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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Berggruen, Oscar: Die Selleny-Ausstellung im Wiener Künstlerhause, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0115

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XI. Jalirgang.

Gciträgc

sind an vr. C. v. Lülzow

25) od. an die Verlagsll-
(-Leipzig, Königsstr. 3),

14. Zanuar

Nr. 14.
Znserate

L 25 Pf. fstr die drci

>87k.

Beiblatt znr Zcitschrist siir bildcnde

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erfcheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gostis; für sich allein bczogen
kostel der Zahrgang g Dtark sowohl im Buchhandel wie auch bei deu deutschen und österreichischeu Postanstaltcn.


Die Zelleny-Fusjiellung im Wiener Künjiler-
hause.

v.

Der Reise um die Erde, welche Selleny in den
Iahren 1857—1859 an Bord der österreichischen Fre-
gatte „Novara" mit der von dem nachmaligen Kaiser
von Mexiko, Erzherzog Ferdinand Max, besehligten
wissenschaftlichen Expedition unternahm, verdanken wir
nahezu Tausend Studien der verschiedensten Art und des
verschiedensten Formates, die sehr zweckmäßig auf geo-
graphischer Grundlage eingetheilt und zur Ausstellung
gebracht sind. Die Kategorie „Bordstudien und
Triest" giebt Zeugniß von dem Eiser, mit welchem
der Künstler sofort nach der Einschifsung seine deskrip-
tive Thätigkeit begann. Alles am Borb ersaßt ihn mit
dem Reize des Neuen, Ungewohnten; Alles hält er im
Bilde fest: Schiff, Matrosen, Schiffsjungen, Anker und
Takelage, ja sogar einen stattlichen, porträtähnlich aus-
gesührten Proviantochsen mit der Legende: „Eine halbe
Stunde vor seinem Tode!" Das Leben an Bord giebt
ihm Anlaß zur Ausnahme von Scenen, welche den Ein-
druck sckön erfundener Genrebilder machen; wir sehen
die Matrosen Segel und Netze ausbessern, wir sehen
sie arbeiten, zur Schiffsmusik tanzen, ihren Gottesbienst
verrichten und in trefflich dargestelltem Bewegungs-
momente am Gangspill hantieren. Triest selbst, der
Hafen und einige architektonisch interessante Partien
sind natürlich nicht vergessen worden; wir haben über
diese Aufnahmen unseren früheren Bemerkungen hinsichtlich
der Darstellungsmethode des Künstlers nichts beizufügen.

Dem Kurse der „Novara" solgend, gelangen wir

zu „ Gibraltar und Madeira ". Außer den wegen
ihrer Treue, Schärfe und erschöpfenden Zusammenfassung
alles Wesentlichen sehr bemerkenswerthen zwei Veduten
Gibraltars von der Land- und von der Seeseite aus,
verdient die „Höhle von Sankt Michael im Felsen von
Gibraltar" besonderer Erwähnung. Dieses Aquarell
zeichnet sich durch die glänzendste koloristische Wirkung
aus, die in Wassersarben überhaupt erreicht werden kann;
es ist geradezu brillant gemalt, und dsr Essekt des aus
einer Felsenspalte in die Höhle einfallenden und sie bis
zum Halbdunkel erleuchtenden Sonnenlichtes erscheint
reizvoll wiedergegeben. Zwei Architekturbilder aus Fun-
chal, der Hauptstadt Madeira's, sind meisterhafte kolo-
ristische Stenogramme und der große Drachenbaum aus
Teneriffa, dessen Aquarell wir srüher beschrieben, sindet
sich in einer Bleististzeichnung wieder, deren Ausführung
auf grauem Papier mit aufgesetzten weißen Lichtern
technisches Jnteresse bietet.

Aus Südamerika ist hauptsächlich die Rubrik „Rio
de Ianeiro" bedacht. Jn buntem Gemisch sinden
wir Bilder von Mensch und Thier, Land und See,
Wald und Flur, alles in solcher Vollendung, daß eine
Erwähnung des Einzelnen stch als zwecklos darstellt.
Der wundervollen großen Aufnahme der Hauptstadt selbst
haben wir bereits gedacht; wir können ihre Treue kon-
troliren durch eine Reihe von Detailausnahmen aus
verschiedenen Punkten, so daß der Beschauer eine ver-
läßliche Lokalkenntniß dieser weithin sich ausbreitenden
Hafenstadt erlangt. Die nahe Jnsel „Jlha di Paquetä."
ist in einer koloristisch hübsch ausgesührten Aquarell-
skizze porträtirt, und einige Negerporträts überraschen
durch die Sorgsalt, mit der sie in Zeichnung und Farbe
 
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