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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Bergau, R.: Zur Kenntniß der Nürnberger Goldschmiede des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0323

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H- Jahrgang.

Seiträge

sind anvr. C. V. Lützow

85) ov. an die Verlilsisll.
(Leipzig, Königsstr. 3),

14. Äuli

Nr. 40.

Inserate

Mal gespaltene Petitzeile

I87K.

Bciblatt znr Zeitschrift siir bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gnatis; für sich allein bezogen
kostel der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und vfterreichischen Postanstaltcn.

Jnhalt: Zur Kenntniß der Nürnberger Goldschmiede des 16. Zahrhunderts. — Vincenti, Wiener Kunst-Renaissance; Wessely, Das Ornament und die
Kunstindustrie; Publikation über die Ausgrabungen in Olympia. — Adolph Northen si. — Die Frankfurter Stadtbibliothek. — Verkauf der Hume-
schen Rembrandt-Sammlung. — Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels. — Zeitschriften. — Jnserate.

Zur Kenntniß der Rürnüerger Goldschrniede
des 16. Zahrhunderts.

Nürnberger Goldschmiede-Arbeiten des 16. Jahr-
hunderts gehören zu den allerkostbarsten Stücken der
europäischen Kunstsammlungen und zu den gesuchtesten
und am theuersten bezahlten Gegenständen im heutigen
Kunstverkehr. Kupserstiche von Nürnberger Goldschmieden
sind die kostbarsten aller Ornamentstiche, die in unsern
Tagen bekanntlich plötzlich zu einer früher nie geahnten
Werthschätzung gelangt sind. Die Anzahl der Silber-
arbeiten und der Kupserstiche ist überaus groß und den
Kunstfreunden zum Theil bekannt. An einer wissenschaft-
lichen Bearbeitung dieses sehr umfangreichen Materials
fehlt es jedoch noch gänzlich, was seinen Grund theils
darin hat, daß das Jnteresse sür die Geschichte des
Kunsthandwerks bei uns erst in den letzten Jahren er-
wacht ist, theils weil eben dieses Material, sehr zer-
streut und zum Theil im Privatbesitz, dem Forscher meist
sehr schwer zugänglich ist. Man unterschied die Gold-
schmiede-Arbeiten bisher höchstens nach den eingeschlagenen
Marken in Nürnberger, Augsburger rc. Arbeiten, und
die Verfertiger der Kupferstiche kannte man entweder
gar nicht oder nur dem Namen nach. Und doch giebt
es eine leicht erkennbare Entwickelung der Nürn-
berger Goldschmiedekunst. Namen von Goldschmieden
des 16. und 17. Zahrhunderts sind uns in großer An-
zahl erhalten. Stockbauer hat kürzlich (Kunst und Ge-
werbe, 1876, Nr. 16) ein langes Verzeichniß derselben,
das freilich noch nicht vollständig ist, aus alten Manu-
scripten publicirt; ein vollständiges, chronologisch
geordnetes Verzeichniß derselben, nach amtlichen Quellen,

werde ich selbst demnächst veröffentlichen. Aber man kennt
nicht den Zusammenhang zwischen den Namen der
Meister und ihren Arbeiten. Es ist Aufgabe der
Kunstforschung, in dieses Chaos Licht zu bringen.

Wenn man die große Menge der noch vorhandenen,
über die ganze gebildete Welt zerstreuten Nürnberger
Goldschmiede-Arbeiten des 16. Jahrhunderts kritisch näher
betrachtet, so treten, abgesehen von den noch gothischen
Arbeiten, aus der großen Masse der gewöhnlichen, ganz
handwerksmäßig behandelten, aber in guter Schule
gesertigten Geräthe zwei verschiedene Gruppen als aus-
gezeichnet ziemlich deutlich heraus:

Die erste Gruppe bilden die Arbeiten des Wenzel
Jamitzer, des größten und berühmtesten aller deutschen
Goldschmiede. W. Jamitzer verließ völlig die gothische
Ueberlieferung und ging, enge an bie italienische Re-
naissance sich anschließend, seinen eigenen Weg. Seine
Geräthe sind stets originell und geistvoll in ihrer Ge-
sammtform wie in ihrer reichen ornamentalen Aus-
stattung. Aber sie sind nicht besonders sorgfältig in
der Ausführung der Einzelheiten; dazu scheint der Meister
nicht Ruhe genug gehabt zu haben. Als Hauptwerke
Jamitzer's wären unter den bekannten — denn die meisten
sind als solche noch nicht erkannt, viele auch zerstört —- der
Merkel'sche Tafelaufsatz im Germanischen Museum, ein
großer Pokal im Besitz des deutschen Kaisers (abgebildet in
der „deutschen Renaissance" Abtheil. Nürnberg. Taf. 65—
67. Leipzig, Seemann) und einige Schmuckkästchen im
Grünen Gewölbe zu Dresden und im Gewerbe- Museum
zu Berlin zu nennen. — An den Meister selbst schließt
sich eine große Anzahl Schüler und Nachfolger, welche in
seinem Geiste, zum Theil nach seinen Eutwürsen arbeiteten,
 
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