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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Unentdeckte Fresken in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0131

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j

XI. Jahrgang.
Geiträge

sind an Or. C. V. LÜtzVW

25) od. andie Verlagsh.
(^eipzig, KLmgsstr. 3),

28. Zannar

Nr. 16.

Inscratc

n 25 Pf. fnr die drei

!87k.

Beiblatt znr Zcitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratiz; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und vsterreichischen Postanstalten.


Neuentdeckte Fresken tn Nom.

Z. ?. H. Bei den m den Vignen bei Porta mag-
giore innerhalb der Stadt Rom für Neubauten unter-
nommenen Erdarbeiten ist in bedeutender Tiefe ein ganzer
Komplex von altrömischen Gräbern(Columbarien) zn Tage
gekommen. Die gegenseitige Lage dieser Grabmäler läßt
darüber keinen Zweifel walten, daß dieselben die alte
Via Praenestina slankirten. Jn höheren Schichten
früher gefundene Jnschriften hatten schon sestgestellt, daß
eben dieses Terrain zur Zeit des größten Lupns der
Kaiser zu Gartenanlagen diente. Nicht eben fern von
dieser Stelle liegt das vor zwei Jahren gefundene klas-
sisch dekorirte Auditorium der Gärten des Mäcenas.
Man kann also mit.gutem Grunde annehmen, das in
der Nähe der späteren Porta Praenestina gelegene Ter-
rain sei bei der Verwandlung in einen Park so erhöht
worden, daß die Columbarien unter dem Boden ver-
schwanden; zum Schmucke eines Parkes konnte man sich
ihrer jedenfalls nicht bedienen, und was den Aufwand
anlangt, den eine so großartige Bodenumgestaltung nöthig
machte, so haben wir in dem vorliegenden Falle gerade
nicht das exorbitanteste Beispiel von Unternehmungen
jener Zeit zu verzeichnen.

Die Hervorhebung dieser Ausgrabungen rechtfertigt
der Fund bedeutungsvoller Fresken, welche in einem der
Columbarien zu Tage gekommen sind. Die bis jetzt
bekannten derartigen Grabmäler sind entweder mit Genre-
bildern oder mit Scenen aus dem griechischen Sagen-
kreise, vorwiegend nach dem homerischen Mythns, ge-
schmückt, stimmen also im Großen und Ganzen inhaltlich
mit den Darstellungen in etrurischen Grabkammern über-

ein. Die Archäologie hat daraus folgern wollen, daß
das Jnteresse für die nationale Sage nnd Geschichte
bei den Römern nicht in dem Grade vorhanden war,
daß deren bildnerische Darstellung ein allgemeines Be-
dürsniß gewesen wäre. Darstellungen wie die der Re-
liefs auf der Ara Casali im Cortile del Belvedere des
Vatikans konnten sich nur als Ausnahmen, vielleicht
mit Begründung durch össentliche Kultusrücksichten irgend
welcher Art, geltend machen. Die neu entdeckten Co-
lumbarien aber liefern den Beweis, daß auch aus Seite
von Privaten Darstellungen der heimischen Sage beliebt
waren. Nahm die Ara Casali insofern noch eine Art
Mittelstellung ein, als dort trojanische Scenen mit alt-
römischen Hand in Hand gingen, so sind uns hier die
letzteren in voller Ausschließlichkeit vorgesührt. Die
6c>nnni88ion6 llrullicnpmls cki Lrellsolo^iu, in deren
Hände vom Staate das Eigenthumsrecht dieser wichtigen
neuen Funde gelegt worden ist, hat sich eine genaue
Publikation vorbehalten, so daß hier eine vorläufige
Andeutung des Wichtigsten genügen wird. Jn den
aus vier Wandstreifen sich vertheilenden Fresken von
kaum mehr als 20 Centimeter Höhe sind nur ausnahms-
weise die einzelnen Scenen durch Pilaster getrennt. Aus
weißem Grunde sind die Figuren unter Vernachlässigung
der landschaftlichen Stasfage flüchtig, aber, wie schon in
Pompeji, nicht minder sicher ausgezeichnet, wobei weniger
die Richtigkeit der Stellung als die Modellirnng der
einzelnen Körperformen betont wurde. Es ist das eine
Eigenthümlichkeit, die, weil schon in den sehr fleißigen
palatinischen Fresken bemerkbar, vielleicht als das wich-
tigste unterscheivende Merkmal gegenüber den Fresken
von Pompeji betrachtet werden darf. Wo das Landschaft-
 
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