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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die neu aufgedeckten Fresken im Dome von Verona, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0047

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Xl Jahrgang.
Ociträgc

sind an Or. C. l>. Lützow

L5) od. an die Verlagsh.
l-Leipzig, Kömgsstr. 3),

19. November

Nr. 6.
Inscrate

a 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile

187S.

Bciblatt znr Zcitschrist siir bildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend/ erhalten die Abonnenten dcr „Zeitschrift für Liidende Kunst" graiis; für sich allein Lczogen
toslet der Zahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den dentschen und österreichischen Postanstaltcn.

r^m B^rttner^agechau^-^ sck)en Sanunlung. Ilusgrabunge.r aus Sanrothrake; de.gl. ur Olynrpra; Da- Raucr)..'.'rn,r>rm

Die neu anfgedeckten Fresken im Dome non
Verona.

Obgleich schon zweimal in der Zeitschrift von den
neu entdeckten Fresken im Dome von Verona die Rede
gewesen ist (einmal in No. 22 der Kunst-Chronik im
Jahre 1873, Spalte 357 fs., und knrz daraus in der
Zeitschrift, Heft 7, Seite 211), so scheinen mir dieselben
doch wichtig genug, noch einmal aus sie zurück zu
kommen.

Rechts und links in den fensterlosen Seitenschifsen
des Langhauses bilden dieselben die fast die ganze Wand-
släche einnehmende gemalte Umrahmung der je drei Ta-
bernakel. Die letzteren sind ihres merkwürdigen spitz-
bogigen Abschlusses wegen, durch den sich der Architekt
der Renaissance-Zeit dem gothischen Charakter des Bau-
werkes anzubequemen versucht hat, höchst bemerkenswerth.
Ein förmliches Krabben- und Filialen-System, dem
reichsten Renaissance-Ornamente nachgebildet, erhebt sich
über der spitzbogigen Terracotta-Einfassung und gipfelt
meist in mehreren kleinen Statnen. Aber diese reiche
Umrahmung hat noch nicht reich genug geschienen, und
so ist die ganze Wandfläche zu einnn künstlich gemalten
architektonischen Hintergrunde umgewandelt, von welchem
sich die. Tabernakel-Architektur in der Weise abhebt, daß
stellenweise Wechselwirkungen zwischen Theilen der ge-
malten und der wirklich gebauten Architektur und deren
malerisch-plastischem Schmucke eintreten.

Die Fresken waren im Laufe der Zeit zngedeckt
und vergessen worden, so daß sie bei Anbringung spä-
terer Denkmäler an den Wänden der Kirche, selbst bis
in die neueste Zeit hinein, an ihren unteren Theilen

bedauerliche Beschädigungen und Verstümmelungen er-
sahren haben, bis sie endlich glücklich unter ihrer Ueber-
tünchung entdeckt und in überraschend guter Erhaltung
der noch nicht abgeschlagenen Theile bloßgelegt wnrden.
Jhr ursprünglicher Charakter ist nirgends alterirt oder
verdunkelt.

In der ersten Kapelle links vom Eingange, dort,
wo die Himmelsahrt Mariä von Tizian aus dem Altare
steht, baut sich eine zweigeschossige prächtige Renaissance-
Architektur auf, beiderseits mit Risaliten; die Kapitelle
^der oberen Pilaster, vergoldet gedacht, tragen ein sehr
mächtiges, schön gegliedertes und ornamentirtes Haupt-
gesims; auf diesem halten über den Nisaliten je drei
Putten reiche Gewinde. Auf der Mitte, wo eine kleine
Erhöhung die Uebereinstimmung mit dem Untersatze des
auf der Fiale des Tabernakels angebrachten auserstehenven
Christus in einer dreigliederigen Mandorla vermittelt,
sind auf der rechten Seite zwei erschreckt auswärts
blickende Wächter angebracht, auf der linken ein dritter,
abgekehrt und im Gespräche mit zwei jüngeren ans-
blickenden Gestalten, von denen die eine das Bein über
das Gesims herabhängen läßt. Unter dem Christns ist
folgendes Wappen angebracbt:

Jn den dnrchsichtigen oberen Nischen der Nisalite
steht links in hellrothem Gewauve der Apostel'Andreas
mit Bnch nnd Kreuz, reckts in hellgelber Kleidnng der
Apostel Bartholomäus mil Buch und Messer; zwischen
 
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