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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Jakob Alt's Aquarelle
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0181

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Nekrologe.

Rechnen wir zu der Thätigkeit, welche uns dieser
Nachlaß repräsentirt, noch die zahlreichen Arbeiten Alt's,
die während seines langen Lebens in die Welt gingen,
die er durch nahezu zwei Decennien sür den Kaiser Fer-
dinand lieferte und seine „Wiener Flora", welche ihn
in seinen letzten Jahren fast ausschließlich beschäftigte,
so wird man wohl zugestehen müssen', daß Iakob Alt
seine Zeit ausgenützt hat und schon deshalb Bewun-
derung verdient, weil er bei dieser reichen Produktion
nie in Manier oder hohle Virtuosität ausgeartet ist;
man kann mit Recht sagen: Alt studirte bis an sein
Lebensende. Die Technik der Wasserfarbenmalerei war
ihm derart in die Hand gewaihsen, daß er, wenn sein
Pinsel zeitweilig die Oelfarbe benützte, auch dort in
derselben Weise die Töne anlegte und damit aus die
eigentlichen Vortheile der Oelfarbe verzichtete. Deshalb
stehen seine Oelbilder, zu denen übrigens immer die
Aquarelle als Vorlagen dienten, in koloristischer Be-
ziehung hinter jenen zurück, wenngleich sie dieselbe strenge
Zeichnung bewahren.

Der greise Künstler mag in den letzten Jahren
seines Lebens wohl manchmal die hier ausgestellten
Bilder in seiner Mappe durchblättert haben, und manche
liebe Erinnerung an ein Lebeu voll Arbeit mag ihm
still durch die Seele gezogen sein — bis er die Augen
schloß; und nun wird mehr als Einer Freude an seinen
Kleinodien haben: die letzten Tage des Januar haben
sie in viele Hände zerstreut und trotz der Ungunst der
Zeit wurden — um schließlich auch diesen Punkt zu
berühren — bei der Auktion im Ganzen schöne Preise
erzielt. Manches Blatt der italienischen Studien ging
über 200 — 300 fl., und auch die Oelbilder, der schwä-
st chere Theil der Sammlung, fanden ein kauflustiges
Publikum. ll. U.

Nekrologe.

U. Anton von Gegenbaur h. Am 2. Februar
urde in Rom ein Mann zu Grabe getragen, dem seine
irrlichen Gaben des Geistes und Gemüthes die Liebe
rd Achtung seiner Zeitgenossen erworben, und dem seine
Ustlerischen Leistungen einen dauernden ehrenvollen
Ptz in der Kunstwelt sichern. Dieser Mann war Hos-
mer Anton von Gegenbaur, der in der Metro-
po des schönen Jtaliens, wo er seit mehreren Jahren,
seG erschütterten Gesundheit wegen, den Winter zuzu-
brhen pflegte, am 31. Januar im Alter von 76 Jahren
ver^ied. Die rasch in die Heimat gelangte Trauer-
kuu> tras zwar Alle, die sein Leiden kannten, nicht ganz
uneiartet, aber dennoch sühlte Jeder, der ihm je näher
gestaen, den herben Verlust schmerzlich genug.

Nboren 1800 zu Wangen im Allgäu, offenbarte
Gegeaur schon als Knabe ein seltenes Talent für die
Zeichkunst, zu desseu Ausbildung er im fünfzehnten
Lebenrhre Lie Akademie in München bezog, nachdem
für ste Subsistenz thunlichst gesorgt war. Hier ent-
wickeltsich unter Direktor R. v. Langer's Leitung der

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junge strebsame Mann ebenso rasch wie ausgiebig. Be-
sonders wurde in ihm das koloristische Element geweckt
und geläutert, und bald war er ein Würdiger im Bunde
mit seinen durch die Farbenpracht ihrer Bilder berühmten
Mitschülern Riedel und Jakobs. Hervorzuheben aus
dieser ersten Studienzeit ist das für seine Vaterstadt-
Wangen gemalte Altarbild: „Der h. Sebastiau", noch
heute eine werthvolle Zierde der betrefsenden Kirche.
Nach achtjährigem Ausenthalte in München und aus-
gerüstet mit reichgesammelten Kenntnissen und gediegenen
Studien, eilte er nach Rom, wo er an den klassischen
Vorbildern eine unerschöpfliche Fülle des Schönen und
neue Anregung zu vielseitigen Schöpfungen sand. Die
ersten und bedeutendsten derselben sind noch heute im
königl. Residenzschlosse zu Stuttgart zu sehen und stellen
Gegenstände, die der Bibel entnommen, dar: „Moses,
in der Wüste Wasser aus dem Felsen schlagend" und
„Adam und Eva, nach ihrer Vertreibung aus deni
Paradiese". Von König Wilhelm beaustragt, die Kuppel
des Ballsaales im Schlosse Rosenstein u! lrkseo zu
malen, kehrte Gegenbauer im Jahr^ 1826 von Rom hier-
her zurück, und entledigte sich seiner ehrenvollen Aufgabe
mit der herrlichen Darstellung des Olymps, einem Werke,
in welchem hoher Adel der Konzeption und ein aus das
Studium der Antike basirtes vollendetes Formgefühl
nur von einer harmonischen prachtvollen Farbe über-
flügelt werden. Nach dreijähriger Thätigkeit verlangte
es ihn jedoch wieder nach dem ihm fast zur Heimat ge-
wordenen Rom, bis ihn König Wilhelm 1835 unter
Verleihung des Titels eines königl. Hofmalers nach
Stuttgart zurückberief und ihm den Auftrag zu seinem
Hauptwerke, den Fresken im königl. Residenzschlosfe,
ertheilte.

Jn Rom hatte der Meister indessen rüstig weiter
gestrebt, und eine reiche Anzahl der trefflichsten Staf-
feleigemälde spricht für seine ungemeine Thätigkeit und
den Aufschwung, den er in der Kunst genommen. Außer
den anmuthigsten, fast vou Raffaelischer Hoheit und
Jnnigkeit vergeistigten Madonnen entstanden meist der
griechischen Mythe entnommene Darstellungen, bei denen
er die schönen Jdeale mit dem Zauber der Farbe zu
verklären wußte. Der Errungenschaft einer vorzüglichen
Palette sich bewußt, liebte er wie die großen Koloristen
des 16. Jahrhunderts die Darstellung des Nackten, die
Darstellung des Höchsten und Schönsten in der Natur,
des menschlichen Körpers. So entstanden seine bald
von lieblichen Amoretten, bald von lüsternen Satyrn
belauschten Venusbilder, seine Nymphen, Bacchantinnen
und andere mythologische Darstellungen, unter denen ein
größeres: Herkules und Omphale zu nenuen ist, von
welchem die Stuttgarter königl. Staatsgalerie eine kleinere
treffliche Wiederholung besitzt. Sie ist ein Gefchenk des
Königs Karl an die königl. Staatskunstsammlung und
um so werthvoller, als sie bis jetzt als das einzige
Werk aufgesührt werden kann, womit unser vaterländischer
Meister Vertretung gefunden.

Hatte Gegenbaur in den bereits erwähnten, im
königl. Lustschloß Rosenstein gemalten Fresken nicht nur
eine tüchtige Vorschule gehabt, sondern auch seine hohe
Befähigung zur Ausführung großer monumentaler Ma-
lereien glänzend manifestirt, so sollte er sich doch in
seiner zweiten Schöpfung dieser Art, in der Ausfchmückung
des Stuttgarter königl. Residenzschlosfes mit Darstellungen
aus der württembergischen Geschichte, respektive mit den
 
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