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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die kunstgewerblichen Fachschulen in Oesterreich
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XI Jahrgang.
Sciträge

sind anvi. C. V. Lützow

25) od. an die Verlagsh.
(-Leipzig, Königsstr. 3),

22. October

Nr. 2.

Inserate

n 25 Pf. fnr die drei

I87S.

Bciblatt znr Zcitslhrist sitr üildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift sür bildende Knnst" gratib; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Bnchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstaltcn.

Direction des bayerischen Nationalmuseums; Bau des Hoftheaters in Dresden; Ausgrabnngen in Olympia. — Knnst- und Kunstindustrie-Aus-
stellung in München; Kunstausstellungen in Düsseldorf: Central-Gemäldegalerie in Müncheu; Das Kaulbach-Museum ebendaselbst; Mufsini-Aus-
stellung in Florenz. — Börner's Kunst-Auktion. — Berichtigung. — Zeitschriften. — Auktions-Kataloge. — Znserate.

Die kunflgewerblichen Fachschulen in
> Oeflerreich.

Jm österreichischen Museum in Wien ist gegen-
wärtig eine Ausstellung von Schülerarbeiten der etwa
40 kunstgewerblichen Fachschulen erösfnet, welche vom
österreichischen Handelsministerium im Laufe der letzten
drei Jahre gegründet worden sind. Diese Ausstellung
hat das mannigfachste Jnteresse, und wir können alle
diesenigen, welche sich bei uns und anderwärts mit der
großen Frage der Geschmacksbildung und der Entwickelung
unserer Kunstgewerbe beschäftigen, nicht dringend genug
einladen, die hier vorliegenden Resultate in's Auge zu
sassen und zu beherzigen.

Der Grundgedanke, welcher bei der Gründung des
Wiener Museums maßgebeud war, gelangt jetzt mehr
und mehr zur Verwirklichung. Es war der: die in dem
Museum ausgespeicherten Schätze der Vergangenheit mit
der modernen kunstgewerblichen Welt, mit dem Publiküm,
vor Allem aber mit der Schule in unmittelbaren Kon-
nep zu bringen. Aus diesem Gedauken, auf dessen Reali-
sirung man gleich bei der Anlage der Sammlungen des
Museums, speziell auch der Bibliothek und Kupferstich-
sammlung desselben, in erster Linie bedacht war, ging
zunächst die 1867 gegründete und seitdem in stetem
Wachsthum besindliche Künstgewerbeschule hervor. Sie
ist örtlich mit dem Museum in direkter Verbindung, so
daß das Museum — und zwar die Originalien desselben,
nicht bloß Abgüsse u. dgl. — auch als Lehrmaterial
für die Schule dienen. Hier holt sich der Musterzeichner,
der Ornamentist, der Lehrer an der Schule die Gegen-
stänpe, welche er sei es für den Unterricht, sei es für

die Prapis brauchen kann. Der Schüler lernt unmittel-
bar vor der antiken Vase, vor der Emailplatte, vor
dem Venetianer Glase, vor dem Gobelin sofort in dem
vorliegenden Stosfe stilgemäß denken und komponiren.
Es werden auf diese Weise im Museum und in der
Schule desselben sowohl Praktiker, Jndustrielle aus be-
stimmten Fächern für ihr Metier weiter gebildet, als
namentlich Lehrer zu Aposteln der neuen Lehre heran-
gezogen, welche das Museum auszustreuen bestimmt ist.
Beiläufig sei erwähnt, daß für diese Lehrerbildung an
Fach- und höheren Gewerbeschulen von den österreichischen
Ministerien des Unterrichts und des Handels etwa 40
Stipendien (in Beträgen von zwischen 30—60 Fl.
monatlich) gegründet sind. Damit gehen die Vorlagen-
werke Hand in Hand. Für Volksschulen besteht das
Werk von Joses Grandauer: Elementar-Zeichenschule.
Vorlagen zum Vorzeichnen aus der Schultafel (mit 120
Taseln jetzt vollendet; Wien, Schulbücher-Verlag; für
das Ausland bei Waldheim), von dem in wenigen Mo-
naten zwischen 3—4000 Epemplare abgesetzt wurden.
Daran schließen sich die beiven bereits rühmlichst be-
kannten Vorlagewerke von Prof. I. Storck (Kunst-
gewerbliche Vorlegeblätter und Einfache Möbel), sowie
die beiden Publikationen über Stickmuster (im Oesterr.
Museum und bei Hartinger u. Sohn erschienen), an
welche sich mehrere demnächst zu publizirende Werke
über Bunzenarbeiten (Metallgefäße), Vignetten, teptile
Muster u. a. noch anschlreßen werden. Alle diese Maß-
nahmen haben im kunstgewerblichen Leben Oesterreichs
und Wiens ein^ Bewegung hervorgerusen, welche auf
der Weltausstellung jedem Sachknndigen sich in erfreu-
licher Weise bemerkbar machte.
 
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