Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

DOI Artikel:
Die bayerische Abgeordneten-Kammer und der Neubau der Münchener Kunst-Akademie, [1]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0341

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(M

Nekrolog. — Kunstunterricht und Kunstpflege. — Vermischte Nachrichten.

678

wir eigcntlich ein solches gar »icht haben. Nur eine Samm-
Inng vcrschicdencr größerer uiid kleincrer Räumlichkeitcn im
Hosranme cincs Jesnitenklosters bildet dic Akadeuüc, in welcher
die Gesetze der Schönheit gelehrt wcrdcn.

Ucberall, sclbst iu uiisercn klcinen Städlcn wie Weimar,
Karlsruhc, Königsberg wnrde erkannt, daß cine solche Lehr-
anstalt doch auch in der äußereu Ericheinnng Dem cnlsprcchcn
soll, wcöhalb es gebaut ist.

Wenn man sich nuil oorstellt, daß 304 Elcvcn mit ihrcn
Staffcleicn nnd Rcißbrcttcrn in Nänme eingepfercht sind, die
nnr siir 160 Platz bieten, so känu man sich vorstellcn, wie
lästig Diescs jnr Lehrer und Schnler sein muß.

Man suchte sich bisher in jedcr Wcise zu helfen; dic
Architektur, dic Muttcr dcr Äiinstc, wnrde aus der Akadcmie
ganz verwicsen; es wnrde cin Atelicr in der Schwanthaler
Straße geinicthet, ein andcres ini Glaspalaste eingcrichtet,
der erfahiniigsgcmäß hvchst ungcsund ist, nnd in welchem Schüler
wic Lehrcr regelmäßig crkranken; cin Theil ist in die nnn aus-
gchobene GlaSinalerei verlegt, dic Holzbildhauer sind in eineni
ehemaligen Korridor untcrgebracht, ja die jungen Leute legen
ans ihrcu Taschen wöchcntlich Gcld zusainnien zur Micthe
cines Arbcitslokales odcr Bczahlung der Modelle.

Das sind die banlichen Eiiirichtungen der kgl. Akademie
fnr bildende Kiinstc in Miinchcn.

Wic wärc es da inöglich, cine cinhcitliche Leitung und
die so uothwendige, streuge Anfsicht iu all dcn vcrschiedenen
Lokalen zu erzielcn; wic kann dcr Lehrer, der von cincin Stadt-
cndc zum andcrn gehen mnß, scine Schnler auszusuchen, mit
Lust und Liebe seinen Bcruf erfnllcn? cs ist Dies ein Zustand
der nncrträglichstcn Art.

Eiue Vcrgrößerung dcr Räninc in diesem Hofe ist ganz
uiimöglich, Abhiilfe ist dringcnd geboten; das hat unsere
Staatsrcgiernng längst erkannt, nnd sic möchte anch dcm
dringendstcn Bediirfnisse dadnrch abhelfen, daß cin Stockwcrk
anf dic kgl. GlaSmalerci ausgcbant wcrdc; allcin ist damit
abgeholfen? wird dadnrch die so zerrissene Schule geeint, oder
bietct dieser Aufbau auch nur annLhrend dcn Raum, dcr
nöthig ist, urn künstig keine Schlller mehr abweisen zu müssen?
Gewiß nicht! Und kann man cs mit gutem Gewissen
nntcrnchmcn, solchcn Berstoß gcgen daS Schönheitsgefühl zu
machcn, nnd so schr die Pietät gcgcn König Ludwig I., dcm
wir doch so Biel schnlden, zn vcrlctzcn? —

Wenn das alte Spriichwort wahr scin solltc, daß sich
Todte noch im Sargc umkchren köiinen, so wiirde Das sichcr
dann bci König Ludwig 1. dcr Fall sein, nicht, weil dic von
ihm erbante Glasmalerci-Anstalt anfgehobcn und das Ge-
bäude verdorben wnrde, sondern weil es in Miinchen mög-
lich war, scinc schönstcn Bauwerkc, die Glyptothek und dic
ProphlLcu durch den Aufbau eincs so kolossalcn Kastens dicht
hintcr denselbcn so empfindlich zu schädigen, das verdicnt dieser
König nicht.

Das bayerische Volk abcr verdient es, daß ihm auch
in der Kunst die Wegc zu vollkommciicr Ansbiiduiig nicht
länger erschwert odcr gan; verschlossen blciben. Seine natiir
lichcn Aulagen berechtigen eö in der Kunst zu dcn bestcn
untcr den Völkeru gezählt zn werden; unsere Köuige baben
uns dic so nöthigen Attribute siir Schule und Kunstbildung
in dcn reichen Äuttstsammlungcn gcschafsen.

Bayerns Hauptstadt ist das Zicl all derjcnigcii, die Kunst
lieben, lernen und llbcn; dulden wir nicht läuger, daß auch
dicse getäuscht und erfolglos heimkehrcn miisscn.

Schafsen wir wllrdige Hallcn siir dic Hochschule der
Knnst, in dcnen sie sich srei und kräftig entfalicn kann, und
reich wird sie lohnen, was wir ihr opfern, denn ich wieder-
holc, die Kiinst war Uberall dankbar, wo sie gepflcgt wurde,
iind hat Wohlstand verbreitet, wir Bayern selbst sind durch
sie groß geworden.

Erhallen wir uns dicscs Kleinod, das uns gcachtct untcr
den Nölkcrn gemacht, und vergesscn wir nicht, uns zu sragcn,
was wäre Bayern, was dessen Hanptstadt ohnc die Kunst!" —
(Fortsetzung folgt.)

Uckrolog.

Der Malcr Hamon ist am 29. Mai d. I. in St. Raphael
(Var) im L3. Lebensjahre gestorben. Sein Geburlsort war ,
Plouha (eütes-äu-iblorä), wo er am ü. Mai 1821 zur Well

kam. Scin Vater war ein Zollbeamtcr vhne Vermögen, der
dcn Sohn für den gcistlichcu Staud bestimmte. Jndeß war
der Zng zur Malcrei in dicsem mächtiger, als der Gehorsam
gegcn ken väterlichcn Willen. Mit 19 Jahren verließ er
Hans und Familie, um in Paris scin Glück zu versnchen.
Dic cinzige llnterstlltznng, die ihm dabei zu Theil wnrde, war
eine Summe von 500 Frankcn, die dcr Gemeindevorstand
seineS Geburtsdorfes fiir ihn anssetzte. Er trat bci Delaroche
iu die Lchre und bildete sich später bei Gleyre ans. Jm
Jahr 1848 stellte er zum ersten Male cinigc Bildcr ans,
darunter ein Genrcbild (Sopraporte) nud ein „Grab Christi",
haite aber mit dicsen Leistnngcn ebenso wenig Erfolg, wie im
folgenden Jahrc mit drei andcrn Bildern, untcr deneu „Ein
Maucranschlag in Rom" nicht ohne Vcrdicnst war. Aus dcr
bcdenklichen Lcbenslage, in der er sich damals bcfand, rettclc
ihn eine Anstelliing in der Porzellanmanufaktur zu Sevres.
Jm Jahr 1852 trat er sodann wieder mit einem Oelgemälde
aus und zwar dieses Mal mit durchschlagendem Erfolge. Die
„Mcnschliche Komödie" begriindete seinen Nnf- llcber dicscs
Werk, sowie über das cigenthllmliche modern griechische Genre,
welches er ku.ltivirtc, vergl. Mcycr's Gesch. der franz. Malerei
seit 1789, S. 628 ff. Jn den lctzten Jahren hatte cr Capri
zum dauernden Aufenthalt gewählt. Dcn Salon von 1873
beschickte er mit scinem letzten bekannten Bilde: „lo llrisbo
LivnAo". (6Irrouiguö äes arts.)

üuiistililttrncht iiilli Liliistpfltgc.

Förderung der Kunst in Bayern. Zur Vcrwendung der
budgetmLßigen Summe siir Pflege nnd Förkerung der Knnst in
Bayern sind auf Beschluß der bczllglichen Komiuiision dem Kö
nigc folgende zwei Projekle znr Ilnicrstiitznng in Vorschlag ge
bracht und höchsten Orts genehmigt wordcn : Dic Ausschmllcknug
dcs FestsaalcS im Rathhanse zn Landöberg mit Frcskogemäldeii
aus ker bayerischen Geschichte und die Herstellung von Wand-
gemälden in dcr katholischen Kirche zn Weißenhori,. Die
crstc Arbcit wird dcn bciden Künstlcrn Schwoiser und
Fcrdinand Piloty, die zwcite dem Prosessor Andreas
Müllcr iibertrageu wcrden.

An -cr Berliner kgl. Gewerbe-Aka-emie (ehemaligem
Gewerbc-Justitut) werden vou jetzt ab auf Anordnung des
Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten 'meh-
rere Vorlesungeu, dercn Gegenstand hauptsächlich dem Ge-
biete des Kunstgewerbcs und der Kunstgeschichte angehört, uicht
mchr wie bisher, außcrordentlich, sondern, um denselben mchr
Thcilnahme zuzuwenden, unentgeltlich abgehalten.

Vcrmischtk Uachrichtcil.

Gin merkwiir-iger Rechtsstrcit. Vor dcm Bezirks-
gericht Miinchen links der Jsar schwebt dermal ein in meh-
rercn Beziehungcn iulcressanicr Ncchlsstreit zwischen den Erben
des im Dezcmber 1872 vcrstorbencn kgl. Generaldirektions-
und Obcrbaurathes Fricdrich Biirklein und dcr Verlassen-
schaflsmasje wciland Maximilian II. von Bayern. Als Gegen-
ftand dcr Forderung erscheint die Sumnic von 102,138 Gnl-
dcn als Honorar siir Ansertigung von Bauentwllrscn, Aus-
arbeilung von Kostcnamchlägen, snr Obcrleitung von Bauans-
siihrungen u. s w. Nach deni Vorbringen der Kläger in der
ersten öfseiulichcn Andicuz crhielt Biirklein siir seinc vvm
Königc Maximilian II. aufgerufenc Thätigkeit in den angc-
deutcten Richtungen vom Iahre 1851 bis zu scinem Tode
lediglich 2000 Gulden Honorar, nnd dic von ihnen seit Ablcben
Brirklein's wiederholt angestcüten Verglcichsversuche waren
um so wcniger von Erfolg, als der Vcrwaltcr dcr Riicklaßmasse
des Königs Maximiliau II, Hosrath v. Hosmann, mehrfach
als in dicser Angelegcnheit sich als nnzuständig bezeichnetc,
schließlich aber auch noch die Herausgabe mehrerer von Biirk-
lcin un Austrage des verstorbenen Königs hcrgestclltcn Ent-
wiirse rc. verweigerte. Unter dicsen Umstäiiden criibrigte deu
Erben Bllrklein's nichts mehr, als die Hiilfe dcs znständigen
Gcrichts in Anspruch zu uchmcn. Die Fordcrnngeu stiitzen
sich in dcr Ziffer auf die im Jahre 1868 von dcn deutschen Archi-
tckten in Hamburg vereinbartc Norni und ans die Gutachien
hervorragender Architekteu wic Gotts. Neureuther, Schlierholz,
Schmidt und Discher (Pesth). Sämmlliche Leistnngen Bürk-
lein's steheu in Beziehung zu dem Vorhaben des Königs,
 
Annotationen