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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Bergau, R.: Kupferstiche von Wenzel Jamnitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0243

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XI. Jahrgang.
Seiträge

sind au vi. C. v. Lütjvw

2ö) od. cm die Verlilgsll.
(Lcipzig, Königsstr. 3),

Z. Mai

Nr. 30.
Inferate

1876.

Bciblatt znr Zeitschrist sitr üildcnde Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnentcn der „Zeitschrift für bildende Kunst" gcLiib; für sich allein bezoge»
kostel der Zahrgang 9 Mark sowohl im Bnchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Znhalt: Kupferstiche von Wcnzel Zainitzer. — Polychrome Meisterwerke der monumentalen Kunst in Jtalien vom V. bis LVl. Jahrh.— Philipp Graß ch;

Felix Kreutzer si. — Leipziger Kunstvereins-Ausstellung. — Kunstausstellung in Schwerin. — Erklärung. — Neuigkeiten des Buch- nnd Kunst-
handels. — Jnserate.

Kupserstiche von Wenzel Iamiher.

Es ist wiederholt darüber gestritten worden, ob
Wenzel Jamitzer, der berühmte Nürnberger Goldschmied,
auch als Kupferstecher thätig gewesen sei oder nicht.
Der ungenannte Verfasser des im Jahre 1828 zu Nürn-
berg erschienenen dritten Hestes der „Nürnbergischen
Künstler" hat im letzten Abschnitte seiner verdienstvollen
Monographie die wichtigsten Angaben und Ansichten
verschiedener Gelehrten über diesen Gegenstand zusammen-
getragen und ist daraus zu der Ueberzeugung gekommen,
daß Wenzel Jamitzer „nicht selbst in Kupfer stach",
weil derartige Arbeiten von ihm sich nicht nachweisen
lassen. Aber alle dort gemachten, ohne rechte Kritik
zusammengestellten Mittheilungen sind entweder ungenau
oder nicht richtig, beruhen theils auf Verwechselungen,
theils auf nur mangelhafter Kenntniß der betreffenden
Dokumente. Versnchen wir, mit einigem bisher un-
bekannten Material versehen, der wahren Sachlage aus
einem anderen als dem bisher betretenen Wege aus den
Grund zu kommen!

Vor Allem wäre es in keiner Weise auffallend,
wenn W. Jamitzer als Goldschmied auch in Kupfer
gestochen hätte, denn im 15. und 16. Jahrhundert war
jeder Goldschmied im Graviren geübt. Jamitzer wäre
kein rechter Goldschmied im damaligen Sinne gewesen,
wenn er das Graviren in edlen Metallen und in Kupfer
nicht verstanden hätte; daß er es aber vortrefslich ver-
standen hat, beweisen zur Genüge schon die Gravirungen
an dem Merkel'schen Tafelaufsatze im Germanischen
Museum zu Nürnberg. Außerdem spricht Doppelmayr
es geradezu aus, daß Jamitzer „im Kupserstechen be-

sonders geschickt" gewesen sei. Daß Christoph Jamitzer,
der Neffe und wohl auch Schüler Wenzel's, als Kupfer-
stecher thätig gewesen, ist bekannt. (Siehe Schestag,
Ornamentstich-Sammlung des österreichischen Museums,
Seite 18.) Aufsallend und gegen diese Ansicht spre-
chend könnte nur erscheinen, daß W. Jamitzer die Ta-
feln zu seiner „Nerspsotiva Oorporunr HoAulurluur",
welche im Jahre 1568 zu Nürnberg erschien, nicht selbst
in Kupfer gestochen hat, sondern solches durch seinen
jungen Freunv Jost Amman, welcher im Radiren eine
große Virtuosität besaß, hat besorgen lassen. (Siehe
Andresen, Deutscher Peintre-Gravenr, Bd. I, Seite 173.)
Diese Thatsache erklärt sich aber sehr leicht durch die
eigenen Worte Jamitzer's in der Vorrede zu dem ge-
nannten Werke, wo er — er war damals 60 Jahre
alt — sich „wegen seiner schweren Hand" entschuldigt
und den Leser bittet, die Mangelhaftigkeit seines Werkes
„nicht als einen Mangel in seiner Kunst", sondern als
die Folgen „seines Alters und der Eile, mit welcher er
das Werk, betrieben", ansehen zu wollen. Und man
wird das sehr leicht einsehen, wenn man die technischen
Schwierigkeiten der Radirnng und des Kupserstichs kennt,
welchen sich ein alter Herr mit lebhaftem Geiste, dessen
Kopf voll von Jdeen ist, die er vor seinem, voraus-
sichtlich nahen, Tode noch gern ausgeführt sehen möchte,
welcher überdies einem großen Goldarbeiter - Atelier
vorstand, nicht gern unterzieht. Jamitzer komponirte
lieber Neues, statt seine älteren Arbeiten in mühsamer
Weise auf Kupfer zu übertragen. Und in der That hat
er in seinem hohen Alter u. A. noch zwei große alle-
gorische Kompositionen „Apotheose des Kaisers Maxi-
milian II." und „Triumph der christlichen Kirche" ge-
 
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