Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

DOI Artikel:
Abrest, Paul d': Die Eröffnung der großen Oper in Paris
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0118

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 15.

X.

^ahrgang.

Kciträyc

^""^'^'V.LüIzo»

'^'^heresianumg. 25

(r.'^ die Verlagsli
'^9, Königsstr. 3
iu richten.

^ Äannar.

Inscratc

L 25 Ps. für dlc drei
Mal g-spalt-ue Petilz-ilc
werdcn v°n j-der Buch-
nnd Kunsthandlung an-
genoimnen.

1875.

Bciblatt zur Zeitschrist sür bildcndc Kunst.

^les Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenlen oer „Zeitschrift für bildende Kunft" xratl«; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^ ^ halr

Die Ervffnung der grosien Oper in Paris. — Korrespondenz: London: Frankfnrt a. M. — Mothes, iUustrirtcs Vanlerikon, Müller und
Mothes, archäologisches Wörterbuch n. s. w. — Friedrich Busch, Julius Hübner f. — Ans Nürnberg. — Anszeichnungen. — Neue Verordnnn--
lwn für den „Salon". — Nürnberg: Tafelaufsatz von W. Jamitzer; Preisvertheilung der Berliner Akademie; Landes-Krieger-Denkmal in Darmstadt;
Vereiit Berliner Künstler. — Jnserate.

d

Eröffnung der großen Oper in Pnris.

s'-ht

Die neue große Oper ist eröffnet, und die Welt

. Uoch unerschüttert da! Ja, man darf svgar be-
^pten, daß die Sache in Paris selbst bei weitcm
> . gcoßcn Rumor crregte, wie man erwartcn
^ ffte. Glxjch am Eingange muß bemcrkt werden,
diese Eröffnnngsfeier der nationalen Mnsik-
^deinjx durchaus nicht national nnd so wenig mn-
n wie möglich gewesen ist. Jm „Volke", wie
, ^ sich anszndrückcn pflegt, wnßte man kaum Tags
daß das Haus zwischen den Straßen Auber,
, ^h und Scribe mit den mächtigen Frontcn nach
." grvßen Bonlevards und dem Boulevard Haußmann
^lA-weiht werben sollte. Ja selbst in de'n kirekt an
" Ereignissc betheiligten Kreisen war man darüber
e.ichiüssig, ob die vorgemerkten Sitze abgeholt werden
^ten oder nicht. Bis knapp vor dcm Momente, wo
^'ampadaricn angezündet wurden, hatte man Be-
„ 'lniies nur so viel erfahren, daß Herr Faure nicht
sa und Frau Nilson nicht singen könnc. Ge-

^tvcitzjge Znngen und boshafte Geister Lrachten das
nordischen Diva mit dcm Wollen des fran-
^ mchen Bariton's auf ein und die nämliche Linic und
hörte, wie billig, manch gerade nicht wohlwollendes
^theil über die durch die Capricen dcr ersten Darstellerin
^drsach^n Palast- oder richtiger Coulissen-Revolutionen.
^ bei den Haaren aus Rußland herbeigezogenen Diva
nian noch halbwcgs zu verzeihen gelaunt, dafür
^ ^ch alles über H. Faure den Stab, der cin Pcnsionär
^ Pariser Oper, ein Liebling des Publikums, ein
^tzvse, durch tausend Rück'sichten gezwungen war, an

diesem Abende anfzntreten, nm zur Verherrlichung des
neuen Hauses beizutragen. Die Pariser zürnen aber
nicht lange, und namentlich, wenn es sich um künstlerische
Lieblinge handelt, schlägt der Zorn rasch in Spöttcleicn
und mehr odcr minder gelungcne Witze um. Faure,
hieß es, ist auf die große Stiege, bekanntlich der pracht-
vollste und gelungenste Theil des Neubaues, neidisch.
Und Cham, der bekannte Karrikaturist des Charivari,
brachte Faure als Hanilet im Momente, wo er am
Haupteingang der neuen Oper den Degen zückt- „Jch
allein will die Oper eröffnen", ruft der Bariton. Ein
Sergeant de Ville zuckt prosaisch die Achseln: „Armer
Hamlet, noch immer nLrrisch", meint der Mann des
Gesetzes, und dem Scharfsinn des Publikums bleibt es
überlassen zu urtheilen, ob dieser Ausspruch dem Prinzen
von Dänemark oder dessen Jnterpreten zuk'ommen soll

Deutungen sind ja wie Gedanken zollfrei.

* * *

*

Wie man über die Schwelle des Musentempels
trat, begann auch die Kritik; sie war in manchen Stückcn
nicht unberechtigt. Daß der Garderobcndienst noch
manches zu wünschen übrig ließ, daß den Logendienerinnen
die Contremarken fehlten und durch allerhand seltsame
Abzeichen ersetzt werden mußten, will ich blos pour ins-
nroirs auführen, denn eben so wie seine vorzüglichen
zmnsionnirss sich jeder Rücksicht sür das Publikum im All-
gemeinen entschlagen hatten, sühlte sich auch der General-
gewaltige Halanzier durchaus nicht veranlaßt, gegen das
Galapublikum besondere Rücksichteu an den Tag zu legen.
Suchte man doch vergeblich auf der Stiege und in den
Nebenräumen irgend ein festliches Abzeichen. Nun gut,
wir ahnen, was Herr Halanzier entgeguen wird: er
 
Annotationen