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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Von der deutschen Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung in München
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Atkinson, Joseph Beavington: Die Ausstellung der Royal Academy in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0340

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667

Die Ausstellung der Royal Academy in London.

668

Das aber um so mehr, als es sich in den meisten Fällen
um Gegenstände handelte, die dem Kunsthistoriker wohl-
Lekannt sind und von denen ein großer Theil Münchener
Sammlungen und Kirchen angehört, während von
anderen Abbildungen vorhanden stnd, welche bei der
Arbeit benutzt werden konnten.

Die Brauchbarkeit eines Kataloges wird, nament-
lich wo es sich um eine so große Zahl von Gegen-
ständen handelt, durch die Beigabe eines erschöpfenden
Namensverzeichnisses aller betheiligten Künstler nicht
etwa blos erhöht, sondern geradezu bedingt. Ein solches
Verzeichniß mit Hinweis auf alle ausgestellten Arbeiten
eines jeden Künstlers vermissen wir aber im offiziellen
Kataloge, und dieser Mangel ist es auch, der uns die
Aufgabe eines statistischen Nachweises der Betheiligung
der einzelnen Länder an der Ausstellung außerordentüch
erschwert.

Nach meiner auf Grund des Katalogbruchstückes
hergestellten Uebersicht hätten sich an der Ausstellung
242 baherische, 123 preußische, 43 österreichische, 26
weimarische, 22 württembergische, 13 sächsische, 12 ba-
densische, 6 schweizerische, 2 hessische und 5 Maler aus
Norddeutschland außerhalb Preußens betheiligt, was im
Ganzen eine Theilnahme von 494 Malern ergäbe.

Die Theilnahme der plastischen Künstler vertheilt
stch in nachstehender Weise: aus Bayern 44, aus Preußen
33, aus Oesterreich 25, aus Württemberg 14, auf
Sachsen 11, auf Norddeutschland außerhalb der preu-
ßischen Staaten, auf Hessen und das Elsaß se 1.

Die Gesammrzahl der Architekten, welche die Aus-
stellung beschickten, erreicht die Zisfer 101; davon hat
Preußen mit 33 die größte Anzahl gestellt. Jhm am
nächsten steht Bayern mit 28; dann kommen Württem-
berg mit 13, Oesterreich mit 8, die sächsischen Länder
mit 7, vie außerpreußischen Theile Norddeutschlands
mit 5, Baden mit 3, Elsaß mit 2, Hessen und die
Schweiz mit je 1 Theilnehmer.

Jn Bezug auf die vervielfältigenden Künste steht,
was die Zahl der Aussteller anlangt, Sachsen obenan:
es zählt deren 40; ihm folgt Bayern mit 32, Preußen
mit 28, Oesterreich mit 23, Württemberg mit 14 Aus-
stellern und die Schweiz mit I, im Ganzen 130.

Glasmaler haben sich 15 betheiligt, davon 8 aus
Bayern, 4 aus Oesterreich, 2 aus Württemberg und 1
aus Sachsen.

Von den 66 Photographen gehören 20 Oesterreich,
11 Preußen, 10 Bayern, 7 Württemberg, 5 Sachsen,
3 der Schweiz, 2 Norddeutschland außerhalb Preußens
und 1 Hessen an.

Es haben sich 106 Schulen an der Ausstellung
betheiligt, davon trefsen auf Württemberg 59, auf
Oesterreich 24, auf Bayern 14, auf Sachsen 4, aus
Preußen 4, auf Baden 1. Außerdem haben auf das

Kunstgewerbe Bezügliches 18 Bayern, 6 Preußen und
3 Württemberger eingesendet, desgleichen 1 Badenser.

OHK.

Die Fusstellung -er Royal Academy
in London.

Diese 108. Ausstellung enthält 1522 theils aus
Oelgemälden und Aquarellen, theils aus architektonischen
Entwürfen und Skulptureu bestehende Werke. Die
Gesammtsumme steht unter dem Durchschnitt srüherer
Iahre, obschon die eingegangenen Beiträge die bis da-
hin unerreichte Ziffer von 5025 Stücken aufwiesen.
Der Präsident, Sir Francis Grant, konstatirte dieses
Factum, indem er zugleich im Hinblick auf die bethei-
ligten Künstler und Kunstfreunde sein Bedauern darüber
ausdrückte, daß die vorhandenen Galerien nicht geräumig
genug seien, um mehr als ungefähr ein Drittel der
erhaltenen Zusendungen in angemessener Weise placiren
zu können. Die Ausstellung wird alljährlich mit einem
Festessen eröffnet, welchem der Premier-Minister, der
Lord Mayor und sonstige in Kunst, Literatur und
Wissenschaft das Führeramt bekleidende Persönlichkeiten
beiwohnen. Beherzigenswerthe Reden pflegen bei dieser
Gelegenheit das Festmahl noch besonders zu würzen.
Das 3000 L St. jährlich aufbringende Vermächtniß
Sir Francis Chantrey's wird für den Ankauf von
Kunstwerken ersten Ranges auf dem Gebiete der Malerei
und Skulptur verwendet. Anfangs hatte die Verwal-
tung dieser Stiftung gehosst, einige Bilder der Royal
Academy-Ausstellung erwerben zu können, jedoch zu
ihrem Leidwesen ersahren müssen, daß die Händler ihr
zuvorgekommen und jedes für den Ankauf geeignete Bikd
sich bereits gesichert hatten. Wie anderer Orten, so
wird es auch bei hiesigen Künstlern mehr und mehr
Brauch, nicht an Privatsammlungen, sondern an Kunst-
händler zu verkaufen, welche letztere ihnen Geld auf
ihre Arbeiten vorzustrecken pflegen, während diese noch
in der Ausführung begrifsen stnd, eine Maßregel, die
für den in dem theuren London lebenden Künstler sich
als besonders zweckentsprechend empfiehlt. Bei dem
Festmahle sprach Sir James Paget, der ausgezeichnete
Chirurg, über den Zusammenhang zwischen Wissen-
schaft und Kunst. „Männer der Wissenschaft" und
„Männer der Kunst", führte er aus, betreiben das
Studium der Natur aus ganz verschiedenen Gesichts-
punken, beide sind aber Zeugen für ein und dieselbe
Wahrheit, denn zweisellos sei das Grundgeseß der
Schönheit, das der Künstler suche, und das Grund-
gesetz der Ordnung, dem der Gelehrte nachsorsche, iden-
tisch mit der Offenbarung jenes göttlichen Gesetzes, das
alle Dinge in gegenseitigem Gleichgewicht erhalte. Der
Premier-Minister Disraeli sorderte vor Allem für die
 
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