte Aufstellungen
nenerer Kunstforscher vorliegen, von dcnselben Notiz zu
nchmcn nnd zwar ganz objcktiv, mit Namens- und
Qucllenangabe. Jn crstcr Rcihe sollcn dic in der Zeit-
schrifl für bildendc Kunst publicirtcn Forschungen der
Herren vr. Wilhelm Schmidt uud Or. Bodc Be-
rücksichtigung finden. Eine Anzahl weiterer üiotizen ver-
danken wir bereits der Güte dcs Herrn 1>r. W. Schmidl
und geben uns dcr Hoffnnug hiu, daß die Fachgeuossen
es nicht verschmähen werden, seinem Beispiele zu folgen.
Jn der Voraussetzung, daß der Gedanke, in der ange-
deuteten Weise öffentlich Buch zu führcn über den Stand
der unsere Sammlungen betreffenden Forschungen, als
ein dankenswerther freundlich ausgenommen werde, er-
laubt sich somit der Unterzeichnete, die geschätzten Herren
Kunstforscher zu ersuchen, ihm ihre etwaigen, Schleiß-
heim betreffcndcn, gedruckten oder ungedruckten Notizcn
bis läugstcns 1. Mai uuter seincr nachstehcnden Adrcsse
gcfälligst mittheilen zu wollen.
A. Teichlcin, kgl. Konseivator in Schleißheim bei Müiicheu.
Fr. Ueber's Geschichte der neueren deutschen
Kunst. *)
Wer die Geschichte der ncueren Kuust selbst in
Borträgen zu bchandeln hat, wird die großen Schwie-
*) Geschichlc der iieuercn deutschen Kunst vom Ende des
vorigeu Jahrhuiiderts bis znr Wiener Weirausstellnng 1873,
init Beriicksichtignng der gleichzeitigen Kunstenlwicklung in Frank-
reich, Bclgicn, Holland, England, Jtalicn und Nußtand, von
Prof. Dr. Fra„z Rcber. Stnttgart 1874. I. Liesg.
rigkeiten solcher Aufgabe zu würdigcn ini Stande scin.
Nicht bloß für Anordnung und Einlhcilung bictet der
überaus rciche Stoff auf alleu Punktcn schwcr zu über-
windende Hemmnisse dar, sondern noch größer ist seine
Sprödigkeit im Hinblick anf dic kritische Behandlung
des massenhaften Materials. Dazu koniMt, daß es
kanm möglich ist, den objektiven Ton des Historikcrs z»
tresfen, wo cs gilt, cine Entwickelung zu schilderu, m
deren gewaltigem Strome wir unter getheilten Em-
pfindungen von Hoffnung und Fnrcht, von Billigung
und Ablehnnng mit dahin schwimmcn. Es ist unser
eigenstes Geistesleben, unsere eigenste Gefühlswclt, die
in den modernen Schöpfungen zum Ansdruck konimt und
uns gar zu leicht eher zu sympathischen oder antipathi-
schen Kundgebungen, als zu ruhig abwägender Bctrach-
tung gelangen läßt. Nicht miuder wahr ist es, daß
erst eiue gewissc Zcitferne uns den weit überschaucuden
Standpunkt gcstattet, von welchem wir, wie von hcrvor-
ragender Bergkuppe aus die Konfiguration einer wcit-
gestrcckten Landschaft, das Bilb eines komplicirten Enl-
wicklungsganges zu überschauen vermögen.
Dennoch dürfen wir uns der Aufgabe nicht ent-
ziehen, gleich der politischen und Literaturgeschichtc
auch die künstlerischcn Zustände der ncuestcn Zeit vor
das Fornüi historischer Betrachtung zu bringen.
Das Bedürfniß ist schon oft gefühlt worden, ohnc
daß bis jetzt dcmsclben volle Befriedigung zu Theil gc-
worden wärc. So hatte zuerst der hochverdientc Hagen
seine fleißigc Arbeit über die ncuere Kunst veröffentlicht
und damit ein Werk geschaffcu, das imnier noch als
werthvolle Matcrialsammlung zu bezeichuen ist, weun
ihm auch die durchgreifend organisircnden Gcsichtspunkte
fehlen, abgcsehcn davon, daß die geschichtliche Entwicklnng
jene Aufzeichnungen aus den funfziger Jahrcn bereits
weit überholt hat. Ein zwanzigjähriger Zeitrauiu
wiegt schwcr im Leben dcr modcrncn Völker, vvllends
die lctzten zwauzig Jahre in bem des deutschen Volkes.
Werthvolle Bciträge zur Geschichte dieser Epochc hat
der ilnermüdliche Ernst Förstcr im vierten und fünften
Bande seiner Geschichte der deutschcn Kunst niedergelegt,
cine Arbeit, die um so dankenswerther ist, da der Vcr-
fasser einen großcn und wichtigen Theil dicscr Entwick-
lung selbstthätig mitcrlebt hat, und seine Aufzeichnungen
dadurch die Bcdeutung von Mitthcilungcn eines Augen-
zeugen gewinneu. Andcrcrseits ist dadurch aber ein start
subjcktives Elcmcnt in die Darstellung gekommcn, wclchcm
der Leser nicht sclten Rcchnung tragen muß. Einc
Fülle geistvoller Bcmerkungcn bietet dagegen Springer
in seinem ursprünglich für die „Gegeuwart" von Brock-
haus geschriebencn umfangrcichcn Aufsatz über dic bil-
denden Künste in der Gegenwart, der in scincr freilich
mehr raisonnirenden als darstcllcndcn Weise überaus
anregend ist.