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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Wilhelm v. Kaulbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0215

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n. JllhiWiig.
Lcitragc

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Tberesianmng.

2-r)od.andiePerlaftsll.

(^tlp)ig, Königsstr. 3)
zu richten.

17. ^piil.

Nr. 27.
Mscratc

ü. 21/2 Sgr. sür dle dret
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Vnch-

Itt?4.

Beiblatt znr Zeitschrist sür bildende Knnst.

Dics Blatt, jede Woche ain szreitag erscheinend, erhalken die Abonnenlen ver „Zeitschrift für bildende Kunst" xrLtl»;; sür sich aNein bezoaen
kostet der Iahrgang 3 Thlr. fowohl im Buchhandel wie auch bei den deutfchen und österreichischen Postanstalten.

-^'halt: Wishelm von Kaulbach f. — Aesthetische Keherei. — Korrespondenz: Stuttgart. — Kunstverein für Böhmen. — Iahresbericht der englischen
Nationalaalerie. — Münchener Knnstverein. — Leipziger Knpferslich-Anktioii. — Auktion von Sevres-Porzellan. — Bersteigernng der Sammlung
van der Willigen. — Neuigkeiten des Buchhandels. — Zeitschriften. — Jnserate.

Wilhelm v. Kaulbach ch.

« Dcr Ncmie dcs bcdcutendcn ManucS, von dcsscn
^odcsknnde gcgcnwärtig die gcbildctc Wclt crfiillt ist,
hat cincii so eigeiithninlichcn Klang, er bezcichnet so tief
^uischncidcnde nnd folgenschwcre Wandlnngcii in der
^cschjchw der inodcrncn dcntschcn Kiinst, daß Nicniand
diachricht von dcni Hinschcidcn der licbcnswürdigen
>u>d gcistvollcn Pcrsönlichkcit, dic scin Träger gewcscn,
ohne kebhafte Theilnahnic wird vcrnommcn haben. Dcr
ausgepräglen Jndividnalitätcn sind verhältnißniäßig gar
wcnige in der Knnst nnsercr Zcit; anch derjenigc, dem
^änlbach's Art nicht eben synipathisch war, innß diescn
lcltencn Vorzng ihm zucrkcnncn und gcstchcn, daß er
n>it bewniidernswerther Knnst das gcislige Jntcrcsse der
Nation an scin Schaffcn zn fcsseln, deii treibendcn Gc-
dankcn dcr Zcit Ansdrnck zn vcrleihen nnd sich trotz
aller widerstrebcndcn Elenientc durch nie rastende Encrgic
uiid Gcistesfrische an der Spitze der Münchcncr Kunst-
lchule zu behanptcn wnßtc.

Es war daher nur dcr AuSdrnck sehr bcrechtigter
^ttipfiudungcn, wcnn nian in Münchcn aui 22. Fcbrnar
I. das fünfnndzwanzigjährige Jnbilänin dcs Mcistcrs
als Dircktor dcr dortigcn Akadeniie wic cin allgcnieines
vost feiertc, an wclchem Fürst nnd Volk, Bürgcr nnd
^üiistler glcichen Anthcil nahnicn. Die damals gcwun-
^uicii Kränze sind kanni vcrdorrt, nnd schon ruht der
Gcfcicrtc, dcr — obwohl an der Schwellc der siebzigcr
^ahre stchcnd — hellcn Angcs und dic volle Jugcnd-
ttothc anf dcn Wangen dcm Fcstjnbcl zugeschaut, in dcr
llilleii Gruft, wohin ihn der jähe Tod in sciner schreck-
I'chsten Gestalt gebettet.

Kaulbach wohnte — das gastlichc rothe Hans ist
vielcn nnserer Lescr wohlbckannt — in der Garlcnstraße,
wo sich im vorigcn Souinier die crstcn Cholerafälle er-
cignctcn und noch jctzt cincr der Hanptheerde der Scuche
zu sein schcint. Seit ctwa vierzchn Tagcn hütete dcr
Meister wcgcn cincs unbedcutendcn Fußlcidens das
Haus, ohne daß cr sonst irgend wclchcs Unwohlscin gc-
spürt hätte. Da bekam cr, wie man uns crzählt, in
Folge eincs Diätfehlers, in der Nacht, wclchc auf dcn
Ostermontag folgtc, einen Cholera-Anfall, und allc sofort
angewendete Hülfe war vergebens: noch im Laufe des
Vormittags trat eine solchc Schwächc ein, daß man dcn
Kranken aufgeben niußtc; am Abcnd dcs 7. um 8^ Uhr
war cr cine Leiche.

Dic Trancr über dcn Tod deS bcrühmlcn Mcisters
war in München eine tiefgehcnde und allgemeine und
das am 10. Nachmittags stattgchabte Leichenbegäiigniß
gestaltete sich zn einer Todtcnfeier, wie sie wohl sclten
einem Künstler zn Theil geworden ist. Das Grab bc-
findet sich auf dem südlichcn Friedhofe an dcr Maucr
links vom Eingangc, clwa in dcr Mitte zwischen dcr
Fricdhofskirche und dcm Leichenhanse. Es war mit
Blunien und Kranzgcwinden reich geschmückt. Dcm
Traucrzugc voran schritten die Vcrtreter der KUnstler-
genossenschaft mit Trancrfahncn nnd Fackellerzcn, Künstler
trugen dcn mit Kränzen überdccktcn Sarg, dann folgtcn
dic Verwandten, die Mitglicder dcr Akademic und Uni-
vcrsität, zahlreichc Vertrcter von Bchörden und öffent-
lichen Anstaltcn, viele Offizierc, die übrigc Künstler-
wclt nnd zahllose Leidtragende aus allcn Klassen der
Bevölkerung. Die Geistlichkeit war nicht bctheiligt.
Am Grabe sprachen Professor Carriere, zwei Vertreter
 
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