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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Groller, Balduin: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0278

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X- JlilnMnir.
Sciträgc

^'»danvr. 15. st.Lüliow
^ien.Theresianumgasse
2»)od. andieVcrlligSIl.
^^iniig. Köliigsstr. 3j.

II. I»»i

Nr. 35.
Inscralc

ri. 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlnng an-

I!!i

Btil'liltt znr Zcitschrist sür liildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gra1i8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang il Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischcn Postanstaltcn.

^"halt: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhanse. III. — Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung. (Forts.) — Oeffentliche Kunstpflege
in Bayern; Berliner Mnseen. — Münchener Akadcmie. — Oesterreichischer Kunstverein; Archäologische Ausstellung in München; Düsseldorf. —
Der Neuvau der Düsseldorfec Akademie; Neubauten in München. — Leipziger Kunstauktion; Auktion Galichon; Leipziger Kunstauktionen; Oester-
reichisches Musenm.

^ieIlthresausstellung im WienerKünIllerhause.

iii.

Daß die heurige Ausstellung ein vorwiegeud lokales
Evlorit hat, gereicht ihr nicht gerade zum Vortheil.
^s würde uns zu weit ab von unserem Ziele führen,
^vllten wir hier den Gründen nachforschen, welche die
Aeringe Theilnahme der auswärtigen Künstlerwelt zu
krklären geeignet sind; es sei genug, die Thatsache zu
konstatiren. Andreas Achenbach hat sonst seine besten
^trandbilder aus Ostende oder Scheveningen sich aus-
Zesucht, um in möglichst imposanter Weise bei uns auf-
^utrctcn. Dieses Mal sandte er nur zwci Parerga
^iu, die er zwischen zwei Cigarren fertig gebracht haben
>Uag, die nicht einmal als die Klauen zu gelten ver-
urögen, aus welchen man auf den Lowen schließen könnte.
Dswald Achenbach, sonst mit seinen Darstellungen
großartiger italienischer Natur das Entzücken aller
Eünstler und Knnstfrennde, fehlt dieses Mal ganz; ebenso
Hans Gude, dessen schimmernde Binnensee-Bilder noch
Üisch in unscr Aller Erinnerung leben. Den Meister
^chleich dcckt die kühle Erde, nnd kein posthunies Werk
Uleckt die Erinnerung an den verehrten Todten, der sonst
k'N so lieber Gast in Wien war; sclbst der künstlerische
^kittelstand der Münchcner nnd Düsseldorfer Schnlc
Zkänzt durch seine Abwesenheit. Unter so bewandten
llinständen wird man das Wiener Gepräge der Ans-
Ikellung, insbcsondere auf dcm Gcbietc der Landschafts-
Uialcrci, leicht erklärlich finden. Leider ist aber auch
Uon den guten Wiener Landschaftern mancher nicht ver-
kreten, so Prof. Albert Zimmermann, ein Künstler
Uvn bedeutsamer Vergangenheit, von großem, ernstem,

auch heute noch vorhaltendem Streben, der Gründer
einer vortrefflichen Schule, um welche er sich hohe Ver-
dicnste erworben hat, trotz der zn der scinigen fast cnt-
gegengesetzten Richtung, welche seine JLnger eingeschlagen
haben. Auch Jettel hat nicht ausgestellt, der fein-
sinnigste Kolorist in der jüngeren Künstlergeneration
Wiens; er ist vor einigen Wochen nach Paris über-
sicdelt. Sollte ihn die Ausstellnngs-Kommission gar so
schnell vergessen haben? Lichtenfels ist auch nicht da.
Wir vermissen ferner Pettenkofen, den Stolz der
Wiener Künstlerschaft, auch Huber. Beide sind zwar
nicht ausschließlich Landschafter, doch läßt ihre Abwesen-
heit eine vielfach bemerkte Lücke in der Vertretung der
Wiener Landschaftsmalerei.

Wenn wir so viele sehen, die nicht da sind, wird
man es uns andererseits auch zn Gute halten müssen,
wenn wir viele nicht sehen, die wirklich da sind. Es
sind das die Vielen, welchen wir trotz ihres numerischen
Uebergewichtes das Recht nicht zugestehen können, als
charakteristische Nepräsentanten für die in Wien geübte
Kunst aufzutreten. Mit Freuden begrüßen wir einen
Neuling auf dem Felde der Landschaftsmalerei, und
zwar kcinen geringeren als Hans^ Makart. Seine
„Heroische Landschaft" ist zwar kein neues Werk, er hat
sie schon fertig mitgebracht, als er, von München aus-
gewandert, sich bei uns niederließ. Nichtsdestowenigcr
ist cs die crste landschaftliche Darstellung, mit welcher
er vor der Oeffentlichkeit erscheint. Man darf ihn zu
dieser Leistung beglückwünschen, die mehr künstlerischen
Feingehalt aufweist, als zuni Beispiel seine „Kleopatra."
Vielleicht ließe sich, wenn ihm ein landschaftlicher Mathe-
matiker nachrechnen wollte, der Beweis führen, daß
 
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