Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 9.1874

DOI Artikel:
Dohme, Robert: Zur Baugeschichte des Kölner Domes, [1]: eine Uebersicht
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4816#0403

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Korrespondenz.

802

801

hier statt der Mittelschiffspfeiler und Arkadenösfnungen
von unten auf volle Mauerinaßcn hochgeführt hat-
Außerdem sind die Pfeiler des Mittelschiffes in Le
Mans ganz außerordcntlich stark gezeichnet und schließen
dadurch allein schon jcden Vergleich nüt den schlanken
Kölner Stützcn aus. Dieser Umstand ist cin neuer
beachtcnswerther Fingerzeig. Hättc Gerhard nicht von
vornherein beabsichtigt, seinem Werke im Wcsten durch
die zweithüruiige Fao.ade den nöthigen Stützpuukt zu
gcbeu, er hätte den ganzen Bau in allen seinen Mauer-
und nanicntlich Pfeilerstärkcn kräftiger anlegen uiüsseu.

Auch die Kathedrale von Tournay spricht viclleicht
mehr gegen, als für Schnaase. Die Höhendifferenz
zwischeu dcni gothischen Chor und dcm roiuauischen
Langhause, obgleich keineswegs selbst nur anuähcrnd
mit der von Köln vergleichbar, ist immcrhin auch hicr
beträchtlich. Der Mittelschiffshöhe des Laughauscs von
23 H2 M. stehen 34 M. im Chor gegenübcr (nach
Foerster Bd. X.). Diese beiden Räume aber sind ge-
trennt durch das großartig mit hohem Mittelthurni und
vier flankircudcn Eckthürinen ausgebildcte Querhaus,
dessen ganzer Aufbau cbeu den Gegcnsatz zwischcn Chor
und Schiffen verniittelt. Die Gewölbe der Kreuzarme
crreichen reichlich 28 M., währeud die Wölbung des
Vieruugsquadrates sogar bis zu ungcfähr 43 M. auf-
steigt. Auch hicr also fand der hohe Chor ausrcichcnd
das Widerlagcr, welches ihm zu Köln fehlte.*)

Zieht man demnach die Summe der ganzcn bis-
herigcu Entwickeluug, so dürftc die Annahme, daß vou
voruhcreiu ein totaler Neubau beschlossen
war, zur übcrwiegenden Wahrscheinlich keit,
um nicht zu sagen zur Gcwißheit werden.

(Schluß solgt.)

Lorrrsponkirilj.

Münchcn, Ende August 1874.

(Schluß.)

Jm Kunstverein war während der lctzlen Wochcn
außer Lindenschmit's Bild wenig Hervorragendes zu
sehen- Wenn ich dicsmal mcine Besprcchuug mit cincm
Werke der Plastik beginne, so hat das seincn Grund
in der Bedcutsamkeit desselben. Es handelt sich um
Christian Roth's überaus originclle „Wacht am
Rhein". Bis jetzt sprachcn Maler und Bildhauer

*) Man käme aus eine nicht nur als Uuicum dastehende,
sondern geradezu mouströse Gruudrißbilduug, wenu mau sich
vielleicht vorstellen wollte, daß die Erhaltung der beiden von
Erzbischof Rainald von Dassel ncbeu der Absis angelegten
Thürme (um 1170) etwa die nothigen Stützen hättcn geben
sollen. Man braucht nur den etwa so entsteheuden Grundriß
zn zeichnen, um den Gedankeu sofort als unmöglich zn verwersen.

diescn Gcdanken durch cine weibliche Fignr aus, der sie
ein Schwert zur Abwelir des eiubrechcndeu Feindes in
die Hand gaben. Roth gicbt uns dafür cinen brcit-
schulterigeu Deutschen. Den Büffclhelm auf dem trotzigcn
Haupte, die Keule in der starken Faust, sitzt dic rccken-
hafte Gestalt hoch oben auf einer Felsenspitze und
schaut in gcspanntester Aufmcrksamkeit sich vorstreckcnd
wcit hinaus in's Land, während tief nuter ihm ein
Gnome die Jahreszahl 1870 in den Fels meißelt.
Das Ganzc ist groß uud cinfach gedacht und mit großer
Energie angelegt, und es wäre in hohem Grade wün-
schenswcrth, daß sich für den reichbegabten Künstler
Gelegcnheit gäbe, scinen geuialen Entwurf womöglich
in kolossalem Maßstabe auszuführen. Am Rhciuufer
fände sich wohl maucher vorspringendc Fels, dcr gceignct
wäre, dies schone Werk aufzunchmen, das, nebcnbei bc-
merkt, durch das Weglassen des Gnomen nur gewinncn
könnte, der da, wo die Jahreszahl so deutlich spricht,
ganz überflüssig erschcint und die Aufmerksamkcit des
Beschauers unnöthiger Weise, wenn auch uur vorüber-
gchend, von dem trcuen, markigc Kraft vcrrathenbcn
Wächter dcs Nheines ablcnkt.

Zu den Gcmälden übergehend, muß ich mich heute
kürzer faffen als mir erwünscht ist. Von dcu Genrc-
bildcrn mag Naupp's in Nürnberg schalkhafter
„Winterfeldzug" sowohl wcgen Erfindung als Durch-
führung lobcnd genannt werden, nicht minder des trcff-
lichcn Neiuh. B rauu „Schwäbisches Dorfwirthshaus".
Auch bürfen Meiscl's hvchst schätzbare „Zwci Poli-
tiker aus der erstcu fianzösischen Nevolution", Herm.
Schneider's „Jm Park" (Sccne aus der Nococo-
Zeit, Pixis' oberbayerische Gerichtsscene „Vor dem
Eide" und „Neues Leben blüht aus dcu Ruinen",
Echtler's „Vor der Loggietta in Venedig", Reinh.
Seb. Z i nim ermann's „Guter Fang", seincs Sohnes
Ernst Zimmermann's „Trinker" unb „Abfahrt zuni
Feste", Hirschfelder's „Briefschreiberin" und No-
senthal's „Toby Elain", bas lciber ohne Beigabe
des Gedichtcs von Lougfcllow zicmlich unveiständlich
bleibt, nicht unerwähut blciben. Das Thicrgeure war
durch cin recht braves Bild unserer jugendlichen Künst-
lerin Hernüne Arend t' s „Gcgenseilige Ueberraschung",
dann durch Braith's höchst vcrdieustvolle Bildcr „Auf
der Bleiche" und „Schafe am See" vertreten, au welche
sich des zu früh verstorbeuen Fricdr. Lossow „Früh-
erwachte Kampflust" anreihte.

Bon den ausgestellteu Landschaftcn wären zu nennen
Philipp Röth's licbevoll durchgebildcter und trcfflich
gezcichneter „Saum eines Eichenwaldes" mit seinen fcin
gcformten Kontouren und der uicht minder fcinen Stim-
mung, Bernh. Fries' euergisch gemalte „Partie aus
dem Sabinergebirge", Lier's prächtiger „Strand von
Scheveningen", Xylander's groß gedachte und fcin
 
Annotationen