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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Wolf, August: Kopien venezianischer Meisterwerke in der Schack'schen Galerie zu München, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0171

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n Jahrgang.
Seitrnge

sind an v--. C. V. Lützow

25) od. andieVcrlagsh.
(Leipzig, Königsstr. 3),

3. Mär)

Nr. 21.
Inscrate

L 25 Pf. für die drei

187k.

Bciblatt znr Zcitschrist sür bildendc Knnst.


Juhalt: Kopien venezianischer Meisterwerke in der Schack'schen Galerie zu München. (Fortsetzung.) — Aus dem Wiener Künstlerhanse. — Börner's Kunst-
auktion in Leipzig. — Zeitschriften. — Auktions-Kataloge. — Znserate.

Kopien venezianischer Meisterwerke in der
Schack'schen Galerie zu München.

(Fortsetzung.)

Dem Tizian schreibe ich ein außerordentlich schönes
Porträt des Nicolo Priuti im Dogenpalast zu: ein
alter Mann mit gerötheten Augen und schneeweißem,
struppigem Barte. Er trägt schwarzes Gewand mit
Pelz und schwarze Mütze. Er stützt die linke Hand
auf eine Säulenbasis, an welcher sich sein Wappen und
die Chiffre Is. B. besinden. Eines der allerpackendsten
Porträts, übt es auf Alle, die es sehen, die fesselndste
Wirkung aus. Der Dargestellte war Vorsitzender im
Rath der Drei. Während ich an dem wohlerhaltenen
prachtvollen Bild kopirte, übermalte Cav. de Fabris, der
„Conservator" des Palastes das ganze Gewand, den
Hintergrund und das Barett des Dargestellten, und zer-
störte aus frevelhaste Weise die Harmonie des Kunst-
werkes. Ein Wunder, daß er den Kops unberührt ge-
lassen. Mit Entrüstung warf ich ihm sein Gebahren
vor, ließ mich sogar hinreißen, die Künstlerschaft Ve-
nedigs durch die Zeitung aufzufordern, sich zu über-
zeugen, wie man mit den Kunstschätzen umgehe. Es
führte zu einer resultatlosen Polemik, welche ein halbes
Jahr dauerte, durch alle Lokalblätter hindurch. Vielleicht
hüt sie noch Schlimmeres verhütet. Weder Stich noch
Photographie epistiren. Die Kopie ist in Originalgröße,
Kuiestück. Leider hatte ich den ganzen Tag Sonne.

Den Dogenpalast konnte ich nicht verlassen, ohne
einen Tintoretto zu kopireu. So entstand die Kopie
des Bacchus und der Ariadne in der Anticamera del
Collegio. Ariadne, am Meeresuser sitzend, wird von

dem aus dem Wasser aussteigenden Bacchus mit dem
Ringe beglückt, während Venus, über beiden schwebend,
der Ariadue einen Strahlenkrauz aufsetzt. Das Fleisch
der drei nackten Figuren ist von wunderbarer Wirkung.
Die Figuren sind lebensgroß. Die Malerei ist schon
flüchtig und die Zeichnung schon sehr unschön, was jedoch
nicht beachtet wird neben der noch guten Farbe. Die Kopie
iu gleicher Größe führte ich während des Winters aus,
zähneklappernd; draußen peitschte der Regen oder Schnee
au die hohen Fenster, und der Sturm rüttelte wie rasend.

Der kleine Raum, immer von Kopisten überfüllt,
ist dem Kopiren zu allen Iahreszeiten, besonders an
schönen Tagen, außerorventlich ungünstig, weil die Sonne
beständig die Bilder viel zu hell erscheinen läßt, und
alle Farben aufhebend, kein Vergleichen von Origiual
und Kopie ermöglicht. Die Kopie ist in Originalgröße,
circa 7^ auf

Ju der Akademie befindet sich ein Porträt alter-
thümlichen Aussehens, ein Brustbild etwas unter Lebens-
größe, der echte Typus der Venezianischen Frauen.
Stolz und dämonisch blickt die juuge Blondine aus dem
Bilde heraus. Sie trägt eiu ziegelrothes Kleid, dessen
Stofs nicht ausgesprochen ist. Das Haar fällt in
zwei breiten Massen zu beiden Seiten herab. Die Augen
sind dunkel. Der Muud fest und trotzig knospend, ge-
schlossen. Die sette kleine Hand liegt auf dem Gürtel.
Den Hintergrund bilden ein grüner Vorhang, langge-
streckte Bäumchen und Luft. Das Bild ist von einem
unbekannten Meister. Wer zu nennen sei, dürfte schwer
zu entscheiden sein. Äm Kataloge der Schack'schen Ga-
lerie ist das Bild Giorgione genannt. Die Kopie
ist iu gleicher Größe.
 
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