Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Wolf, August: Kopien venezianischer Meisterwerke in der Schack'schen Galerie zu München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0203

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
j

XI. Jahrgairg.
Seiträge

sind anvi. C. V. Lützow

25) od. an die Vcrlagsh.
(Lerpzig, Königsstr. 3),

31. März

Nr. 25.
Inserate

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile

!878.

Beiülatt zur Zeitschrist für bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Knnst" grsi>8; für sich allein bezogen
kostel der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.


Kopien venezianischer Meisterwerke in der
Schack'schen Galerie zu München.

(Schluß.)

Längst schon wartete ich darauf, daß ein franzö-
sischer Maler mit der Kopie des prachtvollen Bellini
in S. Zaccaria fertig werde. Bereits über ein Iahr
hielt er sich in der verschlossenen Kapelle auf und hatte
noch sehr viel zu thun. Dies war die Ursache der ver-
schiedenen kleineren Kopien in der Akademie. Endlich
nach 1^2 Äahren hatte der.Franzose seine Kopie beendet.
Jch sand das Bild des Bellini aus dem Altare ge-
nommen, vorn in der Seitenkapelle der Kir'che, und be-
gann diese meine bedeutendste Arbeit in Venedig im'
Januar 1874; nach sechs Monaten war sie beendet.
Das Original ist 18^ hoch, die Kopie in gleicher
Größe, und circa T breit.

Es ist das schönste und zugleich das größte Bild
des Giovanni Bellini. Unter einer Mosaikkuppel
in einer mit ^iuUo untioo ausgekleideten Nische mit
weißen Marmorpilastern sitzt die Madonna auf reich-
verziertem weißem Marmorthrone mit Rückwand, zu
welchem 'Stufen von rothem Marmor hinansühren. Die
Kapitäle der Pilaster sind vergoldet, das Mosaik Gold
mit Ornamenten. Sie hält das reizende Kind stehend
aus dem Schooße. Es macht die Bewegung des Seg-
nens. Links vom Beschauer stehen S. Pietro und Sta.
Caterina, rechts S. Girolamo und Sta. Lucia. Auf
den Thronstufen sitzt ein kleiner, die Violine spielender
Engel, von der Größe eines neunjährigen Knaben. Die
Madonna hat ein kräftig rothes Gewand mit wundervoll
blauem Mantel, der grünen Umschlag resp. Futter zeigt.

Der Schleier ist von blühendem Weiß mit Goldstickerei
am Rande. S. Pietro hat ein bleichblaues Untergewand,
mit hellen, fast grünen Lichtern. Das Uebergewand ist
weißgelb. Sta. Caterina ist dunkelroth gekleidet, mit
grünem Mantel, Sta. Lucia bleichgrünlichblau mit Gold-
stickerei, ein blonder Prosilkopf mit Perlen um den Hals
und dunkelkupferfarbenem Mantel. S. Girolamo ist ganz
in tiefes Roth gekleidet, ein äußerst würdiger Alter mit
langem grauem Barte, der auf den weißen Hermelin-
kragen herabfällt. Ueber den Kopf hat er die rothe Kapuze
gezogen und liest in einem großen Buche. Er trägt
feine weiße lederne Handschuhe. Das Engelchen oder
vielmehr das die Geige spielende Kind hat rothblondes,
einfach gescheiteltes Haar und blaue Augen; grün ist das
Untergewand, und orangegelb, unendlich mild mit röth-
lichen Schatten der Mantel. Der Fußboden rother und
grauer Marmor. Rechts und links von der großen
Nische ist etwas Luft zu sehen, Bäume und ferne, mit
Schnee bedeckte Berge. Die jetzige Beschassenheir bes
Bildes ist befriedigend, weder Löcher noch Wachö ropsen
sind vorhanden. Der Franzose erlaubte sich eine große
Stelle zu firnissen unv bekam einen Prozeß von Seiten ver
Akademie. Ein Stück des Ornaments an dem Pilaster-
relief links im Bilde scheint er übermalt zu haben.
Der von ihm aufgestrichene Firniß hat bis jetzt keinen
Schaden verursacht. Die Kapelle, in welcher ich das
Bild vorfand, liegt nach Süven. Also mußte auch hier
wieder die Sonne durch Oelpapier abgehalten werden,
wodurch ein Uebel mit einem andern vertauscht wird.
Es entsteht immer gelbliches Licht. Die Schwierig-
keit bei der Arbeit bestanv besonders darin, daß ich der
rechten Seite des Bildes, behindert durch die Raumver-
 
Annotationen