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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die neue Façade des Doms von Florenz
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Kraus, Franz Xaver: Meister Erwin von Straßburg und seine Familie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0032

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Meister Erwin von Straßburg und seine Familie.

52

darin auch eine rege Thätigkeit sich zu entfalten begonnen.
Gleichzeitig ist im Klosterhofe von S. Croce eine in ko-
lossalem Maßstab ansgefnhrte farbige Zeichnung des
Entwurfes von de Fabris ausgestellt. Es bleibt nur
zu wünschen, daß Herr de Fabris die Freude erlebe,
die Vollendung des imposanten glanzvollen Werkes zu
sehen. 7. x. L.

Meister Erwin von Straßburg und seine
Famitie.

(Schluß.)

5) Die Jnscriptionen im sogen. Donationsbuche.
Uuter den Handschriften des Franenhauses ist die gegen-
wärtig mit Nr. 1 bezeichnete sowohl eine der ältesten
als kostbarsten. Dieser äonutionnnll enthält

fortlausende Eintragungen über die an das Frauenhans
geschehenen Schenkungen, welche meist ohne Angabe des
Jahrestags nach den Monatstagen eingetragen sind: am
Anniversar der Schenkung wurde sür die Donatoren
gebetet. Schneegans und Mone haben auch diese Hand-
schrist benutzt; schon lange vor jenem hat Heckhler
Epcerpte aus ihr gemacht. Die bisherige Benutzung
dieser Qnelle leidet aber einmal daran, daß sie weder
vollständig noch znverlässig ist: ein Beispiel wird sich
gleich ergeben. Dann aber fehlte man bei Verwendung
der einzelnen Jnscriptionen mehrfach dadurch, daß man
die Eintragungen sämmtlich auf den Todestag bezog.
Das Donationsbnch enthält Eintragungen über die
Schenkungen sowohl Lebender als Todter. Am Kopfe
desselben steht 'die Nachricht: lliodon Xiucks lloillont
nrir ^ot ^otruvvotliolion dittsn vor allo ckio ui6N8oIi6ii
jlollonjckon j vnck totton ckio ir nlrnüssn vnä 8tnr Iin-
llont Aobon in cku8 rvorolc unsor liodon INurvon ^
vnä ckoil^nni Iinnt ^oinuolit S.1I68 Aiit8, ckjsj2 liio
M8o1iioIit niit MNAON vnck niit 1686N, ^ ckkr NÜIN6N
linrnooll A680liri6l)6N 8tont vnck lsllon 6to.'

Dem entsprechend heißt es z. B. 1472: in äio
opipli.: Itoni cko1isn8 ^Vsltor knr§6r 2N 8trs8dnr§
Init di) 8iii6in lodon 211 A6M6rä6 II. U. I". in ckor
Osp)6ll6 Livoi Ün1)86ll6 Xloinot A6A6l)6N u. s. f.

Die Eiutragungen, wenn die Schenkungen in sr-
tioulo niorti8 betreffen, haben die Form: Itvni 0
(— odiit) 0nnruckn8 ckiotn8 Xiloin ... c>ui ckä (— cko-
ckit)'.. oder ohne <^ui: Itoin 0 nisAi^tor Io1isnn68
ckiotu8 ^Vinlin. ck (oäit) oninig. 8un oto. Heißt es
dagegen z. B.: Itoni Drrvinrm o' ckck. Xor^stnin oto.,

1) Um die Art zu charakterisiren, wie L. Schneegans
las, sei hier sein Abdruck der betr. Stelle mitgetheilt: 'Lieben
Kinder helset mir Gott getreulich bitten vor allen Menschen
und todten (!), die Jhr Almußen und steur haben geben in
das werck unser lieben Frawen, und thatsachen (!) han gemacht,
alles guths, das hier geschicht mit singen und leßen, deren
nahmen hernach geschrieben stehet'. Uevuo äXU. 1836, 135.

so lese ich: oxori (L. N. V., d. i. dem Frauenwerk)
ckoäit. Hier ist o' offenbar nicht — odiit, das durch
ein o mit durch den Buchstaben hindurchgehenden Quer-
strich abgekürzt wird, zu lesen, um so weniger, als bei
dem wiederholten Vorkommen desselben Namens mit ver-
schiedenem Datum der Todestag ausgeschlossen ist.

Jn welcher Weise das Donationsbuch für die Ge-
schichte des Frauenhauses und des Münsters überhaupt
zu verwerthen ist, bleibt einem andern Orte auszuführen
vorbehalten. Hier seien nnr die Eintragungen zusammen-
gestellt, welche sich auf die Erwin'sche Familie beziehen.

XIV Icsl. tol). Itoin ins^i^tor Drrvinn8 1inin8
o^6ri8 o. ää. 6<pnuni ot r6ääitii8 1111 nnoisruin
(der ganze Satz ist dann ausgestrichen). Itoin Xäol-
1i6iäi8 nxor rnsA'i8triHrrviniO(o1)iit? ohne jeden Zusatz).

Itoin insAi8t6r Drrvinu8 1inin8 op>6ri8 o. äck.
o^nnni 6t r^äckitn IIII nno. Itoni NnAi^tor Wn-
1inn8 nstii8 xr^ckioti lirvrini o. äck. oinnis propsrs-
ni6nts oorporm 8ni 6t IIII 1i1)r(s8) äon. Xr^. H

XVII Icl. tollr. Geschrieben und dann ausge-
strichen: It6rn niSAi^tor VIin1inn8 o. ckck. ornnis xrs-
xsrsinonts oorpori^ 8ni.

XIIII Icsl. rnsrt. It6in VEnIinrm nis^i^tor
Ü0886 in 1nn§6n1i6iin 6t Vcknllwiäm uxor 8UN 0. ckck.
nnsin vioräonLsl vinitvrsin ot IIII nnoig.8 ckon. ^)

X Irsl. rnsii: It6in 0 rnSAi8t6r Io1i8 ckiotn8
^Vinlin. ck^ srins. 8ns 6t nnsrn V68t6in 6t IIII lidr.

VIII iä. Nsii: (sehr groß geschriebenZ

Il6in 0 niSAr Hrwinu8 insAr. 1iuiu8 opori^ >V
v68toni nnsrn 0U8n1ain 6t srniÄ.

XVII Icl It6in Hrwinu8 0 ckck. Xor^stnin 6t
ospuoiuni.

VII iä. Uick. VriF.: Itorn Io1isnn68 ckiotu8
Drvvin 0. ckck. I lidr.

XII llsl. XnZ'.: Itoin Oortrucki^ nxor nis^i^tri
Drwini 0. ckck. toASin 6t tnniosrn.

6) Urkunden im Frauenwerks-Archiv. Dies nicht
unbedeutende Archiv, dessen Jnventar und Ordnung ich
im Laufe des Jahres 1874175 auf Veranlassung der
Stadtverwaltung unternommen habe, enthält mehrere
Tausend Urkunden, von denen die älteste in's Jahr 1205
fällt. Leider erwahnt keine Erwin's; nur Erwin's (II?)
Haus am Holzmarkete wird nm 1356 einigemale ge-
dacht. Für die Geschichte der Familie interessant sind

1) Schneegans hat Usv. äXl8. 1836, 2, 135 die Stelle
nach Heckhler so abgedruckt: 8. N. Uwvivus llujus oxorw
0. ckck. eguum ä. roäitu8 Uuo. U. N. 'UinüivA vatu8 xrao-
äieti ltrcviui 0. ää. oia xaravtiu (!) 8ui oorxori8. Von hier
nahm der fabelhafte Winhing seinen Ausgang, um schließlich
in der Lücke des Haslacher Grabsteins unterzukommen.

2) Ob dieser Winlin in Verbindung steht mit der Er-
win'schen Familie, lasse ich dahingestellt; da ich die Notiz
nicht zu kombiniren wußte, blieb sie in dem Nachfolgenden
unberücksichtigt.
 
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