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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Atkinson, Joseph Beavington: Kontinentale Gemälde in London
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0318

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623

Korrespondenz.

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artiger Ausführung hiuaus. Das Machwerk hat
etwas von dem Schick einer Radirung; auch dieser
Künstler gehört zu den seltenen Gästen. Jtalien sandte
Arbeiten von Pasini und Spanien von Palmaroli-
Beide Maler studirten in Paris, gleichwohl haben sie
als Grundlage ihres Stiles ihre besondern National-
eigenthümlichkeiten sich bewahrt. Quer über die Land-
karte Europa's nack Belgien streisend, gewahren wir
Clay's Seestücke, und Landschaften, düster im Schatten
und von tieser Empfindung, liefert uns die Staffelei
Munthe's. Weiter nach Norden ziehend, stoßen wir auf
Landschasten von dem Schweden Wahlberg, einem Maler,
der in dem Museum zu Stockholm an Kraft und Bedeutung
hervorragt. Gelegentlich mögen auch in der Pall Mall-
Galerie Biloer aus Ungarn und Böhmen sich einfindeu;
und so gelangt denn im engen Bezirk eines kleinen Raumes
die geographisch weit vertheilte europäische Kunst zur
Anschauung.

Unter Beibehaltung derselben Gesichtspunkte möchte
ich zu einem Besuch der Sammlung dänischer Gemälde
in New-Bond in London einladen. Die Kunst dieses
kleinen Reichs hat einen ganz eigenartigen Charakter;
seine Domaine ist der wilde Ocean, vor Alters beherrscht
von kühnen, kampfbereiten „Seekönigen". Darum auch
sind alle diese Gemälde Seestücke. Sörensen, Melby
und Neumann haben in England wie in ganz Europa
auf internationalen und anderen Ausstellungen wegen
ihrer oceanischen Studien, nordisch in der Färbuug, und
nordisch in der ungestümen Bewegung der Wassermassen,
Rus und Ansehen gewonnen. Die zur Zeit in London
befindlichen Marinebilder lassen erkennen, wie die klima-
tischen und geographischen Verhältnisse die Marinemalerei
kaum weniger beeinflussen als die Landschaftsmalerei.
Das meerbeherrschende England stand wegen seiner
Marinebilder seit Langem in Ruf; das Schwesterreich
Dänemark hat gleichfalls das Meer zu seiner Heimat
auserkoren, unv die genaunten Bilder beweisen, daß die
Seemalerei bei einer Nation von Seefahrern nicht so
leicht in Verfall gerathen kann. — Mit dem Gesagten
sind zwar keineswegs die gegenwärtig in London befind-
lichen fremden Gemälde erschöpft, doch mag nur noch
eine auserlesene Sammlung von 179 französischen,
spanischen und belgischen Bilderu in der Galerie des
Hrn. Deschamps hier Erwähnung finden. Die Preise
waren für vorsichtige Käufer allzu hoch, doch bleibt zu
erwägen, daß die Meisterwerke Jules Breton's, Corot's,
Rousseau's, Roybet's, Madrazo's und Leys' nur mittels
bedeutender Kosten erworben werden können. Unter den
fremden Beiträgen befinven sich 76 Oel- und Aquarell-
bilder von einem bisher in England noch unbekannten
deutschen Maler, Ch. Wilberg. Dieselben sind zum
Theil in Folge der geschäftlichen Beziehungen des Künst-
lers zur Kronprinzessin von Deutschland und zu deren

Kindern hierher gekommen, und die Königin, die auf
diese Weise mit den Verdiensten des Malers bekannt
geworden, hat eine „Ansicht von Venedig" beigesteuert.
Einstweilen stehen diese Werke beim hiesigen Publikum
in keiner besonderen Gunst.

Aus dem Gesagten wird zur Genüge hervorgehen, daß
London als Centrum des Welthandels zugleich einen
Brennpunkt für sremdländischen Kunstverkehr darstellt.
Seit vielen Jahren hat England sich derart durch Erwer-
bungenkontinentalerBilderbereichert,daßkaumeineSamm-
lung existirt, die sich nicht überseeischer Schätze rühmen
dürste. Jn vieseu Tagen des erleichterten Verkehrs sind
die Schranken gefallen, die ehedem nicht nur rivalisirende
Völker, sondern auch divergirende Kunstrichtungen von ein-
ander trennten. Und in London selbst tritt von Jahr zn
Jahr die Erscheinung deutlicher hervor, daß nationale
Schulen sich mit einander vermischen und das Bestreben
aller Künstler darauf gerichtet ist, sich zu einer Brüver-
schaft zu verbinven.

I. Beavington Atkinson.

Korrkspondenz.

Basel, im Juni 1876.

L. Wenig reiche Kaufmannsstädte dürften ein so
reges Streben zur Förderung künstlerischer Jnteressen
anfzuweisen habeu, wie die unserige. Was die alte Kunst
in Architektur, Malerei und Plastik hier bietet, ist zwar
ziemlich bekannt, wenn auch immerhiu noch nicht genng
gewürdigt, was aber iu ueuerer Zeit aus diesen Gebieten
geschehen, hat noch wenig in Deutschland von sich hören
machen. Und doch ist es wohl der Beachtung werth!

Der Kunstverein, an dessen Spitze der für alles
Schöne begeisterte Rathsherr Jm-Hof steht, der selbst
eine treffliche Gemäldesammlung besitzt, hat durch den
begabten Architekten Stehlin eine höchst geschmackvolle
Kunsthalle bauen lassen, welche die vortresflichsten Aus-
stellungsräume enthält, sowie verschiedene Säle für die
Sitzungen des Vorstandes und Ateliers für die zahl-
reichen Schüler und Schülerinnen der Kunstschule. Zm
Treppenhaus hängt gegenwärtig noch der große Karton
zu dem bekannten Freskogemälde im National-Museum
zu München: „Pfalzgras Ludwig der Bärlige zieht in's
gelobte Land" von Weisbrod, der hier als Lehrer der
Kunstschule wirkt; doch hofft man, daß die Wände balv
mit Fresken vou Stückelberg geziert werden. Zn
deu stilvoll eingerichteten Wirthschaftsräumen, die sich im
Erdgeschoß befknden, wird demnächst Karl Brünner
aus Karlsruhe drei Wandbilder aussühren, welche in
geistvollen Kompositionen Wein, Weib und Gesang alle-
gorisch darstellen sollen. Die höchst koloristisch gehalteuen
Skizzen lassen eine interessante Wirkung erwarten.
Brünner lebt seit etwa drei Jahren hier und offenbar
 
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