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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0035

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57

Kunstliteratur.

58

Kmistlileralnr.

Gemäldc-Nerzeichnrß der königl. bayer. Staatsgalerie in

Schleifzheim. 1875. 106 S. 8. (Preis 1 Mach.

Der Monat August laufendeu Jahres brachte diesen
erwünschten Führer, herausgegeben von Hrn. Konservator
A. Teichlein, nachdem im Jahre 1870 der unbrauchbare
sogenannle „Katalog" zum letzten Mal abgedruckt unv
seither vergrissen war. Je sorgfältiger diese durchaus
neue Redaktion vorbereitet worden, um so rascher ver-
dient sie dem kunstliebenden Publikum angezeigt und em-
pfohlen zu werden. Der Versasser bezeichnet im Vor-
wort sein Werk nnr als „Jnterimskatalog", und man
darf dies bei Beurtheilnng desselben nicht außer Acht
lassen. Vom absoluten Standpunkte, den z. B. der
kunstwissenschaftliche Kongreß im Jahre 1873 zu Wien
hinsichtlich der Verfassung von Gemälvekatalogen ein-
nahm, ließe freilich auch der vorliegende Manches zu
wünschen übrig, im Vergleich zu seinen Vorläufern aber
bethätigt er einen ungemeinen Fortschritt und genügt
den Ansprüchen des größeren Publikums durchaus. Mit
Anerkenuung muß hervorgehoben werden, daß Hr. Teich-
lein mit einer bei GalerievorstLnden feltenen Selbstver-
läugnung und mit kräftigem Anlauf zur Beseitigung
der alten starren Ueberliefernngen den Ansichten süngerer
Fachgenossen, deren Blick er als erprobt kennen lernte,
in ergiebiger Weise Raum gegeben. Die Neubenennungen,
die von den Herren Dr. W. Bode in Berlin, Friedrich
Lippmann in Wien und Dr. W. Schmivt*) in München
ausgehen, erweisen sich nun allerdings auch meist als
so zutresfend, daß sie mit der Zeit bei Aufstellung eines
desinitiven Kataloges selbst die Autorität der alten Jn-
ventare umstoßen dürften, — iw68 fuoiunt ooUo^inm.

*) Von Hrn. W. Schmidt gehen uns über den neuen
Schleißheimer Katalog noch folgende Einzelbemerkungen zu:
,,Zu meinem Erstaunen finde ich bei den Nrn. 631 und 632
die Angabe: „Nach vr. W. Schmidt von Jan van der Hoecke."
Hier kann nwhl nur der Lesesehler I statt R obwalten, und
daraus ist dann nneder Jan gemorden. Jch meinte nämlich
den feinen Landschafter Robert van Hoecke. Wenn ich selbst
durch einen Schreibfehler Anlaß zu dem Jrrthum gegeben
habe, so bedaure ich es höchlich. — Nr. 251. Der Maler heißt
A. Duck (A. Le Duc oder A. v. Duc), aber nicht I. A. le
Ducque, wie ihn Teichlein, und I. A. van Duck, wie ihn
Bode nennt. Das scheinbare I der Bezeichnung ist weiter
nichts als der überaus häusig vorkommende Schnörkel, der
sich bei B, H, M, N u. s. w. ebenso findet. Der Künstler
würde sonst das I gewiß immer angedeutet und nicht das
A allein gefetzt haben; eher könnte man noch vermuthen,
daß das I den Vaternamen bezeichne, etwa Janszoon, wobei
es dann allerdings- hätte wegbleiben dürfen; aber dann hätte
man es nach dem A zu suchen. — Nr. 425 nicht von Cor-
nelis Huysmans oder „Michlaer oder Nickolaus", sondern
von Jan Baptist H. (vgl. meine Bemerkung in der Kunst-
chronik X. Jahrg., Spalte 683). — Auf Nr. 584 lefe ich I.
van Mosch. — Nr. 583 ist nicht von L. sondern von Sebast.
Vrancx; wahrscheinlich blos ein Druckfehler. Zu Nr. 252

Es sei gestattet, für eine zweite Auflage des hand-
lichen und klar gedruckten Verzeichnisses, dem wir recht
weite Verbreitung wünschen, hier eimge Bemerkungen
niederzulegen. Daß dasfelbe sich im Allgemeinen so kurz
wie möglich faßt, rechtfertigt seinen Zweck vollkommen,
namentlich bezüglich der Gegenstände der Bilder. Doch
das Fehlen jeglicher biographischen Angaben, der Ge-
burts- und Todesjahre der Maler wird selbst für den
Laien, wenigstens den gebildeteren, ein fühlbarer Mangel
sein. Und was den Kenner anlangt, so können ja dem
erfahrensten jene Daten nicht immer frisch im Gedächtniß
stehen. Ferner wäre es für Letzteren und schon der
Konseqnenz wegen erwünscht, wenn die Erwähnung der
Bezeichnungen und Datirungen der Bilder, auf welche
das Berzeichniß nun einmal eingegangen, künftig mehr
vervollständigt würde. Auch rücksichtlich der Bilver-
benennungen ließe sich noch manche Kontroverse erheben,
wir müssen uns aber hier auf nur wenige beschränken.

Brouwer, vieser ebenso ausgezeichnete wie seltene
Meister, ist mit Ausnahme von München in Schleißheim
besser als an jedem anderen Orte vertreten, und das
mehr noch als der Katalog es angiebt. Die Nummer
850, kartenspielende Bauern, steht unter van Tilborch
verzeichnet, freilich mit der Bemerkung in Klammer:
„Vielleicht Adriaen Brouwer?" Weßhalb so zurück-
haltend, wo der geniale Meister in fo unverkennbaren
Zügen sich ausgeprägt! Tilborch ist ja mit einem be-
zeichneten Bilde vorhanden, und sobald man dies ge-
sehen, kann man doch wohl die beiden nimmermehr ver-
wechseln. Ebenso haben Sckmidt unb Bode Recht bei
Nr. 968, die sie Sorgh absprechen und für Brouwer
in Anfpruch nehmen. Das Bild Nr. 216 ist fälschlich
Abraham Diepraem benannt; es rührt von David Ry-
ckaert her, ist überdies mit D. R. bezeichner, was schon
an und für sick nicht A. Diepraem bedeuten kann. Bei
Nr. 157 deutet Hr. Teichlein an, daß er der Ansicht,
die Landschaft sei trotz der alten Ueberlieferung, welche
sie dem R. Kamphuysen zuschreibt, von demselben Meister,
wie die Nr. 584, welche die Bezeichnung I. v. Moscher
oder Moschr trägt. Er hat dabei gewiß Recht. Um
auch von den Altdeutschen ein Beispiel beizubringen, so
muß bei Anlage der Jnventare bezüglich der Nrn. 744
und 745 ein Inpsrm onlLwi passirt sein. Anders läßt
sich die Bezeichnung dieser Werke als von Martin Schon-
gauer herrührend nicht erklären. Es sollte wohl Martin
Schaffner geschrieben werven, und damit wäre nahezu

ist elne Zeichnung von Dürer benutzt worden; die Ausführung
ist selbstverständlich nicht von diesem. — Nr. 293 gehört zu
Nr. 639 der Pinakothek. — Einen „Remigius Lanjan" giebt
es meines Wissens nicht, dagegen einen Jan van Bockhorst,
genannt Langjan. — Nr. 379 u. 688 sind Kopien nach Par-
meggiano. — Nr. 810 ist d«.s Bildniß des jüngern D.
Teniers."
 
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