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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Berggruen, Oscar: Aus dem Wiener Künstlerhause, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0214

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415

Kunstgeschichtliches. — Konkurrenzett.

416

selben Künstlers, und auch von der talentvollen, in aller
Stille sich tüchtig fortentwickelnden Camilla Fried-
länder war ein zierliches Stillleben „Maitrank" zu
sehen. Jm Porträtfache interessirte diesmal nur das
von Glantschnigg gemalte Brustbild eines stadtbe-
kannten ungarischen Magnaten, dessen prächtiger, weiß-
bärtiger Dogenkopf seit jeher eine Zierde der „Lebenden
Bilder" in den aristokratischen Salons unserer Residenz
bildet. Das wohlgetrossene und gut gezeichnete Porträt
besticht durch seine an die Benetianer gemahnende Farbe;
wäre es kerniger untermalt und besäße es einen stärkeren
geistigen Gehalt, so könnte man es als vollendet be-
zeichnen.

Die Landschaft vertraten zunächst eine treffliche
Studie aus Egypten von Rudolf Huber, die namentlich
in koloristischer Beziehung wirkte, dann hübsche Land-
schastsbilder von Valeutin Ruths in Hamburg und
Eduard Schleich in München. Eine schön kom-
ponirte und beleuchtete Gruppe „Zirbelkiefern" mit der
Trafoier Eiswand im Hintergrunde, von Adols Ober-
müllner, hätte durch breitere Behandlung uud
größere Diniensionen entschieden gewonnen. Der bekannte
Darsteller der Jagdwelt, Franz v. Pausinger in
München, hat eine Serie von Kartons „Waidmanns-
Erinnerungen" ausgestellt, welche von tüchtiger Sach-
kenntniß und richtigev Naturempsindung zeugen; lichtere
Töne in den durchwegs dunkel gehaltenen Zeichnungen
hätten dem malerischen Effekte nur genützt, wenn sie
etwa auch dem Photographen, mit dem heutzutage jeder
Kartonmaler rechnet, minder willkommen gewesen wären.
Schließlich seien noch die von dem Leiter der österreichisch-
ungarischen Nordpoleppedition, Iulius Payer, an
Bord seiues Schisses ausgeführten Zeichnungen und
Aufnahmen erwähnt. Diese nicht ohne Talent, doch mit.
diiettantischer Zaghastigkeit gearbeiteten Skizzen inter-
essiren selbstverstänvlich mehr in stosflicher, als in künst-
leriscker Beziehung; immerhin aber ist es bemerkenswerth,
daß sie, um einzelnen erhabenen Naturbildern, beispiels-
weise den arktischen Nebensonnen und dem Nebenmonde,
gerecht zu werden, zu der Hvhe wahrhaft künstlerischer
Aussassung sich emporschwingen und selbst in der Aus-
führung an Kraft und Sicherheit gewinnen. So tritt
auch hier die Natur als die allmächtige Lehrerin und
Herrscherin im Reiche der Kunst sieghast hervor.

Oskar Berggruen.

Kuilstgeschichtliches.

Die Ausgrabungen von Olympia. Die Aufdeckung der
Alterthümer von Olympia murde während des Februar durch
Regenwetter aufgehalten. Man war dadurch gezwungen,
mehr die oberen Schichten des Bodens abzutragen, wobei
natürlich keine Funde gemacht werden konnten. Auch nahm
die mühsame Hebung großer Gebälkstücke, die im Wege lagen,
viel Kraft und Zeit in Anspruch. Leider haben Ne Wit-
terungsverhältnisse auf die Gesundheit unserer jungen Lands-
leute einen nachtheiligen Einsluß geübt Or. Hirschfeld ist

nach seiner Rückkehr von Athen, wo er einen Former sür
die abzugießenden Skulpturen gewonnen hat, in Olympia
von Neuem erkrankt, und Herr Bötticher ist bei längerem
Unwohlsein außer Stande gewesen, seine Berichte, wie bis-
her, einzusenden. Es ist Anstalt getrosfen, ihm, wenn es
nöthig ist, unverzüglich eine Unterstützung bei seinen Arbeiten
zu gewähren. Einstweilen ist Dr. Weil, Stipendiat des
deutschen archäologischen Jnstituts, an die Stelle von I>r.
Hirschfeld eingetreten und hat in seinen Briefen vom 17. und
24. Febr. über den lohnenden Fortgang der Arbeiten berichtet.
Am 15. hat man die weitere Freilegung der Ostfront in
Angriff genommen. Man stieß, der Südostecke des Tempels
gegenüber, auf ein Gemäuer, wo sich der rechte Schenkel
einer sitzenden Gewandfigur eingemauert fand, und darunter
ein männlicher Torso, dessen linker Arm erhoben gewesen
sein muß; beide Figuren über Lebensgröße. Man war wieder
an.einen Punkt gekommen, wo eine ganze Reihe von Mar-
morskulpturen zusammengetragen war, die sämmtlich, wie es
scheint, dem Tempelgiebel angehört haben. Am 18. zeigte
sich ganz in der Nähe der untere Theil einer Gewandsigur
0,62 hoch. Die Beine sind bis über die Kniee erhalten, die
Mittelfalten reichen noch höher hinauf. Am Morgen des
19. kam in der Richtung auf die Südostecke der untere Theil
einer zweiten Gewandsigur zu Tage. Sie kniet auf dem
rechten Bein, das mit einem Gewande von vorzüglichem
Faltenwurfe bedeckt ist. Die Basis und der rechte Fuß, der
gegen die Giebelwand gerichtet war, sind erhalten, hoch 0,64.
Der mit Gewand bedeckte Oberschenkel mißt 0,58, der Unter-
schenkel 0,67. Nordöstlich von dem erstgenannten Torso fand
sich, ebenfalls am 19., das erste ansehnliche Fragment eines
Pferdeleibes mit den Ansätzen der Beine (Gesammtlänge
0,52), nachdem sich kleinere Ueberreste von Pferden kurz
vorher weiter nördlich gefunden hatten. So sind in wenig
Tagen von sünf verschiedenen Figuren des Ostgiebels mehr
oder minder ansehnliche Bruchstücke gefunden,'die sich all-
mählich vervollständigen und mit Hilfe der Beschreibung des
Pausanias sowie des die Giebelkomposition beherrschenden
Parallelismus ordnen lassen werden. Man erkennt schon,
daß der Torso des 17. dem früher gefundenen entspricht,
welcher der anderen, d. h. rechten Giebelhälfte angehörte.
Beide wird man zu der Gruppe der mit den Pferden be-
schästigten Wärter rechnen. Es beginnt auch über die Zeit,
in welcher man die Trümmer des Giebelfeldes so rücksichts-
los durcheinander geworfen hat, sowie über die Katastrophen,
welche den Boden von Olympia heimgesucht haben, mehr
Licht zu werden. Denn es hat sich in einer Spalte des Ge-
müuers ein Schatz von ungefähr 800 durch eine Feuersbrunst
zum Theil zusammengeschmolzener byzantinischer Kupfer-
münzen gefunden, deren Untersuchung weitere Belehrung
verspricht. Unter den einzeln gefundenen Alterthümern wird
das erste ansehnliche Bruchstück eines (mit Gewand beklei-
deten) Erzbildes angeführt, eine Terrakottaplatte mit zier-
lichen Arabesken u. A. Man fand ferner eine Basis mit
den wohlgearbeiteten Füßen einer Gruppe von zwei Figuren,
eine zweite Marmorbasis mit der wohlerhaltenen Jnschrift
zu Ehren des Telemachos, des Sohnes des Leon, aus Elis,
dem von den Hellanodiken unter Vorsitz des Antiphanes
und dem olympischen Rathe eine Bildsäule errichtet worden
ist; endlich ein drittes Postament aus weißem Marmor mit
einer durch alterthümliche Schrift- und Sprachformen aus-
gezeichneten Weihinschrift in zwei Distichen, gesetzt von einem
Praxiteles, der sich Syrakusaner und Kamarinäer nennt. So
weit die Nachrichten bis zum 24. Februar. Man sieht jetzt,
daß der Tempel auf drei Seiten von Mauerzügen späterer
Zeit umgeben war, die an der S.-O.-Ecke bis an die Tempel-
stufe reichen, aus Epistylbalken und anderen Trümmern der
alten Kunst roh aufgeschichtet. An der Nordseite allein hat
man bis jetzt noch kein Mauerwerk dieser Art gefunden.
Die Abformung der an's Licht gezogenen Marmorwerke hat
begonnen. Die Jnschriften werden nach den eingesandten
Papierabdrücken in der archäologischen Zeitung verösfentlicht.

(Reichsanz.)

Konkurrtlyeu.

Berliner Akademie. Die diesjähülge Preisbewerbung
der königlich preuß. Akademie der Künste ist für die Ge-
schichtsmalerei bestimmt. Der Preis besteht in einem
 
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