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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

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Ein Manuskript Schnorr's über seine römischen Fresken
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Petersen, Friedr. Carl: Der Salon, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0378

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751 Ein Manuskript Schnorr'S über seine römischen Fresken. Der rasendc Roland von Ariost. — Der Salon.

752

die wohlthuende und beseligeude Liebe bezeichnet und
mit freundlichem Blick das Lob des Beschauers, das er
für seine an Rüdiger und Bradamante geübten Gut-
thaten verdient, erinnern zu wollen scheint.

Jn den Lauben, die sich über den vier Halbkreisen, 1
die in die Decke greifen, wölben, ist das Wappen des
Hauses Massimi angebracht.

Hier folgen nun die Stellen des Dichters, welche
mir bei den einzelnen Darstellungen vorschwebten, und
zwar nach derselben Ordnung, die ich vorhin bei der
Erzählung der Geschichte beobachtete:

1. u) Belagerung von Paris durch Agramant,

5) Vertheidigung der Stadt durch Karl den Großen,

C- 15, 6—9.

Decke. Lünctte.

2. Erzengel Michael. Bei der Darstellung des Erz- ^
engels Michael mußte ich die Einzelheiten der Er-
zählung des Ariost ganz umgehen und mich begnügen,
ihn so darzustellen, daß hier nur der Helfer und
die Person kenntlich wurde, welches ich am besten
erreichte, indem ich ihn so malte, wie man den
Erzengel zu sehen gewohnt ist.

3. Rinaldo verjagt die Heiden aus Frankreich. C. 31,
52. 52.

RB. Ich habe in meiner Decke von den vier
Schlachten die letzte nach der Zeitfolge neben die
erste gesetzt, weil ich für diese wichtige Vorstellung
gern den günstigsten Platz benutzen wollte. Wir
übergehen jetzt den Kampf auf Lipadusa, bis wir
die beiden andern Gefechte betrachtet haben.

4. Dudo vernichtet den Fcind zur See. C. 39, 78—79.

5. Erstürmung von Liberta. C. 40, 32. 35.

6. Kampf auf Lipadusa (Agramant wird von Roland
erschlagen). C. 42, 7. 8.

Linke Seitcnwand.

7. Roland. u) Angelika und Medoro. C. 19, 36. 37.
d) Roland's Verzweiflung. C. 23, 129 — 131.
o) Roland's Raserei. C. 24, 4. 5.

Deckc.

8. Lünette. Astolf kehrt in Begleitung des heiligen
Zohannes, des Evangelisten, mit Roland's Berstand
aus dem Monde zurück. C. 38, 23.

9. Rechte Seitenwand. Rüdiger. u) Melissa zeigt Bra-
damanle die Fürsten des Hauses Este in der Höhle
des Morlin. C. 3, 21. 23. b) Rüdiger's Taufe.
C. 41, 57 — 59.

10. Decke. Lünette. Melissa, Atlas und Alcina.

Für dies Gemälde sind keine besonderen Stellen '
des Dichters anzufükren. Melissa triumphirt über
das Gelingen ihrer Pläne mit Rüdiger und Bra-
damante, während Atlas mit Trauer in seinem
Zauberbuche liest, indem er daraus ersieht, daß

Rüdiger in der Blüthe seiner Jahre dahinsterbcn
werde. Auf der rechten Seite sieht man Alcina
an dem Ufer ihrer Zauberinscl, durch das Winken
ihrer Hand die Fische herbeilockend.

1. Das Fest. Mittelbild der Decke.

Wie ich schon oben sagte, habe ich die Bedcu-
tung dicses Gegenstandes in einer größern Aus-
dehnung genommen, als der Dichter selbst es seinen
Lesern zumuthen mochte; indem ich außer dem
Hochzeitsfcste noch ein Triumphfest des Roland
und eine allgemeine Siegesfeier habe bezeichnen
wollen: doch konnte ich nur auf diese Weise meine
Bilderreihe schließen und als ein Ganzes runden.
Uebrigens habe ich nichts Fremdartiges in meine
Darstellung hineingezogen, sondern das, was Ariost
anderwärts sagt, mit dem, was er bei Gelegcnheit
dieses Fcstes erzählt, nur verbunden, auf eine
Weise, die, glaube ich, nach den Negeln meiner
Kunst ist. Wenn ich hier den Kaiser Karl als
den Sieger über die Heiden und die Paladine,
Roland und Rinaldo an der Spitze als gefeierte
Helden, als die Retter des Reichs und der Christen-
heit bezeichnete, so hatte ich besonders folgcnde Stellen
im Sinne: C. 44, 28. 29. 32. 33.

Von den Stellen, die sich auf das Hochzeilsfest
beziehen, führe ich nur folgende an: C- 46, 73.
74. Auf der rechten Seite des Bildes sieht man
die Gesandten der Bulgaren, die au Rüdiger die
Königskrone bringen. C. 46, 69. 70.

Da es hier nur meiu Zweck war, über die Be-
handlung des Gedichts Rcchenschaft zu geben und das
Verständniß der Malereicn zu erleichtern, keineswegs
aber einc Beschreibung zu liefern, die alle Einzelheiten
derselben berührt, so glaube ich, wird das Gesagte
hinreichen.

Der Salon.

m.

An der Spitze der Künstler, welche hcuer der
Märtyrergeschichte ihrenStoff entlehnten, steht der Straß-
burger Gustave Dorä. Das Maltalent des be-
rühmten Jllustrators ist bekanntlich vielfach angefochten
worden; daß derselbe es versteht, seine Bilder zu durch-
geistigen, mit einem — meinetwegcn phantastischen —-
Zauber auszustatteu, der den Unbcfangenen zur Be-
wunderung hinreißt, wer wollte das bestreiten! Das
Dorä'sche Märtyrerbild ist eines der wcnigen Gcmäldc
im Salon, vor dcuen man lange, lange betrachtend
stehcn kann, ohne dcs Anschauens müde zu werden.
So originell die Auffassung, so drastisch ist die Dar-
stellung. Dem Blicke erschließt sich ver weite Kreis-
 
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