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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Die neu aufgedeckten Fresken im Dome von Verona, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0049

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85

Korrespondenz.

86

Verkündigungsengel ist die Architektur mit einem rnnd-
bvgigen Fenster durchbrochen. Aus den architektonischen
Grund gemalt aber fliegt endlich die Taube von Gott
Vater der Maria zu, hinter ihr her das kleine nackte
Christkind in einer Glorie.

Nach unten haben sich Spuren einer Giebelbekrö-
nung gefunden. An diese ist nun eine Ergänzung ge-
fügt mit Fignren, aber nicht mit dem Geiste der nr-
sprünglichen Theile. Rechts wird anch diese Ergänznng
durch ein Gitterfenster durchbrochen.

(Schluß folgt.)

Korresvoildenz.

Berlin, im November 1875.

Envlich scheint das Eis gebrochen zu sein, welches
den Naturgesetzen entgegen unsere Kunstausstellungen
den ganzen Sommer und den Herbst hindurch zu un-
wirthlichem Aufenthaltsort für den Kunstsrennd machte.
Zwar vermag ich auch jetzt nicht von „sensationellen"
Ereignissen in der Kunstwelt zu berichten. Jch müßte
denn die Enthüllung des Steindenkmals zu einem solchen
stempeln oder die Wiener Nordpolbilder, welche gegen-
wärtig in Sachse's Jnternationalem Kunstsalon
ausgestellt sind. Ersteres aber verdieul wohl trotz alle-
dem und alledem eine anssührliche Besprechuug in einem
besondern Artikel, wenngleich sich dieser Artikel schwerlich
zu einem Enkomion gestalten dürste, und über letztere
ist bereits gelegentlich ihrer Ausstellung im Wiener
Künstlerhause in der „Kunstchronik" (1875, S. 385)
berichtet worden. Jch bin in der Lage, mich dem dort
ausgesprochenen günstigen Urtheile aus voller Ueber-
zeugung anschließen zu können. Diese Bilder sind nett,
sauber uud mit großer Präzision gemalt; mehr vermag
Jemand, der nicht „dabei gewesen" ist, kaum zu rühmen.
Darum hat die Kritik den Bildern gegenüber im Uebrigen
zu schweigen. Wenn es nur in ihrer Macht läge, auch
das größere Publikum für diesen in seiner Art einzigen
und unvergleichlichen Bildercyklus zu interessiren! Von
dem lebhaften Jnteresse, welches die zwölf Nordpolbilder
bei ihrer Ausstellung in Wien erregten, ist hier leider
kaum eine Spur zu bemerken. Unser Publikum ist iu
Sachen der Kunst während des letzten Jahres schrecklich
apathisch geworden. Alle Bemühungen des Herrn Sachse,
die Gunst des Publikums an sein neues Jnstitut zu
fesseln, siud nur von geringem Ersolge begleitet. Trägt
die Produktionslosigkeit unserer Berliner Maler oder
die allgemeine wirthschaftliche und finanzielle Kalamität,
welche zur Zeit schwer auf Berlin lastet, die Schuld
an der mangelnden Theilnahme des Publikums, wer
vermag das zu entscheiden?

Die diesjährige Ausstellung des Vereins der
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen in der
Leipzigerstraße bietet ftreng geuommen nichts, was in

der „Kunstchronik" besprochen zu werden verdient. Man
hat stch allgemach daran gewöhnt, die Thätigkeit der
Damen auf dem Gebiete der Malerei als ein nothwen-
diges Uebel zu betrachten und ihre Leistungen mit dem-
selben Ernste zu behandeln, den ihre männlichen Kunst-
genossen als ihr Recht beanspruchen dürsen. Die Damen
verlangen schließlich diese ernsthafte Beurtheilung,
und sie mögen sich denn auch nicht beklagen, wenn man
die Galanterie, die man vielleicht in Tagesblättern
walten läßt, in einem Fachblatte bei Seite setzt. Jch
genüge daher mehr den Forderungen der Statistik, wenn
ich konstatire, daß die Ausstellung 170—180 Nummern
aufweist, und sage ferner etwas Selbstverständliches,
wenn ich hinzusüge, daß hundert von diesen Bildern
Landschaften, Blumen und Früchte darstellen. Ein mehr
als alltägliches Jnteresse erregen eigentlich nur die Por-
träts der Damen Clara Oenicke und Elisabeth
Pochhammer. Von Ersterer ist besonders erwähnens-
werth ein tüchtig und solid gemaltes Porträt des Ma-
rineministers v. Stosch, welches sich zwar nicht über
die hierorts übliche, nüchterne Auffassung der Persönlich-
keit erhebt, aber doch von großer Sicherheit in der
Zeichnung und genügender Krast in der Modellirung
zeugt. Frl. Pochhammer hat ein sehr ähnliches Por-
trät des Schauspielers Döring und einen hübschen halb-
verhüllten Mädchenkopf ausgestellt.

Jn dem Ausstellungslokale des Vereins
Berliner Künstler ist gegenwärtig die besonders
durch französische Bilder werthvolle Sammlung des
Herrn Adolf Thiem zn sehen. Da diese Bilder
sämmtlich älteren Datums sind, ist hier nicht der Ort,
sie aussührlich zu besprechen. Ich begnüge mich zu er-
wähnen, daß die mit Geschmack unv Kennerblick zu-
sammengestellte Sammlung einige vortreffliche Bilver
von Jsabey, Geröme, Bellangö, Dupre, Th.
deousseau, Guillemin, Jacque, Landelle, Ca-
lame u. A. auszuweisen hat. Deutschlanv ist dnrch
A. Achenbach, E. Hildebrandt, F. Werner,
Meyer von Bremen, Quaglio u. A., Belgien
durch ein interessantes Bild von F. Willems ver-
treten. Es wäre im höchsten Grade wünschenswerth,
wenn andere Besitzer von Privatgalerien dem Beispiel
des Herrn Thiem solgen und eine Auswahl ihrer Bilver
in diesem over in einem anderen Ausstellungslokale dem
größeren Publikum zugänglich machen würden. Aber
die lächerliche Anschauungsweise, welche einen Kunstbesitz
nur dann kostbar erscheinen läßt, wenn er von wenigen
genossen wird, ist nirgends mehr herrschend als in der
„Metropole der Jntelligenz."

Von neuen Bilvern, d. h. von solchen, die hier zum
ersten Male zur Ausstellung gelangen, ist in erster Linie
ein sehr bedeutendes von A. Böcklin zu nennen. Die
Berliner Kunstfreunde haben diesen Maler noch niemals
 
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