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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0063

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Nr. 8.

XI. Jahrgang.
Sciträgc

sind anOr. C. V. LÜlsVW

25) od. andie Vcrlagsh.
sLeipzig. Königsstr. 3),

3. December

Mserate

L 25 Pf. für die drei

1875.

Bciblatt zur Zcitschrift sür bildcnde Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
lostel Ler Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und Lsterreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Vom Christmarkt.^ I. — Aus dem Wiener Künstlerhause. — Konknrrenz um I. B. Reichel's Künstlnhreis. — Watteau-Ausstellung. — Künstleri-

Vmn Chrijlmarkt.

i.

Die schlechten Zeiten, über welche alle Welt glaubt
klagen zu müssen, merkt man dem Buchhandel wahrlich
nicht an, wenn man die literarisch-artistische Christbe-
scheerung von diesem Herbste mustert. Jm Gegentheil,
das Prachtwerk blüht wie nie zuvor, wenn anch einige
von den buntbefiederten Zugvögeln dieses Mal ausge-
blieben sind, auf deren regelmäßige Wiederkehr sonst zn
rechnen ist. Die meisten Anstrengungen hat heuer ofsenbar
der Holzschnitt gemacht, um Leben in den Marktver-
kehr zu bringen, und erfreulicher Weise sind es in der
That echt künstlerische Leistungen, prächtig und geschmack-
voll zugleich, mit denen er das Auge fesselt. Jm Laufe
der Zeit ist der Holzschnitt, der m seinen Ansängen das
geistige Brod für arme und ungelehrte Leute lieferte und
auch bei seiner Renaissance in den dreißiger Jahren zu-
nächst nur auf ein bescheidenes Eckplätzchen neben dem
geschriebenen Worte Anspruch erhob, immer mehr zu
einem vornehmen Herren geworden, der gar oft den
Dichter und Schriftsteller in seinen Dienst zwingt, ja
in voller Selbstgenügsamkeit jedes literarische Anhängsel
verschmäht. Mit seinen gesteigerten Anforderungen hat
die Typographie und die Papiersabrikation sich ganz an-
ders einrichten müssen, um der reicheren Tonleiter ge-
recht zu werden, mit der er gegen Stahl- und Kupfer-
stich in Konkurrenz trat. Der tiefe Sammetton der
Schwärze und der milde Glanz gelblich getonten Pa-
piers liehen ihm Vorzüge, gegen welche der Metallstich
nur die seinere Durchbildung des Details, die zartere
Modellirnng der plastischen Form aufbieten konnte. Jn

allen Fällen, wo es darauf ankommt, mehr durch den
malerischen Gesammteindruck als durch gefällige Einzel-
heiten, mehr durch die allgemeine Erscheinung der Dinge
als durch individuelle Züge zu wirken, bei dem Land-
schasts- wie bei dem Sittenbilde, ist der Holzschnitt dem
Stahlstiche gegenüber im Vortheil und hat dazu noch
den Vorzug der billigeren Herstellnng und des billigeren
Drnckverfahrens. Seitdem jetzt auch die Photographie
ihm dienstbar geworden und jede Zeichnung in Feder
oder Kreide facsimile auf den Holzstock zaubert, hat
er sich überdies daran gewöhnt, jeder künstlerischen Hand-
schrift gerecht zu werden, und es zu einer Virtuosität in
der Jmitation des gegebenen Vorbildes gebracht, daß
ihm in diesem Punkte kaum die Kupferradirung den
Preis streitig machen kann.

Zu diesen Betrachtungen gaben zunächst die ethno-
graphischen Prachtwerke Veranlassung, mit denen der
verdienstvolle Verleger der Gewerbehalle, I. Engelhorn
in Stuttgart, zuerst Jtalien und nun auch die Schweiz
zu verherrlichen unternommen. „Jtalien, eine Wan-
dernng von den Alpen bis zum Aetna", herausgcgeben
von Woldemar Kaden, hat, gleich nach dem Erscheinen
der ersten Lieserungen, in der Zeitschrist einen warmen
Lobredner gefunden. Nun mit der 27. Lieferung der
Schluß vorliegt, kann man diesem Lobe mit ganzem
Herzen zustimmen. Es wird .wcnig Werke dieser Art,
selbst in Frankreich, geben, die in der Gleichmäßigkeit
der Dnrchführung, in der Schönheit und Gediegenheit
der Ausstattung auf derselben Rangstuse stehen. Die
pylographische Anstalt von A. Cloß hat sich der großen
Aufgabe in einer Weise gewachsen erwiesen, welche die
höchste Anerkennung verdient. Von dem neuen, bluts-
 
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