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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Atkinson, Joseph Beavington: Die Ausstellung der Royal Academy in London
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Ein holländisches Buch über Geschichte der Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0342

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071

Ein holländisches Buch über Geschichte der Baukunst.

072

PL88U seine Unübertrefflichkeit in der Kunst zur Folge
haben müsse. Es spricht jedoch nichts dafür, daß seitens
der englischen Künstler „erzumschiente Krieger" für ein
geeignetes Kunstobjekt gehalten würden. Jm Gegentheil
kultivirtCooke mitVorliebe malerische Fischerboote aufder
Zuhdersee, während Hook mit dem Krebsfange in kleinen
Nachen auf heimischen Seen nnd Buchten beschäftigt ist.

Die Britische Skulptur geräth in Verfall. Das
bedeutendste Werk — in Bronze — ist ein Bruchstück
von dem zu Ehren Wellington's in der St. Paul's Kirche
projektirten Denkmal, dessen Entwurf von dem verstor-
benen Stevens herrührt. Ich werde später aus dieses
National-Denkmal zurückkommen. I. E. Boehm und M.
Dalou, die sich beide in England ansässig gemacht haben,
lieferten Gruppen und Büsten, die lobende Erwähnung
verdienen.

Schließlich verlohnt sich's der Mühe, die Aufmerksam-
keit auf eine Brochüre, betitelt: „^oucksm^ 1^ot68 vUtll
up^urck8 ob 0U6 lluiicki'6ck i11u8trutiou8 ob tlls p)i'iu-
eixal p>iotui'68", zu lenken. Diese Jllustrationen sind
um so werthvoller, als die Zeichnungen dazu zumeist von
den Künstlern selbst herrühren- Die Vervielfältigungen
in Schwarz und Weiß sind mittels photographischer und
anderer mechanischer Manipulationen hervorgebracht, die
in England schon seit einer langen Reihe von Jahren
mannigfache Verbesserungen und Erwciterungen erfahren
haben. Ich erwähne dieses nenen ersolgreichen Epperi-
ments in der Meinung, daß dasselbe den jährlichen
Kunstausstellungen in Berlin, Paris und in anderen
enropäischen Hauptstädten als der Nachahmung würdig
zu empfehlen sei. I. Beavington Atkinson.

Ein holläudischeS Such nber Geschichte der
Saukunst.

Zu den Symptomen des Kunstverfalles der letzten
Decennien in Holland darf man wohl auch ein Buch
zählen, welches den Titel sührt:

„I>6 Bou'cvlllincks_6N6. inst 1N661' ckun 100 ubllssl-

ckin^sn. Rsicksn, Iijtllokk. 1875."

Ein Verfasser ist nicht genannt.

Unter den Abbildungen sind selbstverständlich viele
nach Holzschnitten aus deutschen Werken kopirt; die
erste Hälfte des Buches enthält eiue Geschichte der Bau-
kunst, die zweite behandelt die Themata: Wohnhäuser,
Straßen, Städte, Wasserleitungen, Brücken, Eisenbahnen.
Jch hofste, einige werthvolle Nachrichten über die Bau-
kunst in Holland zu sinden, doch vergeblich; in dem Buche
ist alles so untereinauder geworsen, als ob es aus dem
Chinesischen in's Holländische übersetzt wäre, und nicht
nur die Unordnung erinnert an's Chinesische, sondern
chm entspricht auch der Jnhglj. Dies wagte man im

Iahr 1875 zu drucken? Man höre einige Proben in
wörtlicher Uebersetzung:

Seite 59. „Bereits im Laufe des 12. Jahrhun-
derts hatten deutsche Baumeister in der Gegend des
heutigen Sachsens und Bayerns immer mehr erkannt,
daß bei großen Gebäuden die Rundbogengewölbe sehr
starke Mauern ersorderten; anfangs schüchtern, nach und
nach beherzter trachteten jene danach, die Hauptgewölbe
nach einem in der Mitte spitzen Bogen zu errichten, sie
machten die Mauern im Ganzen schwächer und ordneten
an den Stellen, wo die Gewölbe begannen, Strebepfeiler,
sogenannte „llssrsn" an. Diese neue Richtung wurde
sofort an die Mainufer verpflanzt, traf dort diejenige
der Normannen, und aus der Vereinigung des Einen
mit dem Auderen bei ausschließlicher Anwendung des
Spitzbogens entstand der sogenannte gothische Stil,
auch germanischer genannt". Nun folgt als Beispiel
der Kölner Dom, dessen Maße in „kölnischen" Fußen
beigefügt sind. Ueber die Geschichte des Domes belehrt
uns der Anonymus solgendermaßen: „Von dem Wunder-
bau zu Köln wissen wir nun mit Sicherheit, daß im
Jahr 1248 Erzbischof Conrad von Hochstädten (mo!)
den ersten Stein gelegt hat; von wem der Plan zum
Dome herrührt, ist unsicher; Viele versichern, Gerhard
von Trondheim habe ihn entworfen, Andere schreiben
ihn dem Bischof von Regensburg, Albertus Magnus, zu."

Seite 63. „Unter den Denkmälern, welche ferner
zu dem so eigenthümlichen gothischen Stil gehören, nimmt
nach dem Kölner Dom der von Straßburg, 1277 durch
Erwin von Steinbach begonnen, einen ansehnlichen
Platz ein; ferner der Dom von Maagdenburg 1363
(8io!), die Elisabetenkirche zu Marburg, 1235; der Dom
zu Freiburg im Breisgau, um 1300 vollendet; der Dom
von Regensburg, 1275 durch Andreas Eijel erbaut;
(8io!) die Stephanskirche zu Wien, 1359 durch Meister
Wenzel in Klosterneuburg begonnen (sio!)." Wie wird
es den armen Holländern ergehen, die bei diesem Pro-
fessor ihre Studien machen?

Auf derselbeu Seite 63 beginnt das interessante
Kapitel über die Renaissance; man höre: „Während
der Zeit der Frührenaissance, der ersten Periode dieses
Stils, 1450—1480, kannte man noch keine vollstänoigen
römischen Bauten, sondern blos Bruchstücke, in Folge
von Nachsorschungen, die noch sehr unvollkommen waren,
auch konnte man sich nicht plötzlich von den Formen
losreißen, an welche man gewohnt war und die so ge-
schickt sür den christlichen Gottesdienst und die Zwecke
des damaligen Lebens waren. So entstand eine sonder-
bare Vermengung von gothischen Hauptformen mit römi-
schem Beiwerk, wie wir das am Heidelberger Schloß,
dem Rathhaus zu Paris, der Certosa zu Pavia und an
vielen venezianischen Palästen sehen. Eine ganz eigen-
artige Richtung in diesem Streit der Elemente sieht
 
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