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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Bergau, R.: Zur Kenntniß der Nürnberger Goldschmiedekunst
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0119

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Kunstliteratur. — Kuustunterricht und Kuustpflege. — Kunstgeschichtliches. — Konkurrenzen.

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durch andere Goldschmiedemeister im sechzehnten Jahr-
hundert wiederholt vorgekommen ist, habe ich an einem
andern Orte (Mittheilnngen des Oesterr. Museums
Nr. 122) nachgewiesen. — Daß man Arbeiten A.
Dürer's in ähnlicher Weise unendlich ost benntzt hat, ist
bekannt. R. Bcrgau.

knnstliltratur.

Die Neise wider Willen. Empfindsam-launige
Skizzen eines harmlosen Touristen. Jllustrirt von Gustav
Doro., Stuttgart, A. B. Auerbach. — Ein Buch von fesseln-
dem Reiz sowohl durch den im gemüthlich schalkhaften Humor
gehaltenen Text als besonders durch die geistvollen Zeich-
nungen des berühmten Jllustrators, welche das Ganze in
reicher Austheilung durchweben. Der Erzähler schildert uns,
wie er in der Absicht, von Paris nach seinem Landsitz in
Marly-le-Roy zu wandern, durch eine Kette von Mystisika-
tionen und Zufällen zu einer „Reise wider Willen" nach
Straßburg, Karlsruhe, Baden-Baden, in den Schwarzwald,
dann weiter nach Heidelberg, Frankfurt, Mainz, endlich von
da rheinabwärts über Köln und Aachen durch Belgien heim-
wärts gelangt. . Jn diese Erzählung sind mit vollendeter
Künft allerlei Abenteuer, Schilderungen von Land und Leuten
voll feiner Charakteristik und scherzender Laune, Märchen
und Sagen von halb romantischer, halb neckischer Stimmung
verflochten, und all das heitere Getriebe dient gleichsam als
Arabeske einer einfachen Herzensgeschichte, die der Autor
kunstvoll durch die bunten Ranken hindurchschimmern läßt.
Das Buch wird illuftrirt durch eine große Anzahl köftlicher
Bildchen, in Holzschnitt mit besonders feinem Verständniß
ausgesührt, Arbeiten jenes genialen Künftlers, von dem man
fagen kann, daß er im Kleinften am größten ist. Landschafts-
bildchen von minutiöser Geftalt wechseln mit Figürlichem aller
Art; Humoristisches, bis an die Karikatur Streifendes mit
Phantastischem, und in alledem zeigt fich ein Talent, welches
mit der bloßen Linie, im strengen Verzichten auf malerische
Wirkungen, das Feinste und Geistreichste von Charakteristik
bietet und selbst in der Karikatur noch die dem Franzosen
angeborene Grazie festhält. Manchmal auf fingerbreitem
Raum zusammengedrängt, erreichen die größten dieser Mi-
niaturdarstellungen höchstens die Breite einer Hand, und
doch erschöpfen fie mit Prägnanz ihr Thema. Auf Einzelnes
hinzuweisen, würde bei eingehender Prüfung zu weit führen;
doch mögen die winzigen und doch so stimmungsvollen Wald-
landschaften auf S. 120, 149, 185, 204, die hochkomischen
schwarzwälder Bauernfamilien auf S. 167 und 169, die wild-
phantaftischen Bilder auf S. 152 und 153, die' ergötzliche
Darstellung eines Kreises britischer Jungfrauen „hoch in die
Neunundzwanzig" auf dem Verdeck eines Rheindampfers
auf S. 337 hervorgehoben werden. Das liebenswürdige
Buch, deffen Ton an die gemüthliche Art der älteren eng-
lischen Humoristen erinnert, wird sich ohne Zweifel zahlreiche
Freunde erwerben.

kunstuilterncht und knnstpstege.

Karlsruher Kunstschule. Jn dem Budget für die nächste
Finanzperiode hat die Karlsruher Kunstschule eine Aufbes-
serung ihres seitherigen Budgetsatzes von 22,286 Mark auf
46,000 Mark erhalten. Schon jetzt wird ein großer Theil
des Aufwandes für die Kunstschule aus Staatsmitteln be-
stritteir. Bei der zunehmenden Bedeutung der Anstalt für
Kunst, Kunstgewerbe und Wiffenschaft soll dieselbe nach Ge-
nehmigung des Großherzogs in die Leitung des Staates
übergehen und der ganze Aufwand, so weit er nicht durch
die eigenen Einnahmen gedeckt ist (letztere betragen nur
3640 Mark), auf die Staatskaffe übernommen werden.

Lunstgeschichtliches.

Die Ausgrabungen in Dlympia. Jm Berliner „Staats-
anzeiger" finden wir den erften offiziellen Bericht über die
Ausgrabungen in Olympia, dem wir Folgendes entnehmen.
Die von der Direktion für die Ausgrabungen in Olympia
ernannten Beamten sind am 12. September in Druva, dem

der Ausgrabungsstätte nächstgelegenen Dorfe, anqekommen,
wo für sie unter Fürsorge des deutschen Konsuls 'in Patras,
Herrn Hamburger, ein Haus gebaut und eingerichtet war.
Nach Absteckung eines Areals von 115 Stremmata (g. 1000
Quadratmeter) begannen die wirklichen Arbeiten Montag den
4. Oktober mit Eröffnung von zwei Entwässerungsgräben
östlich und westlich von den Tempelfronten nach dem Al-
pheiosbette hin, um das Centrum der Ausgrabung, das
Tempelterrain, auch während der Regenzeit trocken halten
zu können. Man ging darauf aus, durch Vertiefung und
Verbreiterung der Gräben dem Zeus-Tempel schrittweise
immer näher zu kommen. Bei diesem Vorgehen fand man
das dorische Gebälk eines noch unbekannten Gebäudes und
Säulentrommeln,sowieKapitäledesTempelsselbst. Schließlich
gelang es mit rasch vermehrter Arbeiterzahl von circa 125
Mann, das ganze Terrain vor beiden Fronten bloszulegen.
Mitte December begannen nun die Ivichtigen Funde. Am
15. December wurde an der Südost-Ecke des Tempels, drei
Meter tief, ein überlebensgroßer männlicher Torso aus Mar-
mor gefunden, der in eine spätere, trocken zusammengebaute
Mauer eingefügt war; ein Werk von bedeutendem Kunst-
werthe und aller Wahrscheinlichkeit nach das Bruchstück des
Zeus, der als Kampfrichter in der Mitte des Oftgiebels
sitzend dargestellt war. Fünf Tage später ftieß man in der-
selben Gegend auf ein dreiseitiges Marmorpostament mit der
vollkommen erhaltenen Widmungsinschrift der Messenier und
Naupaktier an den olympischen Zeus, welchem fie den Zehent
ihrer Kriegsbeute darbringen. Jn der dritten Zeile der Jn-
schrift nennt sich Paionios aus Mende in Thracien als den
Künstler und fügt in der vierten Zeile zu seinem Ruhme
hinzu, daß er in einer Konkurrenz um den plastischen Schmuck
der Tempelgiebel Sieger geblieben sei. Am nächsten Morgen
zeigte sich, in zwei Theile getrennt, eine überlebensgroße
weibliche Figur aus pentelischem Marmor, welche sich durch
den Ansatz der Flügel sofort als die Siegesgöttin zu er-
kennen gab, welche auf dem Postament gestanden hatte. Die
Figur mißt vom Hals bis zur Fußspitze 1.74. Das Gewand,
welches die linke Brust freiläßt, fällt über den Gurt in kurzen
Falten nieder. Dem Unterkörper schmiegt sich der Stoff so
eng an, daß die schönen Formen in voller Klarheit hervor-
treten. Nach hinten bauscht sich das Gewand in weitein
Bogen. Kopf und Arme find noch nicht gefunden. Man
erkannte in diesem Funde das Werk, das Pausanias in
seiner Beschreibung der Denkmäler von Olympia bespricht;
es ist das erste urkundlich bezeugte Bildwerk eines griechischen
Meisters des fünften Jahrhunderts v. Chr. (Jn unserer Notiz
von voriger Woche war hinter dem Worte „Standbild" der
Zusatz „der Nike" durch ein Versehen ausgefallen.) An dem
Fundorte der Nike kamen ferner mehrere dreiseitige Marmor-
blöcke zum Vorschein, die offenbar zu demselben Postamente ge-
hört haben. Sie trugen Jnschriften, die fich ebenfalls auf die
Geschichte der Mesfenier beziehen. Ein kolofsaler männlicher
Torso lag unter der Nike, an der Rückseite fast unbearbeitet,
ist also wahrscheinlich auch vom Giebel. Unter ihm ruht
wieder ein Koloß, der noch der Erlösung harrt. Am 22.
fand sich vor der Ostfront der untere Theil einer liegenden
Figur, einer der beiden Flußgötter, welche Pausanias
nennt. Er ist kaum über Lebensgröße und von vorzüglicher
Arbeit. Neben ihm kam an demselben Abend ein männlicher
Torso und an der Südwest-Ecke ein weiblicher, das erste
Zeugniß von den noch erhaltenen Standbildern des Weft-
giebels, zum Vorschein. Soweit der wesentliche Jnhalt
des letzten Berichts. Durch ein Telegramm vom 1. Januar
wird die Auffindung des einen Wagenlenkers und eines
männlichen Torso gemeldet; endlich auch die glückliche Ver-
vollständigung des Flußgottes, indem der Oberleib und Ler
ganz unversehrte Kopf zu Tage gekommen sind. Photogra-
phien und Abgüsfe werden möglichst bald an die Direktion
eingesendet werden.

konlmrrellztli.

Für das Kriegerdenkmal der Provinz Hannovcr werden
jetzt die Konkurrenz-Bedingungen bekannt gemacht. Es sind,
wie bereits früher gemeldet, die Herstellungskosten für das
Denkmal auf die Summe von 100,000 Mark normirt, und
diese Summe muß für die Arbeiten der konkurrirenden
Künstler maßgebend sein. Die Entwürfe sind bis zum
 
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