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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Kraus, Franz Xaver: Meister Erwin von Straßburg und seine Familie, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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39

Kunstliteratur.

40

Abendläuten in der Kirche gebetet wird: zu ihm gehören
die Worte soes uuoillu Ooiuini. s?iut initii sto., die
Hr. Woltmann für ein Vermächtniß Erwin's an die
Nachwelt ansieht. Mitten in den englischen Gruß hinein
ist nun Erwin's Jnschrift gesetzt: aber von wem?

Jm Museum des Frauenhauses sind, wie oben
bemerkt, noch Reste dieser Jnschrift erhalten, und zwar
folgendes Bruchstück:

dessen stümperhafteAbbreviatur fchon Jedem auffallen muß.

Jch bedauere, kein Facsimile dieser Jnschrist bei-
geben zu können: es soll an einem andern Orte er-
scheinen. Eine treue Wiedergabe der Schrift wird den
Beweis liefern, daß dieselbe kaum Erwin's Zeit ange-
hören kann: sie hat alle paläographifchen Kennzeichen
einer im 16. Jahrh. gefertigten, nur halb gelungenen
Jmitation der Schrift des 14. Jahrh. Daniel Specklin
ist nach meiner Ueberzeugnng auch Vater dieser Jnschrist:
mindestens hat er bei ihrer Gebnrt Gevatter gestanden.

(Schluß folgt).

Straßburg. F. Zk. Kraus.

LmlsMerMr.

Llstoirs äss Lsaux-^.rt8, iUu8trss äs 414 ^ruvurss
rsprsssutuut 1s8 slisk^-ck'osuvrs äs 1'urt ü
tout68 1s8 6P0^U68, pur Usus Nsuurcl. Uuri8
1875.

Jn den schönen Tagen, welche den Vergnügnngs-
züglern gehören, dürfte es gestattet sein, dieses Werk als
ein Rundreisebillet durch die Welt der bildenden Künste
zu betrachten. Da ergiebt es sich aber von selbst, daß,
je ausgedehnter das Reiseprogramm, es um so slüchtiger
zurückgelegt wird. Herr R. Msnard kann eben nicht mehr
leisten, als feder andere Stangen. Daß er, als unter-
nehmender Franzose, uns vor allem und vorzugsweise
mit den zahlreichen Kunstschätzen seines Vaterlandes be-
kannt macht, daß er in zweiter Linie die stammver-
wandten Jtaliener mit einer gewissen, eben nicht unbe-
rechtigten Absichtlichkeit vorführt und erläutert: wer wollte
es ihm verargen, wer ihm zürnen um deßwillen?
Der deutsche Leser, der nun einmal sein Billet, ich wollte
sagen, den Preis dieses unterhaltenden Buches, bezahlt,
hätte allerdings gerechten Grund zu rügen, daß von
den 64 Quartbogen nur 7 Blätter unserer hei-
mischen Kunstgeschichte gewidmet sind — doch mag ihm
als Trost in Thränen dienen, daß die stolzen Spanier
gar nur 8 ihnen gewidmete Seiten nachweisen können.
Allein ich möchte wetten, daß keiner der beiden sich auch
nur herbeiläßt, ein ernstes Wort in das Beschwerdebuch
einzutragen. Jhr Nationalstolz schützt sie gewiß vor
einer solchen Kleinlichkeit. Als sie sich diesem literarisch-
artistischen Eilzuge angeschlossen, wußten sie ja im vor-

aus, daß es sich um keine wissenschaftliche Entdeckungs-
reise handle. Daß diese „Geschichte der schönen
Künste" kein Lehrbuch der Kunstwissenschast ist, erkennt
man in der That auf den ersten Blick, besitzt es doch weder
ein Orts-, noch ein Verzeichniß der Künstlernamen (die
wären wahrscheinlich schon zu schwer in's Gewicht ge-
sallen); es darf mithin nicht mit dem strengen Maßstab
einer ernsten Kritik gemessen werdeu.

Dem Verfasser, dessen Namen wir einige Zeit
hindurch an der Spitze der hochschätzbaren „duLstts äs8
Usuux-^rt^" lasen, mag wohl die Ausgabe zuge-
muthet worden sein, zu den 414 zumeist sehr gelungenen
Holzschnitten der Berlagshandlung den verbindenden
Tept zu schreiben, und diese hat er in anziehender, in
fesselnder Weise zu lösen verstanden. Als gewandt, als
geistreich erweist sich seine Feder; freilich, in nicht ge-
ringerem Grade, auch als flüchtig. Zusammen mit den
gründlichen französischen Kunstgelehrten, den Viollet-le-
Duc, Charles Blanc, Alfred Darcel, Paul Manz, De
Laborde, Labarte, Taine u. a. m. wird unser Verfasser
kaum genannt werden, doch mag diese seine Leistung
immerhin neben des weitgereisten Viardot's ästhetische
Feuilletons gestellt werden.

Und Mrn wir nun die Ueberzeugung aussprechen,
daß der Verfasser nicht einmal in der Auswahl der zu
veröffentlichenden Abbildungen freie Hand hatte, so muß
vollends anerkannt werden, daß er das Möglichste ge-
leistet. Diese unsere Ueberzeugung aber gründet sich
darauf, daß gerade die bedeutendsten, die berühmtesten
Skulpturen des Louvre: die Venus von Arles, der
Germanicus, der borghesische Fechter, ja nicht einmal
die Venus von Milo unter den Statuen erscheinen.
Solch' eine Unterlassungssünde hat sich Herr R. Msnard
gewiß nicht zu Schulden kommen lassen, wie er denn
auch sicherlich nicht verantworten wollte, daß weder ein
Giorgione, noch ein Tizian, weder ein Correggio, noch
ein Raffael des Louvre für sein Buch in Holz ge-
schnitten worden. Aus diesem seinem Verhältnisse zu
dem vorbereiteten Bilderwerke erklärt sich ferner die un-
gleiche Behandlung verschiedener Epochen oder Kunst-
zweige. So ist das Alterthum z. B. am eingehendsten
gewürdigt, die Architektur — wohl zu Ehren der herr-
lichen nordfranzösischen Dome — am meisten wissen-
schastlich behandelt. Von den Hauptstädten aus dem
Gebiete der Kunst ist es einzig und allein Rom, das
nach Verdienst gefeiert wird, von allen andern Museen
und Kabineten stnd die von Petersburg am häufigsten
benützt und erwähnt. Die englische Nationalgalerie
wird wenigstens nicht todtgeschwiegen, die deutschen Samm-
lungen hingegen sind, wie jeder begreist, viel zu
unbedeutend, um zu den Schätzen dieses Prachtbandes
etwas beitragen zu können.

Und trotz alledem und alledem sei oas Erscheinen
 
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