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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Wolf, August: Kopien venezianischer Meisterwerke in der Schack'schen Galerie zu München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0163

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n Jahrgang.

Sciiräge

' smdanvi'. C.V.LÜKMV

25) ov. an die Verlcigsll-
(Leipzig, Königsstr. 3),

23. Febnurr

d!r. 20.
Inftrate

n 25 Pf. fnr die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

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Beiblatt znr Zeitschrist siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift fnr bildende Kunst" grati»; für sich allein Lezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhaudel wie auch bei den dentschen und vsterreichischen Postanstalteu.

Znhalt: Kopien veneziauischer Meisterwerke in der Schack'schen Galerie zu München. — Aus Pariser Ateliers. — Knnstlager-Kaialog von Franz Meyer in
Dresden. — Ausgrabungen zu Olympia. — Düsseldorf. — Rubens-Jubiläum; Morteu Müller und A. Tidemaud. — Neuigkeiteu des Buch- und
Kunsthandels. — Zeitschriften. — Auktious-Kataloge. — Jnserate.

Kopien venesianischer Meisterwerke in der
Schack'schen Galerie zu Minchen.

Wie den Kunstfreimdm wohlbekannt ist, besteht ein
beträchtlicher und nicht der mindest werthvolle Theil der
gewählten Bildersammlung des Freiherrn A. Fr. von
Schack in München in vorzüglichen Kopien alter Bilder.
Den Grund zu diesem Theile seiner Galerie legte der
Besitzer vor etwa zwöls Jahren durch einige treffliche
Kopien von Lenbach nach spanischen und italienischen
Meistern, denen sich in neuerer Zeit eine größere An-
zahl von E. v. Liphart, C. Schwartzer, H. v.
Marses, August Wolf u. A. angeschloffen haben.
Jn richtiger Erkenntniß des hohen Werthes, den die
Bersenkung in den Geist der alten Meister und die stete
Anschauung ihrer Werke für die heutige Kunst und
Kunstbildung besitzen, beabsichtigt Freiherr v. Schack,
seiner Sammlung von Kopien eine immer größere Ans-
dehnung und Abrundung zu geben. Besonders aus die
Hauptwerke der großen Koloristen hat er sein Augen-
merk gerichtet, und die bedeutendsten Schöpfungen der
venezianischen Schule sind bei ihm durch meistens ori-
ginalgroße Kopien so vollständig wie kanm in einer
anderen derartigen Sammlung vertreten. Die meisten
der venezianischen Kopien rühren von der Hand des Ma-
lers August Wolf ans Mannheim her. Wir sind in
der Lage, den Lesern einen Bericht aus der Feder dieses
feingebildeten Künstlers über seine Arbeiten vorlegen zu
können, welcher durch die emdringende, von begeistertem
Studium der alten Kunst zeugende Schilderung der be-
rühmten Bilder, durch manche belehrende Notiz über
deren jetzigen Zustand ein allgemeines Jnteresse in An-

spruch nehmen darf, und von dem großen Stil, in
welchem Freiherr v. Schack sein Unternehmen durch-
führt, ein neues Zeugniß ablegt. Der Kimstler schreibt uns:

„Jm August 1870 reiste ich für meinen kunst-
sinnigen Anstraggeber nach Venedig, um dort für seine
Galerie die Hauptbilder der Schule zu kopiren. Meine
erste, von ihm gewünschte Arbeit war der kleine Gi or-
gione in der Galerie Manfrin, bekannt unter dem
Namen „Im kniniAiin cki OckorAwns." Aus einem
Wiesenplane in der Nähe eines ruinenhaften Thores
sitzt eine nackte Frau, welche ihr Kind säugt. Jm
Hintergrunde sieht man die Mauern und Thürme von
Castelfranco, dem Geburtsorte des Giorgione. Jm
Mittelgrunde eine Brücke über ein Flüßchen und hohe
Platanen, wie sie hente noch Castelsranco umgeben.
Ueber dem Städtchen stehen schwere Wolken, aus welchen
ein Blitz herabzuckt. — Den äußersten Vordergrunv
links nimmt ein junger Mann im Zeitkostüm ein, der,
auf seine Lanze gestützt, die Gruppe von Fran und Kind
mit innigem Vergnügen anschaut. Das ungefähr 80
Centimeter hohe Bild hängt, von schmalem Rähmchen
umgeben, ganz versteckt im Palast Manfrin an einem
Pseiler zwischen zwei Fenstern und wird von den We-
nigsten bemerkt. Es ist nie übermalt und nie gesirnißt,
also in sehr gutem Zustande. Der ganze Eindruck ist
ungemein anziehend und idyllisch, märchenhast bestrickend
bei aller Anspruchslosigkeit. Es ist meines Wissens nie
gestochen, nur der kleine Holzschnitt in dieser Zeitschrift
(1866) ist mir davon bekannt. Photographirt ist es
ebenfalls nicht. Meine Kopie hat Originalgröße und
war bequem in gutem Lichte auszuführen, da man mir
das Bild von der Wand nahm.
 
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