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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Abrest, Paul d': Landschaftsmaler am Mittelmeer
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0195

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XI. Jahrgang.
Sciträgc

stnd anvr. C. V. Lützow

25) od. an die Vcrlastsh.
(Lcipzig, Königsstr. 3),

24. März

Nr. 24.
Inserate

ä 25 Pf/ für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-

l87K.

Bciblatt zur Zeitschrist sür bildeude Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, crhalten die ALonnenten der „Zeitschrift für bildende Knnst" grstis; sür sich allein bezogen
kostei der Jahrgang 9 Mart sowohl im Buchhandel wie anch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Landschaftsmaler am Mittelmeer. — Korrespondenz: Bremen; Leipzig. — Jos. von Führich -s. — Oesterrsichischer Knnstverein. — Konkurrenz für
das Grillparzer-Denkmal in Wien. — Wiener Kupferstichanktion; Äuktion Lippmann; Das Museum Minutoli. — Korrespondenz der Redaktion.

Landschastsmaler am Mittelmeer.

Eine halbe Stunde Eisenbahnfahrt vom Sammel-
punkte des High Lise, Nizza, liegt die stille, spießbürger-
liche Provinzstadt Antibes — ein uraltes Nest, wenn
man der Geschichte trauen dars, und einigen ziemlich
räthselhasten Inschriften römischen oder gar sarazenischen
Ursprungs, welche meinen ehrenwerthen Freund, Gustav
Mathieu, den republikanischen Volkssänger, sörmlich in
Ekstase versetzten. Dazu besitzt Antibes einen koketten
Festungsgürtel, den ihm vor zweihundert Jahren Meister
Vauban anlegte, eine kleine Garnison, Kaffeehäuser in
Nachahmung von Paris — und ein Maler-Atelier, das
mich bei einer Wanderung durch Frankreich speciell nach
dem Städtchen zog.

Alle Iahre, wenn die ersten Novembernebel die
Anhöhen von Saint Cloud und Meudon in einen grauen
Mantel hüllen, wenn die drohenden Plakate die ersten
Winterkonzerte verkünden, findet in gewissen künstlerischen
Kreisen der Hauptstadt eine förmliche emigratorische Be-
wegung statt. Die Maler, die sich die Aufgabe gestellt
haben, die warmen Töne der südlichen Landschaft auf-
zunehmen, benutzen die Koupss der P.-L.-M.-Bahn
und suchen einige hundert Meilen vom Boulevard
Stoff für den künftigen Salon. Sie finden gleich-
zeitig Wärme und eine üppige Flora, während man
oben friert und nicht ohne einige Wehmuth während
der müßigen Spazierstunden die kahlen, entlaubten
Kastanienbäume betrachtet. Zu dieser mit den Schwalben
ausziehenden Gruppe gehört auch der geschätzte Land-
schastsmaler d'Alheim (die Franzosen sprechen und
schreiben ost Daleine). Von seiner Gemahlin, einer

geborenen Puschkin, begleitet, dampft er der blauen Medi-
terranse zu, der sein Pinsel seit sieben Jahren eine
Reihe von Geheimnissen abgerungen. In Antibes steht
seine Werkstatt, das Hauptquartier, von dem aus die
künstlerischen Argonautenzüge nach dem Gols Juan, nach
den Jnseln Sainte Marguerite, Honorat u. s. w. unter-
nommen werden, von wo aus der Maler stets beute-
beladen zurückkommt. Ein recht anmuthiges Häuschen,
dieses Atelier! Die Wege dahin sind zwar nicht immer
leicht — und wenn ein Regenguß das Stäotchen heim-
sucht, so verwandelt sich die Haupt- und Mittel-Straße
des Ortes in eine graziöse Psütze, die man viel lieber
m einem kleinen Kahn als mit nassen Füßen traversiren
möchte. Ein in diese Mittelstraße einmündendes Winkel-
gäßchen sührt zur grün angestrichenen Thür des Ateliers.

Ueber die Mauereinzäunung winkt uns von Weitem
ein Palmbaum entgegen, und oberhalb des blenoend
weißen Chapiteau's lachen goldene Pomeranzen, bas
Hauptprodukt dieses gescgneten Landstriches. Wir sinden
— Notabene am elsten Januar! — die Gesellschafr im
Garten, unter einem, durch zwei ineinandergewachsene
Orangenbäume gebildeten Bnsche sitzend, beim Kafsee.
Gerade hatten wir Briefe aus Paris erhalten, wo über
die grimmige, ungewohnte Kälte die bittersten und ge-
rechtesten Klagen geführt wurden. Man schilderte uns
die Seine gesroren — einen Schneeteppich über allen
Straßen — und überall Schnupsen, Husten, rothe
Nasen, kurz alles, was zum Winter gehört — und
hier diese Jdylle im Garten, diese grünen Aeste mit
Pomeranzen beladen, und diese Veilchenbeete voller
Blumen!

Außer Herrn und Frau d'Alheim besand sich auch
 
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