Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Woltmann, Alfred: Die Familie Meister Erwin's
DOI Artikel:
Zur Michelangelo-Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
175

Zur Michelangelo-Literutur.

176

daraus, daß das Buch ansangs keiue Originaleintra-
gungen enthält und daß hier wohl ein undeutliches Kon-
zept vorlag. Sind am Todestage einer Person noch
andere Familienmitglieder eingetragen, so ist anzunehmen,
daß beispielsweise der Stifter auf dem Sterbebette auch
noch seiner bereits gestorbenen Gattin gedacht hat, so
Erwin I. der Adelheid, die doch wohl seine frühere
Frau war, während die zweite Gattin Husa für sich
selbst ein Anniversarinm gestiftet hatte; oder daß der
Sohn sowohl das Anniversarium seines Vaters ver-
mehrt, als auch eines für sich selbst gestiftet hat, wie
Winlin. Ebenso hatte es ja auch Martin Schongauer,

nach dem Anniversarienbuche zu Colmar, gemacht. Da-
durch, daß Herr Kraus eine Eintragung, die bisher
mit Recht auf den ersten Erwin bezogen worden ist,
auf den zweiten Erwin bezieht, und daß er, ohne jede
Begründung, die fein und scharfsinnig motivirte Au-
nahme von Schneegans verwirft, daß der 1339 gestor-
bene Meister Johanues nicht der Sohn, sondern der
Enkel des großen Erwin gewesen, kommt er bei der Auf-
stellung der Genealogie zu Resultaten, denen ich nicht
beistimmen kann. Der Stammbaum der Familie scheint
mir vielmehr der folgende zu sein:

Meister Erwin,

(nach ehemaliger Jnschrift Erwin von Steinbach),

Werkmeister des Münsters, zuletzt Psleger.

Gestorben am 17. Januar 1318 (Grabschrift), im Wohlthäterbuche unter dem 19. Januar eingetragen.
Gattinnen:, 1. (wahrscheinlich) Adelheid, im Wohlthäterbuche gleichfalls unter dem 19. Januar eingetragen.

2. Husa (Gerhusa), qest. am 21. Juli 1316 (Grabschrift), unter gleichem Datum im Wohlthäterbuche als Ger-
drudis, wohl in Folge undeutlichen Konzeptes.

Werkmeister Erwin II., Werkmeister des Johannes, genanntErwin, Iohannes Winlin, Werkmeister des Münsters, 1332
zu Nieder- Münsters, P 8. Mai; erwähnt als Onkel der Kinder des Rathsherr; gest. am 22. April, und zwar vor 1342.
haslach, 1332 als Erwin Erwines sun Johannes Winlin 1342 er- Gattin: Christina, später Frau des Cuntzo von
f 5. Dec. bei der Untersuchung über wähnt (Schmid). Urach (Schmid).

1330 (Grab- einenStraßenkampf(Schilter).
schrift).

Meister Johannes, gest. ' ^ ^ ^ > j ^

18. Aiärz 1339(Grabstein). Frau Husa.Erwin. Johannes. Gerlach. Dina.Clara.

1342 erwähnt (Schmid). Erwin und
Johannes wohl dieselben, die das
^rau^). ^^brlich ganz korrekte Citat beiMvne
nennt.

Vielleicht sind auch statt der oben aufgeführten vier
nur drei Söhne Erwin's I. anzunehmen, und Jo-
hannes äietus Erwin ist vielleicht mit Erwin II.
identisch. Der am 7. August eingetragene Johannes
äiotus Erwin kann kaum ein Sohn Erwin's I. sein,
denn der Posten rührt erst von späterer Hand, der
vierten auf dieser Seite, her, und auf ihn solgt gleich
ein Posten aus dem Jahre 1453.

Alsred Woltmann.

Zur Michelangelo-Literatur.

Unter den zahllosen Publikationen, welche zunächst
in Florenz anläßlich des Centenariums erschienen sind
nnd das unerschöpsliche Thema: Michelangelo behandeln,
dürfen nur die wenigsten darauf Anspruch erheben, in
wissenschaftlichen Kreisen Beachtung zu finden. Die
einen haben sich die Aufgabe gestellt, allbekanntes Ma-
terial in passender Form weiteren Kreisen vorzutragen,
die anderen haben zwar spezielle Gesichtspunkte zum
Gegenstande der Behandlung, wie z. B. das VerhLltniß
von Michelangelo zu Dante, halten sich aber durch-
gängig leider nicht auf der Höhe der wissenschastlichen
Anforderungen unserer Zeit.

Neben den Werken von Gotti und Milanesi, deren
Bedeutuug eine eingehende Besprechung in der Zeit-
schrist nöthig machte, ist es zunächst die von L. Pas-

serini herausgegebene Bibliographie Michelangelo's*),
welche besondere Beachtung verdient. Der Natur der
Sache nach ist das statistische, in die Kategorie der Ka-
taloge gehörige Werk auf einen engeren Leserkreis be-
rechnet. Dasselbe hat sich zur Ausgabe gestellt, in seinem
ersten Theile in alphabetischer Ordnung die sämmtliche
auf Michelangelo bezügliche Literatur, das in Zeit-
schriften Verstreute nicht ausgenommen, selbst dann wenn
inhaltlich von mehr als problematischem Werth, zu ver-
zeichnen. Wenn eine so schwierige Arbeit Anspruch auf
annähernde Vollständigkeit erheben darf, so kann es doch
nicht Wunder nehmen, daß die allerneueste Literatur des
Auslandes etwas lückenhaft ausfallen mußte, da eine
derartige Arbeit mehr als nur Monate zu ihrer Aus-

*) 16a biblio^imüg, äi NielltzlavAölo Lvovarroti 6 ^li
ineisori äello svs oporo, I'irou^o, N. Collivi o (I. 1875.
329 S.
 
Annotationen