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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Der Dom zu Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0291

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XI. Jahrgang.
Seitrnge

sind an vr. C. V.LÜtsoW
(Wien.Thereflanumgasse
35) od. an die Perlaflsft.
(Leipzig. Königsstr. 3),

1K. Äimi

Nr. 36.
Inserate

Mal gespaltene Petitzeile

>876.

Bciblittt znr Zeitschrift sür bildcndc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend» erhalten die Adonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein Lezogen
kostet der Zahrgang 9 Marl sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und vsterreichtschen Postanstalten.

^ ^ in Sydenham. — Londoner^ Ausstellwigen. — Bau der Düsseldorfer Kunsthalle; Die Lempertz'sche Sainmlung; Dürerfeier; Die Fürstengruft tn
Berlin; Gaiusborough's Portriit der Herzogin von Devonshire. — Neuigkciten des Buch- und Kuusthandels. — Zeitschriften. — Jnserate.

Der Dom zu Mainz.

Seine Gründung, Erweiterung und Herstellung.^)

Die Angelegenheit der Restauration des Domes zu
Mainz hat in den letzten beiden Jahren nicht nur in
Fachzeitschriften, sondern auch in den größeren deutschen
Zeitungen auf's lebhafteste die Federn in Bewegung
gefetzt, in den hessischen und Mainzer Lokalblättern
wurde sie sogar mit größter Heftigkeit und Gereiztheit
verhandelt. Der arme Mainzer Dom, desfen ehrwürdige
Mauern so viele traurige Geschicke überstanden haben,
dessen Thürme so manchem Sturm getrotzt, so oftmals
dem Feuer der Dombrände und feindlicher Belagerungs-
geschütze ausgefetzt, Zeugen von grauenvoller Verwüstung
durch Kriege wie durch Bürgerzwiste gewesen sind,
hat noch immer nicht die Ruhe gefunden, die ihm
gebührt.

Er mußte mehrere Restaurationsperioden an sich
vorübergehen lassen, er ließ sich geduldig bald verun-
stalten, bald mit mehr oder weniger stilgerechten Zu-
thaten bereichern, er ließ sich feines mächtigen Ostthurmes
berauben, welcher so lange die charakteristische Moller'sche
Blechkuppel getragen hatte, er schwieg zu Allem still.
Und doch nicht ganz, ohne Leben war er nicht; immer
und immer regte er das Jnteresse aller Kunstfreunde auf,
trieb er sie an, bald zu seiner Vertheidigung gegen dieVer-
unstalter, bald zu feiner Beschützung vor dem nagenven
Zahn der Zeit; er entflammte ihren sehnlichsten Wunfch,
den Dom gefestigt, gereinigt und vollendet zu sehen.

Viel Tinte ist seit 30 Jahren um ihn verfchrieben,

*) Baugeschichtliche Skizze von P. I. H. Cuypers,
Dombaumeister zu Mainz. Maiuz, Kirchheim 1875. Fol.

viel Kalk und Sand an ihn verschwendet worden, und
noch immer ist die Frage eine osfene geblieben: was
wird aus ihm werdeN, wie wird er schließlich aussehen,
wie wird die Stadt Mainz nach Jahren dem Beschaner
sich zeigen, sie, die früher so eigenartig und charak-
teristisch durch die imposante Dom-Silhouette dem bewun-
dernden Auge des Fremdlings sich darbot?

Herr Dombaumeister P, I. H. Cuypers aus
Amsterdam, welcher seit seiner Thätigkeit am Dome zu
Mainz heftige Angriffe erfuhr, bald feines Standpunktes
wegen in der Restaurationsfrage, bald wegen seiner
ersten vorgelegten Pläne als der Aufgabe nicht gewachsen
oder als übertriebener Alterthümler hingestellt wurde,
in den Mainzer Lokalblättern sogar als Barbar, der
den altehrwürdigen Dom verwüste, willkürlich zerstöre,
was durch Alter geheiligt sei rc. rc., hat auf Veran-
lasfung des Vereins für Kunst und Literatur iu Mainz
im April 1875 einen Vortrag über den Dom gehalten,
welcher gedruckt und mit einer Kunstbeilage versehen
vorliegt. Eine so allgemein interessante Angelegenheit
wie die Restaurationsfrage des Mainzer Domes hier
an der Hand des Cuypers'schen Vortrages zur Sprache
zu bringen, wird vielleicht um so gerechtsertigter er-
scheinen, als wir manche zum Verständniß der Sache
werthvolle Ergänzung beizubringen uns im Stande
glauben. Herr Cuypers behandelt in Kürze die Ge-
schichte des Domes, gestützt auf die Forschungsresultate,
welche sich währeud der Restaurationsperioden ergaben,
und die von dem verdienstlichen Custos der Domkirche,
Herrn Dompräbendaten Friedrich Schneider, seit
Jahren gesammelt und in einer Reihe von kleineren
Schriften veröffentlicht wurden.
 
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