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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Rosenberg, Adolf: Die Berliner Nationalgalerie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0219

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n. Jayrgang.
Sciträge

sindanvi. C.V.Lützow

2-V od. an die Vcrlllgsh.
(Leipzig, Königsstr. 3),

14. Fpril

Nr. 27.
Inserate

L 25 Pf. fstr die drei

i87k.

Beiblatt zur Zcitschrist sür bildcndc Knnst.

Dies Blatt, jeds Wochs am Freitag erfcheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grsii8; für sich allein Lezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Jnhalt: Die Berliner Nationalgalerie. — Kunstliteratur: Grueber, Die Elemente der Kunstthätigkeit; Kupferstichsammlung des Britischen Museums. —
Wilhelm Volkhart si. — Kunstausstellung in Kassel. — Archäologische Gesellschaft in Berlin; Der Finnische Alterthumsverein. — Neuigkeiten des
Buch- und Kunsthandels. — Jnserate.

Die Serliner Uationalgalerie.

i.

Tr-.k/oi'« r/-;rkt. ^,e8o1psi1o8.

Am 22. März, dem Geburtstage des deutschen
Kaisers, ist die Berliner Natioualgalerie, das Resultat
einer mehr als zehnjährigen Arbeit, erössnet worden.
Jhre Baugeschichte ist eine Kette von Mißgrifsen. Ans
ihr erklärt es sich, weshalb das vollendete Werk wenig
oder gar nicht den gehegten Erwartungen entspricht.
Zwar sind schon während des Baues sehr ungnnstige
Schilderungen, namentlich von den inneren Ränmlich-
keiten, in die Oeffentlichkeit gedrungen; diese Schil-
derungen waren jedoch nur der Schatten der Thatsachen,
welche nunmehr klar vor Jedermanns Augen liegen.
Es handelt sich hier nicht, wie so hänfig bei Werken
der bildenden Kunst, um einen Widerstreit zweier Ge-
schmacksrichtungen, deren jede etwa einen gleichen Theil
von Berechtigung für sich hätte, es handelt sich nicht
um einen Kampf verschiedener Systeme: Freund und
Feind, die Vorsichtigsten wie die Heißsporne der Kritik,
alle sind in dem — rücksichtslos ausgesprochenen oder
schüchtern angedeuteten — Gedanken einig, daß die Ber-
liner Nationalgalerie vom Sockel bis zum Dachfirst
versehlt ist.

Die Nationalgalerie bildet ein Glied des von
Friedrich Wilhelm IV. projektirten Forums sür Kunst-
zwecke, welches sich auf der bereits mit dem alten uud
neuen Museum besetzten Spreeinsel ausdehnen 'sollte.
Der großartige Gedanke, welcher diesem Projekte zu
Grunde liegt, ist niemals zur Aussührung gelangt. Erst

die jüngste Zeit hat ihn wieder aufgenommen, und es
scheint nunmehr wirklich gegründete Aussicht vorhanden
zu sein, die der Kunst gewidmeten Gebäude aus der
Museumsinsel in nicht zu ferner Zeit vereinigt zu finden.
Zunächst soll mit dem Bau eines provisorischen Ge-
bäudes für die akademischen Kunstausstellungen begounen
werden. Auch für die Kunstakademie selbst soll ein Plätz
auf dieser Jnsel ausersehen sein. Endlich beabsichtigt
man, ein viertes Museum, speziell zur Ausbewahrung
der Gypsabgüsse, zu erbaüen.

Den Mittelpunkt des von Friedrich Wilhelm IV.
projektirten Kunstforums sollte ein aus hohem Unterbau
ruhender korinthischer Peripteros mit einsacher Freitreppe
bilden. Das untere Geschoß sollte Hörsäle aufnehmen,
das Hauptgeschoß einc mächtige Aula umschließen. Diese
Aula sollte zugleich — so beschloß man später — den
Raum zur Aufftellung der Cornelius'schen Kartons ge-
währen. Als durch das Vermächtniß des Konsuls
Wagner der Plan angeregt wurde, eine nationale Kunst-
sammlung zu gründen, wollte man zur Verwirklichung
dieses Gedankens das Projekt des inzwischen verewigten
Königs wieder ausnehmen. Stüler wurde mit der
Ausführung des Planes beaustragt. Da die Bestim-
mung des fraglichen Gebäudes eiNe ganz andere ge-
worden war, so war mit einer detaillirten Aus arbei-
tung des vorhandenen Projekts nichts gethan. Es
mußte vielmehr, der veränderten Bestimmung entspre-
chend, eine vollständige Umarbeitung erfolgen. Sehen
wir nun, wie Stüler seine Aufgabe löste.

Zunächst machte Stüler aus dem Peripteros des
Königs einen Pseudoperipteros. Vorn ließ er den
Pronaos bestehen; an die Hinterfront klebte er jedoch
 
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