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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Unentdeckte Fresken in Rom
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Mantegna's Triumphzug Cäsar's
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0132

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251

Mantegna's Triumphzug

liche zur Charakteristik des Gegenstandes unentbehrlich
scheint, ist dasselbe ersetzt durch Personisikationen, keines-
wegs aber so, daß dadurch das malerische Prinzip in
den Hintergrnnd gedrängt würde. Anordnung und Aus-
führung gestatten nicht, diesen Werken eine hohe kunst-
geschichtliche Bedeutung zu vindiciren, doch ist die letztere,
sowie auch die Wahl der Farben, der ersteren unbedingt
überlegen.

Die auf Numitor bezüglichen Bilder ersordern noch
eine spezielle Untersuchung, besonders wegen des ruinösen
Zustandes einzelner Gestalten, ehe ihre genaue Beschrei-
bung möglich ist. Bei der Aussetzung der Zwillinge
erblickt man zwei Männer, welche einen diese bergenden
Kasten in das Wasser niederzulassen bereit sind, und
ihnen gegenüber die langansgestreckte Gestalt des Fluß-
gottes, Schilfblätter im Haar, in der Linken ein Ruder
und die Rechte gleichsam zum Willkommen vorstreckend,
rechterseits aber Rhea Silvia auf einem Felsblock sitzend
und den in ihrem Rücken stehenden Mars küssend. Bei
dem Bau der Mauern Roms erscheinen diese zum Theil
schon aufgeführt und zwar in der Quaderfugung, in
welcher sie uns noch sragmentarisch erhalten sind, davor
sitzend im Prosil die verschleierte Stadtgöttin, und meh-
rere Männer beschäftigt, weitere Quaderblöcke einzufügen
nnd herbeizutragen, mit solcher Gewandtheit und Leichtig-
keit, als wäre das nnr ein Kinderspiel. Den idealen
Anforderungen an klassische Gravität sprechen aber am
meisten die Schlachtscenen Hohn, in denen der Künstler
eine fast naiv zu nennende Auffassung des Lebens zum
Ausdruck gebracht hat. Seine Helden dürften sich hier
kaum von den Jndianerhäuptlingen unserer Kinderbücher
wesentlich nnterscheiden. Alle Gründe sprechen dafür,
diese Malereien der augusteischen Zeit zuzuschrciben.

Mantegna's TriumphMg Läjar's.

Die neuerdings von Mantegna's Triumphzug des
Julius Cäsar angefertigten Photographien haben zu
allerlei Erörterungen über das böse Geschick und die
schlechte Verfassung der Originalge.mälde geführt, welche
sich seit langer Zeit in Hamptoncourt bei London be-
sinden. Es ist Thatsache, daß die Malereien Man-
tegna's noch mehr gelitten haben als die Kartons von
Rafsael, welche ebenfalls in der genannten königlichen
Residenz dem Ruin nahe gebracht wurden. Rassael's
unschätzbare Kartons haben bekanntlich durch das Spül-
wasser ihre Farbe eingebüßt, welches in Folge einer
Unvorsichtigkeit der Hausmägde von dem oberen Stock-
werke in das untere gedrungen war und sich über die
Obersläche der Kartons verbreitet hatte.

Der Triumphzug befindet sich ebensalls in sehr
schlechtem Zustande. Die Herren Crowe und Caval-
caselle urtheilen darüber: „Wir fragen nicht, welche

Casar's. — Kunstliteratur. 252

Theile verdorben sind, sondern vielmehr, ob überhaupt
noch einzelne Theile ganz unverdorben sind." Die Ma-
lereien sind in Tempera aus Papier ausgeführt und
aus Leinwand gespannt. Es wird mit zweifellosem
Nechte behauptet, daß, wenn wirklich ein Werk Man-
tegna's aus uns gekommen ist, Zeichnung und Aussüh-
rung durchaus vollendet und die Tempera-Malerei in
der vollendetsten Weise ausgeführt sein würde. Folgende
Thatsachen sind bei den neuesten Untersuchungen klar
gestellt. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurde
ein Maler Namens Lagmerre damit beauftragt, die
Malereien Mantegna's, die sich in schlechtem Zustande
besanden, wieder herzustellen. Laguerre machte sich
an's Werk und übermalte schlechthin sämmtliche Fi-
guren. Sodann wurden die Gemälde, von denen nur
noch wenig der Erhaltung Werthes übrig geblieben war,
unter Glas gebracht. Nunmehr fragt man sich, was
etwa fernerhin geschehen könne, um die Arbeit Man-
tegna's vor dem Untergange zu schützen, respektive in
ihrer ursprünglichen Verfassung wieder herzustellen. Die
Tempera-Malerei hat zu jeder Zeit ihre Schwierigkeiten
gehabt, und der gegenwärtige Zustand des Pigments
verbietet jegliche Berührung seitens eines Restaurators
oder selbst Konservators. Jch gebe das Folgende auf
Grund einer Autorität. Mr. Richard Redgrave, R. A.,
der gegenwärtige äußerst sorgsame Vorstand der Ge-
mäldesammlung der Königin, hat eins der Mantegna'schen
Gemälde im Verein mit einem Komits von Sachverstän-
digen genau untersucht, um sich zu vergewissern, ob
irgend etwas sür die Restauration gethan werden könne.
Wären die Bilder in Oel gemalt, so würde man die
verderblichen Uebermalungen wohl beseitigen können;
bei der Tempera-Malerei aber ist dies unthunlich. . Es
fand sich, daß die obere Farbenschicht mit dem darunter
liegenden echten, von Mantegna herrührenden Farben-
austrag zu innig verbunden sei, um sie wieder abheben
zu können. Dieses Resultat der Untersuchung wurde
auch durch einen praktischen Versuch bestätigt, den man
an einer Stelle vornahm. Das Einzige, was noch ge-
schehen kann, ist also, die Malereien vor weiterem Ver-
derben zu schützen, und man hat Grund anzunehmen,
daß dafür bei der gegenwärtigen sorgsältigen Verwah-
rung hinlänglich gesorgt ist. I. ö.

Kunstliieratur.

Geschichtc der altuiederländischen Malerei von Crowe
und Cavalcaselle. Deutsche Originalausgabe,
bearbeitet von Anton Springer. Leipzig, Verlag
von S. Hirzel. 1875. 8.

Wenn ein Mann wie Springer sich daran macht,
einem fremden Buche Bürgerrecht in der deutschen Lite-
ratur zu verschaffen, so kann man von vornherein gewiß
 
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