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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Ein literarisches Denkmal für Schnaase
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0055

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XI. Jlilirgling.
Sciträge

sind cm Or. C. V.LÜtzoW

25) od. cmdieVcrlailsh.
(Lei^sig, KLnigsstr. 3),

86. Aovember

Nr. 7.
Inscrate

1875.

Bciblatt zur Zeitschrist siir bildcndc Kunst.

DieL Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für Lildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mar? sowohl im Bnchhandel wie anch bei den deutschen und vsterrcichischen Postanstaltcn.

— Vorträge an dcr Kunstschule zu Nürnberg; Provinzial-Mnseen zn Bonn und Trier. — Sclleny-Ausstellung in Wien; Hofs's Taufe iin Trauer-
hanse. —'Tuschzeichnung Michelangelo's; Notizen aus Kopenhagen; Lheater-Bau in Odessa; Wandbilder in der Moschee Kachrije zu Constantinopel.

— Anszng ans der Preisliste der Sannnlung Minutoli und von Lepke's Gemälde-Auktion. — Zeitschriften. — Auktions-Kataloge. — Jnscrate.

Ein literarisches Denkmal für Schnaase.

Jst ein großer Geist uns entrissen, so liegt den
um ihn Trauernden keine Sorge mehr am Herzen, als
ihm zur bleibenden Erinnerung ein Denkmal zu er-
richten; wer wäre eines solchen wohl würdiger als
Schnaase, unser Aller Lehrer, der unermüdliche Forscher
nnd gestaltende Künstler zugleich, als welchen wir ihn
in seiner Geschichte der bildenden Künste verehren? Ein
Denkmal in Stein, — wie dasselbe projektirt ist, —
eine Stiftung, die seinen Namen trägt, eine von Meister-
hand verfaßte Darstellung seines Lebens und Wirkens,
eine Sammlung aller seiner kleineren Schriften — das
alles werden wohl seine Freunde in's Leben rusen,
nnd doch will es mir scheinen, als hätten wir dankbaren
Verehrer damit noch nicht genug gethan. Wenn wir
stets schmerzlich daran erinnert werden, daß alle mensch-
lichen Jdeale bei ihrer erstrebten Verwirklichung sich
einen bedeutenden Abzug gesallen lassen müsscn, wäre
es nicht für nns Zurückgebliebene als Erben der geistigen
Hinterlassenschast großer Männer eine edle Aufgabe,
deren unexfüllt gebliebenen Herzenswünschen nachträglich
zu entsprechen, sobald wir die Mittel dazu haben?

Und kann ein Zweifel darüber bestehen, daß der
größte Meister der Knnstgeschichte einen solchen Herzens-
wnnsch gehegt, es lebhaft ersehnt hätte, seine großartige
Leistung in derjenigen Vollendung der Nachwelt über-
geben zn können, wie ste ein solches Werk nnbedingt
erfordert? Muß er nicht über die Bescheidenheit der
Ausstattung seines Buches sich Letrübt haben, schwebte
ihm nicht gewiß ein schöneres Bild vor Augen, das
Bild einer mustergültig von Künstlerhand illnstrirten

Ausgabe seiner Geschichte der bildenden Künste? Jch
möchte glauben, wir hätten die Pflicht, eine solche zu
veranstalten und zweifle nicht an der Möglichkeit der
Dnrchführung dieses Gedankens. Alle die vielen Freunde
und Verehrer Schnaase's, alle Kunstvereine und Akademien,
alle deutschen Regierungen, an der Spitze die Reichs-
regierung, alle Fürsten hätten Grund genug, ihre srei-
wrllige Unterstützung solchem Unternehmen zu gewähren,
auf daß der Ersolg als ein Denkmal der ganzen Na-
tion zu betrachten wäre. Der künstlerischen Vollkommen-
heit des Teptes von Schnaase's Werk entsprechend, dürfte
nur Vorzügliches geleistet, alle besprochenen Kunstwerke
dürften nur in meisterhaften Originalholzschnitten theils
direkt nach der Natur, theils nach den besten vorhan-
denen Abbildungen wiedergegeben werden.

Man könnte den Weg einschlagen, welchen Bock bei
seinem Werke: „Rheinlands Baudenkmale des Mittel-
alters" betrat, daß je nach den Wünschen der Geber
deren Namen den Holzschnitten beigesügt und Einzelne
oder Korporationen zur Herstellnng einer oder mehrerer
Abbildungen nach einem bestimmt ausgearbeiteten Pro-
gramm > eingeladen würden. Selbstverständlich müßte
eine solche Prachtausgabe von Schnaase's Werk an Kor-
rektheit, Geschmack und Würde jedes ähnliche Werk des Jn-
und Auslandes zu überbieten suchen. Werden die Abbil-
dungen als ein Ehrengeschenk gegeben, so bleibt sür den
Buchhandel nur der Druck des Textes und die Verbreitung
des Werkes übrig, so daß es in aller Hände gelangen kann.

Daß dieser Gedanke eines Denkmals sür Schnaase
kcin unpassender sei, wird wohl jeder Kunstfreund zn-
geben. Seine Verwirklichnng sei allen Verehrern des
Dahingeschiedenen an's Herz gelegt! 0.
 
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