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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Das Steindenkmal in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0091

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n Jahrgang.
Gciträgc

sind anvr. C. V. LÜtzVW

25) od. an die Verlagsh.
l-Leipzig. Königsstt. 3),

24. December

9!r. 11.

Znserate

1875.

Bciblgtt znr Zcitschrift sür üildendc Kunst.



Das Zteindenkmal in Berlin.

I'ost tot äiLoriniiiia 1'61'UNI — dieses Wort ist
wohl die passendste Devise für das endlich vollendete
Steindenkmal, welches am 26. Oktober in Berlin ent-
hüllt wurde, nachdem es 18 Iahre zu seiner Vollendnng
und endgiltigen Aufstellnng gebraucht hat. Jm Jahre
1857 war ver erste Gedanke gefaßt und im folgenden
Jahre ein Komitä gebildet worden, welches die Ange-
legenheit in die Hand nahm. Sieben weitere Jahre
dauerte es, bis die erforderlichen Geldmittel aufgebracht
waren und bis man sich über die Form des Denkmals
geeinigt hatte. Dann wurde das Werk dem Bildhauer
Schievelbein übertragen, und dieser förderte es bis
1867 soweit, daß die Gypsmodelle der Statue, der vier
Ecksiguren und der Reliess am Sockel dem Erzgießer
Gladenbeck übergeben werden konnten. Schievelbein
starb am 6. Mai 1867. Die Arbeit wurde ein Jahr
lang unterbrochen, bis endlich Prof. Hagen mit der
Vollendung des Denkmals beauftragt wurde. Es war
ihm noch die Ausgabe übrig, das Modell zu dem Friese
zu liefern, welcher den unteren Theil des Sockels und
die Trommeln, auf denen die Eckfiguren stehen, umzieht.
Nach der Fertigstellung des Ganzen entstand eine Streit-
frage um den Platz, welche sich bis zum Beginn des
Jahres 1875 hinzog. Man entschied sich endlich aus
äußeren Gründen für den ungünstigsten, für den Dön-
hofsplatz. An der einen Langseite dieses mächtigen
Platzes, gegenüber dem Abgeordnetenhause, von welchem
es jedoch durch eine sehr belebte Straße getrennt ist,
erhebt sich nunmehr das Denkmal. Einer ruhigen Be-
trachtung bietet es eigentlich nur seine Rückseite, und

das Urtheil über diese sällt am wenigsten zu seinen
Gunsten aus. Die Seitenansicht ist schwer zu ertragen,
da der Umriß derselben, auf dessen Geschlossenheit in
der monumentalen Plastik man bekanntlich mit Recht
ein großes Gewicht legt, durch die erhobene rechte Hanv
und den vorgerückten, über die Plinthe hinausragenden
linken Fuß empsindlich gestört wird. Stein trägt den
langen, bis über die Kniee herabreichenden Oberrock
seiner Zeit. Um nun die breite, langweilige Fläche des
Rückens einigermaßen zu belebeu, hat sie der Bildhauer
mit einer Menge ganz unmotivirter Falten bedeckt, welche
der Haltuyg des Körpers geradezu widersprechen. Das
ist wohl der schwerste Vorwurf, der sich gegen die Aus-
führung im Einzelnen erheben läßt. Eine klare Be-
handlung des Faltenwurfs scheint überhaupt nicht Schie-
velbein's Sache gewesen zu sein. Der Miuister stützt
seine Linke auf eineu Stab uud lehnt sich leicht an
eine Säule, welche bis zur Hälfte seines Körpers hinaus-
reicht. Von dieser Säule sällt eine schwere Decke in
wirren, krausen Falten herab, deren Bedeutung bisher
noch Niemand ergründet hat. Ein Mantel ist's nicht;
denn der Saum der Decke ist wie eine Altarbekleidung
mit reichen Stickereien versehen. Das Ding sieht höch-
stens einem Krönungsmantel ähnlich — doch was soll
der bei Stein? Auch bei diesem Stücke Zeug stört
wieder die mangelhafte Ordnung und die Behandlung
der Falten. Unsere Bildhauer sind leider allzu sehr
gewöhnt, in Gyps zu arbeiten und nur in diesem Ma-
teriale und höchstens für Marmor zu denken, während
doch die Bronze eine völlig verschiedene Behandlung
verlangt. Eine Falte in Gyps oder Marmor und eine
Falte in Metall sind zwei Dinge, die wenig oder gar
 
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